Schick zum Kommunionstreit: Betroffene tun mir leid
18:15 - Ex-Manager Middelhoff: In der Haft ging ich wieder beichten
Thomas Middelhoff, wegen Untreue verurteilter Ex-Manager, hat nach eigenen Worten in der Haftanstalt seinen katholischen Glauben wiedergefunden. Im Gefängnis sei er erstmals seit seinem 16. Lebensjahr wieder zur Beichte gegangen, berichtete er am Freitag auf dem Katholikentag in Münster. "Ich glaube, der Gefängnispfarrer war ordentlich beeindruckt von dem, was ich da alles mitzuteilen hatte." Zwar sei er in einer konservativ-katholischen Familie aufgewachsen und habe es bis zum Oberministranten gebracht, doch erst während seiner Haftzeit habe er regelmäßig die Bibel gelesen und sogar täglich den Rosenkranz gebetet. "Gott hat mich auf einen Weg zurückgeführt, den ich verlassen hatte", so Middelhoff bei einem Podiumsgespräch zum Umgang mit persönlichen Krisen.
Er habe durch eigene Schuld seine Ehre und sein Vermögen verloren und seine Ehe zerstört, bekannte der frühere Topmanager. "Mir wurde alles genommen durch meine eigenen Taten." Trotzdem fühle er sich heute freier und habe seine Ruhe wiedergefunden. Früher sei er zwar ständig um den Globus geflogen, aber letztlich auf der Flucht vor sich selber gewesen. Diesen Zustand habe er dank des Glaubens überwunden.
Middelhoff, der am Freitag 65 Jahre alt wurde, war von 1998 bis 2002 Vorstandsvorsitzender des Medienkonzerns Bertelsmann AG und von 2004 bis 2009 der Arcandor AG (bis 2007 KarstadtQuelle AG). Vor dem Hintergrund der Insolvenz von Arcandor verurteilte ihn das Landgericht Essen am 14. November 2014 wegen Untreue in 27 Fällen und Steuerhinterziehung in drei Fällen zu einer Freiheitsstrafe von drei Jahren. Die Haft verbrachte Middelhoff im offenen Vollzug der Justizvollzugsanstalt Bielefeld-Senne. Im November 2017 wurde er vorzeitig entlassen.
15:40 - Woelki weist Vorwürfe im Kommunionstreit zurück
Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki hat Vorwürfe zurückgewiesen, nach denen er in der Debatte um den Zugang zur Kommunion für nichtkatholische Ehepartner hinter dem Rücken der Deutschen Bischofskonferenz agiert habe. Er habe bereits am 16. März 2017 einen Brief an den Vorsitzenden, Kardinal Reinhard Marx, geschrieben, sagte Woelki am Freitag auf dem Katholikentag im Münster dem Kölner domradio. "Ich habe ihm darin meine Sorge mitgeteilt und ihm schriftlich meine persönliche Position dargelegt."
Schon damals, so Woelki weiter, habe er deutlich gemacht, dass er nur einer Lösung zustimmen könne, die auch mit den Bischofskonferenzen anderer Länder und den Verantwortlichen in Rom abgestimmt sei. "Wir als katholische Kirche sind weltweit vertreten. Deshalb müssen wir in dieser wichtigen Frage auch das Universalkirchliche mitbedenken."
Die von Papst Franziskus geforderte einvernehmliche Lösung des Streits durch die deutschen Bischöfe werde eine große Herausforderung sein. "Ich bin gespannt, wie uns das gelingen wird", sagte Woelki. Er finde es allerdings "toll, dass der Papst uns dieses Vertrauen schenkt".
Die deutschen katholischen Bischöfe hatten im Februar bei ihrer Vollversammlung in Ingolstadt mit Drei-Viertel-Mehrheit eine bislang unveröffentlichte Handreichung beschlossen, wonach nichtkatholische Ehepartner im Einzelfall zur Kommunion zugelassen werden können. Sieben Bischöfe, darunter Woelki, wandten sich daraufhin in einem Brief an den Vatikan und baten um Klärung der Frage, ob eine solche Regelung von einer Bischofskonferenz beschlossen werden kann. Der Vatikan verwies den Konflikt zur Klärung an die deutschen Bischöfe zurück.
