Bischof Gregor Maria Hanke beendet Willibaldswoche

"Kirche darf nicht selbstbezogen sein"

Veröffentlicht am 14.07.2014 um 00:00 Uhr – Lesedauer: 
Gregor Maria Hanke, Bischof von Eichstätt spricht mit einem Kind
Bild: © KNA
Bistum Eichstätt

Eichstätt ‐ Unter dem Motto "Aufbrechen im Glauben" hat das Bistum Eichstätt die diesjährige Willibaldswoche gefeiert. Bischof Gregor Maria Hanke bedankte sich bei den Gläubigen, die vom 5. Juli bis Sonntag an das Grab des heiligen Willibald nach Eichstätt gepilgert waren und an den verschiedenen Veranstaltungen der Festwoche teilgenommen haben. "Über 3.500 Gläubige sind aufgebrochen im Glauben. Es war wieder eine gelungene Woche", bilanzierte deren Organisator, Domkapitular Alfred Rottler.

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Nach Worten des Bischofs stiftet die Willibaldswoche Einheit im Bistum und ermöglicht den Teilnehmern gute Begegnungen. Der heilige Willibald (siehe Info-Kasten) sei mehr denn je Beispiel für die Gläubigen von heute. Hanke wörtlich: "Wir werden wieder Missionsland. Wir brauchen Neuaufbrüche der Evangelisierung". Die Freude, mit der Willibald an sein Missionswerk herangegangen sei, sollte auch auf die Menschen im Bistum überspringen. "Gott traut uns zu, dass wir den Weg des Glaubens in die Zukunft bauen."

Bischof: Christen sind keine Untermieter des Staates

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Video: © Daniela Bahmann

Zusammenfassung der Willibaldswoche 2014

Zahlreiche Vertreter der rund 270 Pfarreien des Bistums Eichstätt haben nach Angaben der Pressestelle an dem neu eingeführten Tag der Pfarrgemeinderäte zum Abschluss der Woche teilgenommen. Hanke danke ihnen für die Übernahme von Verantwortung in den Pfarreien und rief die Pfarrgemeinderäte auf, mit der Gesellschaft in Dialog zu treten. Ihr Einsatz solle jedoch nicht nur als bürgerschaftliches Engagement verstanden werden. Das Ziel müsse sein, das Licht des Glaubens leuchten zu lassen bis an die Ränder. "Das Leben in unseren Pfarreien und Verbänden darf nicht selbstbezogen sein", so der Bischof weiter.

Christen dürften sich nicht zum bloßen Untermieter der Gesellschaft oder des Staates reduzieren lassen, "die sich auf das ihnen im Mehrparteienhochhaus der modernen Gesellschaft zugewiesene Appartement kirchlicher Binnenraum beschränkt". Hanke wandte sich gegen Versuche, den christlichen Glauben auf die Privatsphäre oder den engen Kirchenraum einzugrenzen.

Hanke: Religionen nicht gleich behandeln

Er kritisierte die Forderungen, alle Religionen gleich zu behandeln. "Hier wird ein Gleichheitsbegriff angewendet, der einebnet, der historisch gewachsene Fakten und positive Früchte der christlichen Tradition leugnet". Mit solchen Forderungen ziele man darauf ab, alle Religionen von Seiten des Staates als gleich unbedeutend zu behandeln, "um damit dem Gemeinwohl stiftenden Mehrwert der christlichen Tradition nicht mehr Rechnung tragen zu müssen". Von diesem Mehrwert allerdings profitiere die Gesellschaft bis heute.

Bild: ©pde-Foto/Geraldo Hoffmann

Bischof Gregor Maria Hanke und Domkapitular Alfred Rottler spenden Ehejubilaren im Eichstätter Dom den Einzelsegen.

Laut Hanke interpretieren viele Christen die Offenheit der Kirche zur Welt nicht selten als "Christentum light, das nicht auffällt, das niemand bemerkt, ... weil wir Angst haben, nicht zeitgemäß zu sein". Christentum light gelte als weltoffen, weil es niemand heraufordere. Darin bestehe immer wieder auch eine Gefahr für die Christen im Dialog mit der Welt.

Bischof: Ohne Treue keine Erfüllung

Nach dem Gottesdienst im Dom sprach die Präsidentin des Bayrischen Landtags, Barbara Stamm, über ehrenamtliches Engagement in Kirche und Gesellschaft. Weitere prominente Gäste der Wallfahrtswoche waren der neue Passauer Bischof Stefan Oster, Bischof Jean Noel Diouf aus dem Senegal, Erzbischof Fortunatus Nwachukwu, Apostolischer Nuntius in Nicaragua, und Zisterzienser-Pater Karl Wallner aus dem Kloster Heiligenkreuz in Österreich. Im Zuge der Woche wurde im Bistum Eichstätt auch das neue Gesang- und Gebetbuch "Gotteslob" eingeführt.

Am Samstag hatte die Kirche von Eichstätt ein "Fest der Treue" für Ehejubilare gefeiert. "Die Ehe und Familie sind Kirche im Kleinen", sagte Hanke. Ohne Treue würde der Mensch zum Nomaden, ruhelos hin und hergetrieben von einem Gefühl zum anderen, von einer Sehnsucht und Begierde zur nächsten. "Dabei wird die Seele des Menschen obdachlos, das Leben bleibt letztlich ohne Erfüllung."

Von Agathe Lukassek

Der heilige Willibald

Willibald von Eichstätt, kam im Jahre 720 aus England und wollte mit seinem Vater Richard eine Pilgerfahrt ins Heilige Land unternehmen. Der Vater starb unterwegs, und so pilgerte Willibald allein nach Jerusalem. Dann kehrte er nach Rom zurück. Jahrelang arbeitete er am Wiederaufbau des berühmten, aber völlig verwahrlosten Klosters auf dem Monte Cassino mit. 739 beauftragte ihn Papst Gregor III., nach Germanien zu gehen, um Winfried Bonifatius bei seiner Missionsarbeit zu unterstützen. Dieser sandte Willibald nach Eichstätt in den bayrisch-fränkischen Grenzraum und weihte ihn 741 zum Bischof. Äußerst segensreich wirkte der Angelsachse für sein junges Bistum und ließ in der Bischofsstadt Eichstätt den "Ur-Dom" errichten. In Heidenheim gründete er die später berühmt gewordene Frauenabtei, in der er seine Schwester Walpurga, die ihn bei der Missionsarbeit unterstützte, als erste Äbtissin einsetzte. Am 7. Juli 787 starb Bischof Willibald. Vor seinem Tode hatte er noch einer Nonne die Geschichte seines Lebens diktiert.