"Kerngeschäft für die Kirche"
Bei ihrer Tagung hatten sich die Bischöfe und Weihbischöfe am Mittwochnachmittag bei einem Studientag mit der Religionsfreiheit in aller Welt beschäftigt. Im Mittelpunkt stand dabei die Situation in Nigeria. Das westafrikanische Land ist religiös gespalten in einen mehrheitlich muslimischen Norden und einen christlich geprägten Süden. Immer wieder kommt es zwischen den Religionsgemeinschaften zu Gewaltausbrüchen und Attentaten. Vor allem die radikalislamische Sekte Boko Haram ist für zahlreiche Anschläge verantwortlich.
Über die Situation in Nigeria berichtete bei der Vollversammlung der Erzbischof von Abuja, Kardinal John Onaiyekan. Boko Haram gefährde mit seinen Mordattacken den "relativen Frieden" zwischen Christen und Muslimen in dem Land. Obwohl muslimische Autoritäten immer wieder den religiösen Terrorismus der Gruppe verurteilt hätten, sei es Boko Haram dennoch gelungen, unter Christen Zweifel an der Friedfertigkeit der Muslime zu wecken und eine Atmosphäre des Misstrauens zu erzeugen.
"Religionspolitische Sonderwege überwinden"
Onaiyekan betonte jedoch, dass die meisten Christen und Muslime in Nigeria im Frieden miteinander lebten. "Mehr noch: Sie geben auch ihr Bestes, um den Frieden aufrecht zu erhalten", sagte der Kardinal. Für eine friedliche Zukunft sei es unverzichtbar, religionspolitische Sonderwege - wie die Einführung der Scharia in mehreren Bundesstaaten - zugunsten eines einheitlichen Gesetzes zu überwinden. Die in der Verfassung anerkannte Religionsfreiheit sei dabei der Rahmen, der ein gutes Miteinander der Gläubigen ermöglichen könne.
Schick, der auch Vorsitzender der Kommission Weltkirche der Bischofskonferenz ist, wies darauf hin, dass sich auch in Deutschland die Frage nach der Religionsfreiheit stelle. Beispiele seien die Diskussionen um ein Kopftuchverbot für muslimische Lehrerinnen oder religiös motivierte Beschneidungen. In diesem Zusammenhang betonte der Erzbischof, dass es der Kirche bei ihrem Einsatz für Religionsfreiheit nicht um Klientelpolitik gehe. "Wenn wir uns besonders für die notleidenden Christen einsetzen, dann ist das nicht exklusiv, sondern exemplarisch zu verstehen", so Schick. Das Engagement für verfolgte Christen sei immer eingebettet in den größeren Kontext des Engagements für Religionsfreiheit und Menschenrechte.
Umstrittener Besuch
Der Besuch von Kardinal Onaiyekan bei der Vollversammlung war umstritten. Der 60-Jährige hatte im Januar ausdrücklich ein Gesetz des nigerianischen Parlaments begrüßt, das die rechtliche Lage für Homosexuelle in dem Land deutlich verschärft. Danach wird das Eingehen einer gleichgeschlechtlichen Lebensgemeinschaft mit bis zu 14 Jahren Haft bestraft. Vor dem Tagunsgort der Bischofskonferenz demonstrierten am Donnerstag rund 50 Menschen gegen Onaiyekan und seine Haltung zur Homosexualität.
Der Kardinal betonte in Münster, dass er die Kriminalisierung von Homosexuellen nicht unterstütze. Allerdings könne die katholische Kirche die Gleichstellung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften mit der traditionellen Ehe von Mann und Frau nicht unterstützen. Erzbischof Schick betonte, dass niemand wegen seiner sexuellen Orientierung diskriminiert werden dürfe - "das steht auch so im Katechismus". Für die Kirche bleibe die Ehe aber eine Lebensgemeinschaft von Mann und Frau.