15:25 - Bundeskanzlerin Merkel ist Publikumsmagnet
Eine Veranstaltung mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat am Freitag beim Katholikentag in Münster die meisten Besucher angelockt. Rund 4.000 Menschen hörten zu, als sich Merkel bei einer Podiumsdiskussion gegen nationale Abschottung wandte. Insgesamt kamen rund 10.000 Menschen zu den acht parallelen Hauptveranstaltungen. Auf der Kirchenmeile am Rande der Münsteraner Altstadt mussten Zelte zeitweise wegen Überfüllung geschlossen werden.
Merkel sagte: "Wenn wir keine gemeinsame internationale Ordnung erreichen, sondern jeder macht, was er will, dann ist das eine schlechte Nachricht für die Welt." Europa sei als alleinige Friedensmacht in der Welt nicht stark genug, so Merkel. Angesichts einer steigenden Zahl von Konflikten in der Welt rief die Kanzlerin dazu auf, nicht abzustumpfen: "Das ist eine Gefahr angesichts der vielen Bilder von Menschen, deren Würde heute mit Füßen getreten wird." Zahlreiche Konflikte spielten sich indes nicht weit entfernt ab, "sondern direkt vor unserer Haustür".
Ihre eigene Politik stellte die Kanzlerin unter das Bibelwort: "Das Werk der Gerechtigkeit wird Friede sein und der Ertrag der Gerechtigkeit sind Ruhe und Sicherheit für immer." Sie fügte hinzu: "So muss die Reihenfolge sein." Dabei verhehlte Merkel nicht, dass das "Werk der Gerechtigkeit" auch den Einsatz von Waffen und Militär verlangen könne.
Mit auf dem Podium saß auch der ghanaische Kurienkardinal Peter Turkson, seit 2016 vatikanischer Entwicklungsminister. Er nannte es bedauerlich, dass der Rückzug der USA aus dem Atomabkommen mit dem Iran das Verhältnis zu Europa beeinträchtige. Die europäischen Länder hätten jedoch eine Chance, wenn sie auf Dialog setzten, betonte er: "Frieden wird nicht durch Waffen erreicht, sondern durch Dialog."
HTML-Elemente (z.B. Videos) sind ausgeblendet. Zum Einblenden der Elemente aktivieren Sie hier die entsprechenden Cookies.
14:30 - Bätzing: Ehrliche Gottsuche bringt jedem ewiges Heil
Der Limburger Bischof Georg Bätzing hält eine gegenseitige Akzeptanz für einen erfolgreichen Dialog zwischen den Religionen für wesentlich. Aus Sicht der katholischen Kirche bringe die ehrliche Suche nach Gott jedem das ewige Heil, egal welcher Religion er angehöre, sagte er am Freitag beim Katholikentag in Münster. In den aktuellen Diskussionen stelle sich die Frage, ob der Islam auch andere Religionen als Weg zum ewigen Heil anerkenne. Bätzing betonte, dass er sich auf den türkischen Islam beziehe. Dort gebe es Gutachten, die Christen als Ungläubige bezeichnen würden. Eine gegenseitige Akzeptanz sei aber wesentlich für den Frieden zwischen den Religionen.
Der Dialog- und Kirchenbeauftragte des Zentralrats der Muslime in Deutschland, Ahmad Aweimer, bezeichnete den Frieden als Gemeinsamkeit der drei großen Religionen. In allen heiligen Schriften seien Textstellen zu finden, in denen zu friedlichem Zusammenleben aufgerufen werde.
Katholiken haben nach den Worten Bätzings "Nachholbedarf" beim Reden über ihren Glauben. "Wir sollten mehr über unseren Glauben sprechen, uns dazu ausdrücken und austauschen", hatte Bätzing bereits am Donnerstagabend beim Katholikentag gefordert. Er ergänzte: "Wir sind oft so stumm - nicht, weil das selbstverständlich wäre, sondern weil wir das nicht anders gelernt haben." Jeder Gläubige solle das Wort Gottes mit seinem Leben in Verbindung setzen. Denn dieses gebe Zuspruch und Hoffnung und könne einen neu lebendig machen, wenn das eigene Leben einmal an Grenzen gerate und einen müde mache.
