Katholiken verteidigen Papst Franziskus
Eine neue internationale Initiative will Papst Franziskus gegen Attacken von katholischen Kritikern verteidigen. Die Gruppe "Pro Pope Francis", in der Katholiken aus Kirche und öffentlichem Leben vertreten sind, wendet sich in einem online zugänglichen Schreiben direkt an den Papst. "Mit diesem öffentlichen Brief bringen wir zum Ausdruck, dass wir für Ihre mutige und theologisch wohl begründete Amtsführung dankbar sind", heißt es auf der Website "www.pro-pope-francis.com".
Die "Pastoralkultur" von Franziskus stehe für einen Umgang mit den Menschen, bei dem nicht das Gesetz, sondern das Erbarmen das letzte Wort haben solle, heißt es auf der Internetseite weiter. Und: "Sie träumen von einer 'Kirche als Mutter und Hirtin'. Diesen Ihren Traum teilen wir." Neben den Initiatoren, den Theologen Paul Zulehner (Wien) und Tomas Halik (Prag), sind derzeit (Stand Dienstagmittag) über 100 Unterzeichner des offenen Briefes einsehbar. Dazu zählen etwa die österreichischen Altbischöfe Paul Iby (Eisenstadt) und Helmut Krätzl (Wien), der Erzabt von Pannonhalma (Ungarn), Asztrik Varszegi, der Prager Weihbischof Vaclav Maly und der Altbischof von North-Aliwal (Südafrika). Aus Deutschland haben unter anderem der Berliner Sozialethiker Andreas Lob-Hüdepohl, der Jesuit und Chefredakteur der "Stimmen der Zeit", Andreas Batlogg, aber auch der ehemalige Bundestagspräsident Wolfgang Thierse unterzeichnet. Hinzu kommen bereits rund 1.000 "Unterstützer", die sich online an der Kampagne beteiligt haben.
Antwort auf die "kindliche Zurechtweisung" des Papstes
In dem Schreiben bitten Sie den Papst, nicht von seinem Weg abzuweichen, und sichern ihm Unterstützung zu. Franziskus sei es in kurzer Zeit gelungen, die Pastoralkultur der katholischen Kirche zu reformieren. Die "verwundeten" Menschen, aber auch die verwundete Natur gingen ihm zu Herzen. "Sie sehen die Kirche an den Rändern des Lebens als Feldlazarett", heißt es.
Hintergrund der Initiative ist eine Ende September veröffentlichte "kindliche Zurechtweisung" konservativer Kleriker und Theologen, die den Papst auffordern, sich von "Irrlehren" zu distanzieren. Die Unterzeichner vertreten die Ansicht, dass Franziskus "auf direkte oder indirekte Weise" häretische Standpunkte zu Ehe, Moral und Sakramentenlehre gefördert habe. Unter ihnen sind der deutsche Schriftsteller Martin Mosebach, der ehemalige Chef der Vatikanbank IOR, Ettore Gotti Tedeschi, der Ex-Vorsitzende des nationalen Forschungsrates in Italien CNR, Roberto de Mattei, sowie der Philosoph und Priester Antonio Livi, ehemals Dekan an der Lateran-Universität. Zu den Unterzeichnern gehört auch der Generalobere der traditionalistischen Priesterbruderschaft, Bernard Fellay. (bod/KNA)
Der offene Brief
Hochgeschätzter Papst Franziskus!
Ihre Pastoralen Initiativen und deren theologische Begründung werden derzeit von einer Gruppe in der Kirche scharf attackiert. Mit diesem öffentlichen Brief bringen wir zum Ausdruck, dass wir für ihre mutige und theologisch wohl begründete Amtsführung dankbar sind.
Es ist Ihnen in kurzer Zeit gelungen, die Pastoralkultur der katholischen Kirche von ihrem jesuanischen Ursprung her zu reformieren. Die verwundeten Menschen, die verwundete Natur gehen Ihnen zu Herzen. Sie sehen die Kirche an den Rändern des Lebens, als Feldlazarett. Ihr Anliegen ist jeder einzelne von Gott geliebte Mensch. Das letzte Wort im Umgang mit den Menschen soll nicht ein legalistisch, sondern ein barmherzig interpretiertes Gesetz haben. Gott und seine Barmherzigkeit prägen die Pastoralkultur, die Sie der Kirche zumuten. Sie träumen von einer "Kirche als Mutter und Hirtin". Diesen Ihren Traum teilen wir.
Wir bitten Sie, von diesem eingeschlagenen Weg nicht abzuweichen und sichern Ihnen unsere volle Unterstützung und unser stetes Gebet zu.
Die Unterzeichner