Neuausrichtung bei Anlagepolitik und Arbeitgeberbeiträgen

Katholische Zusatzversorgungskasse unter Druck

Veröffentlicht am 21.04.2016 um 09:43 Uhr – Lesedauer: 
Finanzen

Köln ‐ Wegen der anhaltenden Niedrigzinsphase steht die Kirchliche Zusatzversorgungskasse (KZVK) der katholischen Bistümer in Deutschland unter Druck. Sie kündigte eine Neuausrichtung bei der Anlagepolitik an.

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"Die anhaltende Null- oder Negativverzinsung von Staatsanleihen führt bei der KZVK wie bei vielen Pensionskassen zu einem Anpassungsbedarf sowohl bei der Anlagepolitik als langfristig auch bei den Arbeitgeberbeiträgen", erklärte KZVK-Vorstand Michael Klaas. Die 1976 gegründete Kasse ist verantwortlich für die betriebliche Altersversorgung von rund 1,2 Millionen Beschäftigten in katholischen und Caritas-Einrichtungen, darunter Kindergärtnerinnen, Krankenpfleger, Organisten oder Pastoralreferenten.

Für 2014 weist der Geschäftsbericht einen Fehlbetrag von rund 5,5 Milliarden Euro aus, 737 Prozent mehr als im Jahr davor. Der Kapitalanlagendeckungsgrad sank von 95 Prozent im Jahr 2013 auf 74,4 Prozent im Jahr 2014. KZVK-Sprecher Willy Wolfertz sagte auf Anfrage, es handele sich um einen einmaligen Fehlbetrag aufgrund einer Anpassung der Rückstellungen an niedrige Zinsen.

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Die katholische Kirche in Deutschland hat eine Orientierungshilfe zu ethisch-nachhaltigem Investment veröffentlicht. Die Hilfe richtet sich an die Verantwortlichen für die Finanzen in Bistümern, Kirchenbanken, Stiftungen und Pfarreien.

Die Kapitalanlagen beziffert die Kasse für 2015 auf 17,9 Milliarden Euro. Die Neuausrichtung ziele auf eine langfristige Absicherung der KZVK, so Wolfertz. Unter anderem müssten die rund 15.800 kirchlichen Betriebe höhere Beiträge für ihre Mitarbeiter entrichten. Der ursprüngliche Beitragssatz von 4 Prozent des zusatzversorgungspflichtigen Entgelts sei schon in der Vergangenheit schrittweise angehoben worden und betrage seit Januar dieses Jahres 5,3 Prozent. Bis 2024 solle der Satz auf 7,1 Prozent steigen.

"Vereinbartes Leistungsversprechen dauerhaft nicht zu realisieren"

Wolfertz wies darauf hin, dass das 2001 von den Tarifparteien des öffentlichen Dienstes vereinbarte Leistungsversprechen von einer Verzinsung von 6,25 Prozent ausgehe. Diese sei aber wegen der Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank dauerhaft nicht zu realisieren. Neben höheren Beiträgen soll auch eine "renditestärkere risikoorientierte Anlagepolitik" Bestandteil des Reformpaketes sein, wie es in der Mitteilung der KZVK heißt.

Mit rund 250 Mitarbeitern gehört die KZVK zu den größten Pensionskassen in Deutschland. Neben den 1,2 Millionen Versicherten gibt es nach den Angaben derzeit rund 154.000 Rentenempfänger. Mit der Zukunft der KZVK hatte sich am Mittwoch laut "Frankfurter Allgemeine Zeitung" der Verwaltungsrat befasst, dem Vertreter der Dienstgeber und -nehmer angehören. Am kommenden Montag wollten die Diözesanbischöfe über die Kasse beraten. Erwogen würden unter anderem neue und professionellere Aufsichtsstrukturen, die sich an der Privatwirtschaft orientierten. (KNA)