14:20 - ZdK lehnt Voderholzers Sicht auf Katholikentage ab
Der Generalsekretär des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Stefan Vesper, hält die Sicht des Regensburger Bischofs Rudolf Voderholzer auf den Katholikentag für falsch. Beim Katholikentag müsse "alles aufs Tapet kommen", sagte Vesper am Freitag vor Journalisten in Münster. Voderholzer hatte am Mittwochabend gefordert, die Christentreffen müssten sich mit Forderungen zu Glaubensfragen zurückhalten: "Es wäre ein seltsames, ja ein falsches Signal, wenn vom Katholikentag aus nur oder vor allem die altbekannten kirchenpolitischen Forderungen in die Öffentlichkeit getragen würden."
Vesper betonte, nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965) bildeten alle Christen das Volk Gottes. Deshalb werde der Katholikentag auch "alles thematisieren". Vesper erinnerte daran, dass beim Katholikentag in Regensburg der damalige Professor und heutige Passauer Bischof Stefan Oster das theologische Programm mitgestaltet und mitverantwortet habe.
Auch der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, wies die Kritik Voderholzers zurück. Der Katholikentag müsse sich selbstverständlich auch mit strittigen Glaubensfragen befassen müsse, etwa mit der Debatte über den Kommunionempfang, betonte Marx.
Am Freitag trat Voderholzer selbst beim Katholikentag auf. Er sprach dort bei einer Veranstaltung über den einzigen in einem NS-Konzentrationslager geweihten Priester, Karl Leisner. Der sei ein "Prophet eines christlichen Europas", so Voderholzer.
HTML-Elemente (z.B. Videos) sind ausgeblendet. Zum Einblenden der Elemente aktivieren Sie hier die entsprechenden Cookies.
14:10 - Weihbischof Schepers: Schwule sind von Gott gewollt
Laut dem Essener Weihbischof Ludger Schepers muss die Kirche ihre Schuldgeschichte beim Umgang mit Homosexuellen offen anerkennen und ihnen zuhören. "Schwule sind von Gott gewollt, da gibt es nichts zu diskriminieren", sagte der Weihbischof am Freitag beim Katholikentag in Münster. Das Thema Sexualität sei in der katholischen Kirche "überproportional vertreten", so Schepers, der der Pastoralkommission der Deutschen Bischofskonferenz angehört. Papst Franziskus habe aber Türen geöffnet für eine Versöhnung zwischen der Kirche und Homosexuellen.
Ex-Bundesministerin Barbara Hendricks (SPD) kritisierte den Umgang der katholischen Kirche mit homosexuellen Partnerschaften. Die Kirche habe aus ihrer Sicht zwar das Recht, das Sakrament der Ehe der Verbindung von Mann und Frau vorzubehalten, "aber sie darf schwulen und lesbischen Paaren einen Segen nicht verweigern", sagte Hendricks. Die SPD-Politikerin ist Mitglied im Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) und mit einer Frau verheiratet.
"Kirche ist reformunfähig"
Hendricks kritisierte auch eine mangelnde Solidarität der Amtskirche mit verfolgten Homosexuellen. Es dürfe nicht sein, dass wie in Uganda die Bischöfe zu Pogromen gegen Homosexuelle schwiegen, die von evangelikalen Christen geschürt worden seien. "Ihnen müsste der Vatikan den Rücken stärken, damit die Bischöfe aufstehen und sagen: Nein, auch die Homosexuellen sind Geschöpfe Gottes." Eine ernst gemeinte Entschuldigung der Kirche für das jahrhundertelange Unrecht gegenüber Homosexuellen erfordere "mutige Schritte in der Weltkirche".
Der frühere Sprecher des Lesben- und Schwulenverbandes in Deutschland (LSVD), Manfred Bruns, äußerte sich mit Blick auf grundlegende Reformen in diesem Punkt skeptisch. Das Unfehlbarkeitsdogma der Kirche würde auf dem Spiel stehen, "wenn sie zugeben würde, dass sie jahrhundertelang falsch gelegen hat". Die Kirche sei reformunfähig, solange sie von einer "Riege alter Männer geführt wird, die keine erfüllte Partnerschaft erlebt", so Bruns. Er selbst, der nach eigenen Worten aus einer streng katholischen Familie stammt, habe als junger Mann darüber nachgedacht, sich umzubringen. Dann habe er jedoch erkannt: "Mein Gott ist schwul und er ist mit mir sehr einverstanden."
13:10 - Marx: Bin überrascht vom Widerstand in Kommunionsfrage
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, hat sich angesichts des Kommunionsstreits erstaunt über den großen Widerstand einiger Bischöfe gezeigt. Er sei "überrascht", dass die Reformdebatte teilweise so "ängstlich" gesehen werde, sagte Marx am Freitag beim Katholikentag in Münster. Dabei sei das Interesse vieler Katholiken an Reformen und einer Annäherung an die Protestanten stark ausgeprägt. "Da müssen wir Lösungen finden und nicht ständig überlegen: 'Was geht nicht?', sondern: 'Was geht?'", sagte Marx.
Der Annäherungsprozess zwischen Katholiken und Protestanten wird durch einen Zwist unter den Bischöfen belastet. Dabei geht es darum, ob protestantische Ehepartner im Einzelfall zur Kommunion gehen dürfen. Die Bischofskonferenz hatte unter Marx' Leitung den Weg dafür freigemacht - sieben Bischöfe wandten sich daraufhin in einem Brief an den Vatikan und baten um Klärung der Frage, ob eine solche Regelung von einer einzelnen Bischofskonferenz beschlossen werden kann. Der Vatikan verwies nach einem Gespräch den Konflikt zur Klärung an die Bischofskonferenz zurück.
Marx sagte, ihn und viele andere treibe die Frage um, wie man die Spaltung zwischen den beiden Kirchen überwinden könne. "Das muss unsere Leidenschaft sein, und da lasse ich auch nicht nach", betonte er. Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, sagte, auch seine Leidenschaft für dieses Thema sei "kein bisschen" gebremst. Er bezeichnete den Beschluss der Bischofskonferenz als "Riesenzeichen", dieser werde auch nicht durch den Vorstoß der Kritiker entwertet. An Marx gerichtet sagte er: "Jetzt habt ihr die Aufgabe vom Papst mitgegeben bekommen, das in möglicher Einmütigkeit irgendwie hinzukriegen."
HTML-Elemente (z.B. Videos) sind ausgeblendet. Zum Einblenden der Elemente aktivieren Sie hier die entsprechenden Cookies.
12:30 - Schick bedauert Wirkungen des Kommunionstreits
Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick bedauert Verunsicherungen durch den Konflikt um den Kommunionempfang für nichtkatholische Ehepartner. Die Betroffenen täten ihm leid, sagte er am Freitag beim Katholikentag in Münster. Er habe den durch Indiskretion bekannt gewordenen Brief an Rom unterschrieben, weil ihm als Weltkirche-Bischof der Bischofskonferenz an einer in allen Ländern gültigen Regelung gelegen sei.
Die Bischöfe hatten mit Drei-Viertel-Mehrheit eine Handreichung beschlossen, wonach nichtkatholische Ehepartner im Einzelfall die Kommunion empfangen können. Sieben Bischöfe, darunter Schick, wandten sich daraufhin in einem Brief an den Vatikan und baten um Klärung der Frage, ob eine solche Regelung von einer einzelnen Bischofskonferenz beschlossen werden kann. Der Vatikan verwies nach einem Gespräch den Konflikt zur Klärung an die Bischofskonferenz zurück.
Der Brief habe sich nicht gegen ökumenische Ehepaare gerichtet, so Schick. Er wünsche sich nun eine einmütige Regelung, wie der Papst sie anstrebe, "und vielleicht hilft er uns noch ein bisschen dabei".
Oster: Gefahr einer "Wischi-Waschi-Ökumene"
Ähnlich äußerte sich der Passauer Bischof Stefan Oster. Der Brief sei nicht für die Öffentlichkeit bestimmt gewesen. Wenn Rom die Lösung dieser Frage nach Deutschland zurückgebe, "dann machen wir es". Allerdings wolle er zunächst genauer hören, was bei dem mehrstündigen Gespräch in Rom gesagt wurde. Oster warnte vor der Gefahr einer "Wischi-Waschi-Ökumene", bei der hintergründig die Wahrheitsfrage eliminiert werde. Wer die Kommunion empfange, sage auch "Amen" zum katholischen Verständnis von Kirche mit Papst und Bischöfen.
Der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) wies darauf hin, dass 40 Prozent der christlichen Kinder in seinem Land in gemischtkonfessionellen Ehen lebten. Er habe dem Papst gebeten, diese Tatsache in der Seelsorge zu berücksichtigen. In dieser Frage könne es "nicht nur um die hohen Dogmen und die hohe Theologie" gehen.
12:15 - Schwaderlapp: Sexualität ist Geschenk mit Gefahrenpotenzial
Aus Sicht des Kölner Weihbischofs Dominikus Schwaderlapp ist die Sexualität "ein großes Geschenk Gottes". Sie könne Menschen froh und glücklich machen, sagte er am Freitag beim Katholikentag in Münster. Zugleich aber könne Sexualität auch "gefährlich werden, wenn sie auf Kosten anderer ausgelebt wird".
Die katholische Kirche sei keineswegs lust- und leibfeindlich und nur auf Verbote oder "Spielverderbermoral" fixiert, betonte Schwaderlapp: "Der Leib ist etwas Großartiges und Göttliches, daher sollte sich für Christen aber auch ein zu leichtfertiger Umgang mit der Sexualität ausschließen." Die Botschaft der Kirche zu Ehe, Familie und Sexualität sei "weder zeitgemäß noch unzeitgemäß", so der Bischof. Sie sei anspruchsvoll, weil sie auch immer wieder erklärt werden müsse: "Sie schützt Leben, Leib und Liebe und zeigt Wege auf zum authentischen Leben."
"Ich bin auf Facebook und tue mich schwer, dort meinen Beziehungsstatus anzugeben: Als Single fühle ich mich nicht wirklich", so Schwaderlapp weiter. "Ich würde gerne 'in einer Beziehung' eintragen, aber das würde sicher missverstanden. Bleibt wohl nur 'es ist kompliziert'."
11:05 - Göring-Eckardt äußert Hoffnung auf Mahlgemeinschaft
Die Vorsitzende der Bundestagsfraktion der Grünen, Katrin Göring-Eckardt, hat sich auf dem Katholikentag hoffnungsvoll über eine mögliche Mahlgemeinschaft von Protestanten und Katholiken geäußert. "Wahrscheinlich wird das mit dem gemeinsames Abendmahl dann doch viel schneller gehen", sagte die engagierte Protestantin am Freitag in Münster. Göring-Eckardt äußerte sich bei einem Bibelimpuls zu einem Text aus dem Buch Jesaja.
Die Politikerin forderte außerdem ein leidenschaftliches Engagement für die europäische Einheit. Angesichts weltweiter Spannungen, Krisen und Konflikt sei Europa der einzige Ort, "an dem wir gut, an dem wir gemeinsam leben können". Mit Blick auf das Motto des Katholikentags "Suche Frieden" erinnerte Göring-Eckardt an Konflikte etwa in Iran, Syrien oder dem Jemen. Sie sprach von "Tagen, in der die Welt an so unterschiedlichen Stellen brennt und wir große Sorgen haben, dass diese Brände größer werden - und von denen wir nicht wissen, wie wir sie löschen können". Die Aufkündigung des Atomabkommens mit dem Iran durch die US-Regierung nannte sie "unfassbar".
Göring-Eckard sprach zudem von einer besonderen Verantwortung Deutschlands für die Juden, weil von diesem Land die Schoah ausgegangen sei. Vor dem Hintergrund der jüngsten Übergriffe auf Juden in Deutschland betonte sie: "Für Antisemitismus ist hier kein Platz, und Israels Existenzberechtigung stellen wir nicht infrage." Göring-Eckardt war von 2009 bis 2013 Präses der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und Präsidentin des 33. Deutschen Evangelischen Kirchentags 2011 in Dresden.
Das Programm von katholisch.de auf dem Katholikentag
Katholisch.de und KNA auf einer Bühne beim Katholikentag in Münster: Auf dem Programm stehen nicht nur Interviews mit Prominenz aus Politik, Kirche und Gesellschaft, sondern auch Live-Abendgebete und Mitsingkonzerte.10:50 - Nahles: Kreuzungen statt Kreuze
Die SPD-Vorsitzende Andrea Nahles sorgt sich mit einem Augenzwinkern um die Außenwirkung der Politik. Aus der Perspektive der Kirche laufe das im Moment ganz schön schräg, sagte Nahles am Donnerstagabend beim Empfang ihrer Partei zum Katholikentag. Der Bundesgesundheitsminister sorge sich um die Einwanderungspolitik und das bayerische Kabinett spiele Bischofskonferenz. Sie wolle deshalb folgendes vorschlagen, so die Politikerin: "Wir in der Politik kümmern uns darum, dass Kreuzungen saniert und nicht Kreuze aufgehängt werden."
In Europa sieht Nahles eine Art säkulare Dreifaltigkeit. "Ich meine die Dreifaltigkeit, die man in keiner anderen Weltregion findet", sagte sie. Europa habe hohe soziale Standards, eine hohe Wirtschaftskraft und eine echte Demokratie - nicht mehr in jedem Land, aber in den meisten.
Die SPD-Parteivorsitzende hat unterdessen ihre Teilnahme an der Diskussion "Ehrenamt 4.0 - engagiert, vielfältig und selbstorganisiert" am Freitag auf dem Katholikentag abgesagt. Dafür wird bei der Veranstaltung "Deutsche Klimapolitik, quo vadis?" die frühere Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) das Podium verstärken. Auch gibt es beim Podium "Landwirtschaft neu denken!" einen Wechsel. Statt der CDU-Politikerin Maria Flachsbarth wird Alois Bauer, Unterabteilungsleiter im Bundeslandwirtschaftsministerium, daran teilnehmen.
10:15 - Theologe warnt vor Weihe von Diakoninnen
Gegen die Weihe lebenserfahrener verheirateter Männer (viri probati) zu Priestern sowie von Frauen zu Diakoninnen zum jetzigen Zeitpunkt hat sich der Freiburger Fundamentaltheologe Magnus Striet ausgesprochen. Dieser Schritt würde eine notwendige vollständige Gleichberechtigung der Frau in der katholischen Kirche nur verzögern, sagte er am Donnerstag auf dem Katholikentag in Münster. Das wahre Problem, das es zu lösen gelte, sei das derzeitige Amtsverständnis der Kirche und die damit verbundene Macht.
Auch beim Umgang mit Homosexuellen und in der Frage gleichgeschlechtlicher Partnerschaften müsse sich die Kirche weiter bewegen als bislang, sagte Striet. Diese Menschen wollten nicht nur nicht verurteilt, sondern vielmehr vollständig anerkannt werden. Derzeit verstießen homosexuelle Partnerschaften noch gegen das Kirchenrecht. Das müsse geändert werden. Aber vielleicht sei das nur eine Frage der Zeit. Noch im 19. Jahrhundert habe man in der Gesellschaft größtenteils von gleichgeschlechtlicher Liebe schier nichts gewusst.
In vielen ethischen und moralischen Dingen habe sich das Kirchenvolk längst von der Lehre verabschiedet und für autonom erklärt, erläuterte der Theologe. Auslöser sei nach seiner Meinung das Lehrschreiben "Humanae vitae" gewesen, mit Papst Paul VI. 1968 faktisch die Pille verboten hatte. Damals hätten die Katholiken Autonomie erlernt, indem sie die Unterscheidung zwischen künstlicher und nichtkünstlicher Verhütung für "Unsinn" erklärt hätten.
9:50 - Marx: Kirche muss mehr für Kinderschutz tun
Nach den Worten des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, ist die 2010 öffentlich gewordene Missbrauchskrise ein Wendepunkt in der Geschichte der katholischen Kirche gewesen. Die Fälle von sexueller Gewalt seien für ihn ein "Schockerlebnis" gewesen, sagte Marx am Donnerstag auf dem Katholikentag in Münster. Die Kirche habe die Dimension des Skandals lange falsch eingeschätzt. Um so stärker müsse ihr Engagement zum Kinderschutz sein. "Man fällt schnell zurück und schaut nicht mehr hin. Deshalb müssen wir aufmerksam bleiben." Die Kontakte mit den Kirchen auf anderen Kontinenten könnten helfen, auch wenn die politischen Verhältnisse in einem Land durcheinander geraten seien, so der Kardinal. "In kleinen Projekten im kirchlichen Schutz können wir Vieles tun." Dabei sei es wichtig, Hilfe zur Selbsthilfe zu ermöglichen.
Kindesschutz ist nach den Worten des Leiters des Center of Child Protection in Rom, Pater Hans Zollner, ein Thema, das sich für die Kirche nicht mehr "wegdrücken" lässt. "Die Kirche muss sich dem stellen", sagte das Mitglied der Päpstlichen Kommission für den Schutz von Minderjährigen. Es müsse ein stärkeres Bewusstsein für das Thema geschaffen werden. "Man darf das nicht mehr verleugnen", sagte Zollner beim Podium "Lasst uns in Frieden (auf-) wachsen".
Der Präsident des Kindermissionswerks "Die Sternsinger", Klaus Krämer, kündigte an, regionale Kinderschutzzentren zu gründen. In anderen Regionen der Welt müssten andere Antworten gefunden werden. "Die jeweiligen kulturellen Voraussetzungen müssen beachtet werden." So könne der Kindesschutz auf solide Beine gestellt werden. Mit Hilfe der Zentren könnten Familien, Lehrer oder Erzieher zum Thema sexualisierte Gewalt geschult werden.
HTML-Elemente (z.B. Videos) sind ausgeblendet. Zum Einblenden der Elemente aktivieren Sie hier die entsprechenden Cookies.
9:00 - Bischof Feige würdigt Ökumene unter Papst Franziskus
Ökumenebischof Gerhard Feige hat das ökumenische Engagement des Papstes gewürdigt. Franziskus sei "ein ökumenisch inspirierter und ökumenisch inspirierender Papst", sagte Feige am Donnerstag beim Katholikentag in Münster bei einer Podiumsdiskussion unter dem Motto "Die Spaltung unter uns Christen ist ein Skandal!". Franziskus stehe in der Tradition des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965), setze aber auch eigene Akzente. Die Einheit der Christen sei die zentrale Sorge des Papstes. Er pflege eine Ökumene der Begegnung und setze starke Symbole. Dadurch werde die Glaubwürdigkeit des Evangeliums gestärkt.
Der griechisch-orthodoxe Metropolit von Deutschland Augoustinos sagte, Franziskus erinnere ihn an die "Apostel, als sie noch Fischer waren". Auch er selbst wünsche sich mehr Gemeinschaft unter den verschiedenen christlichen Kirchen: "Christ zu sein heißt für mich, auch ökumenisch zu sein." Auch andere Religionen und Atheisten dürfe man auf dem gemeinsamen Weg nicht ausschließen. Die Kirche von morgen müsse nicht hochtheologisch sein; stattdessen solle ihre Botschaft für alle Menschen leicht verständlich sein.
Die stellvertretende Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Annette Kurschus, wies auf ein logisches Dilemma bei der Öffnung der katholischen Kirche hin: Der Papst wolle vertikale Hierarchien abbauen. Diese Reform allerdings "von oben" anzuordnen, sei paradox: "Unser Modell von Kirche ist nicht, dass vorne jemand steht und sagt wo es langgeht." Der Erste unter den Christen sei für die Protestanten nicht der Papst, sondern Jesus Christus. (tmg/KNA/dpa)