Kirche versus Regierung
Gleichgeschlechtliche Lebensgemeinschaften müssen danach rechtlich schlechter gestellt werden. In einer gewaltigen Kraftanstrengung hat die Kirche und die von ihr gesponserte Bürgerbewegung "Im Namen der Familie" über 700.000 Unterschriften für das Referendum gesammelt. Das sind 20 Prozent aller Wahlberechtigten. Und das in nur zwei Wochen.
Die Regierung hatte mit Verfahrenstricks noch verhindern wollen, dass mit der Abstimmung das Minderheitenrecht in diesem Adrialand schweren Schaden nimmt. Erst vor wenigen Tagen hatte der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) eine Diskriminierung homosexueller Paare in Griechenland gerügt.
Proteste in den Medien
Seit Wochen laufen große Teile der kroatischen Gesellschaft gegen das Referendum Sturm. Prominente Künstler haben ein Video veröffentlicht, in dem sie ihre Anhänger zu Nein-Stimmen aufrufen. "Ich hoffe immer noch, dass die Kroaten kein Volk sind, das hasst" heißt es dort.
Speerspitze des medialen Widerstandes ist die große Zeitung "Jutarnji list", die sich deshalb schon einen Kaufboykott zugezogen hat. "Es ist wie bei Stalin, der Homosexuelle in Lager nach Sibirien geschickt hatte", heißt es in einem Kommentar in dem Blatt.
Es sei ein regelrechter "Kreuzzug" losgetreten worden, schreibt die Zeitung "Novi". Die Kirche wolle "beweisen, dass die heilige Ehe das einzige Fundament der menschlichen Zivilisation ist", kommentiert die Zeitung.
Die bekannte Psychologie-Professorin Mirjana Krizmanic sagte der Zeitung "Slobodna Dalmacija" in Split: "Schrecklich, dass wir in die Vergangenheit zurückkehren. Unsere Jugend ist die konservativste in ganz Europa".
Bei Umfragen im Internet stimmen zwei Drittel mit Nein und ein Drittel mit Ja. Aber kaum jemand zweifelt, dass die gut organisierten Befürworter des Referendums ihre Anhänger mobilisieren werden. Selbst in den Kirchen werden die Gläubigen ermahnt, es sei ihre christliche Pflicht, an der Abstimmung teilzunehmen und mit Ja zu stimmen.
Von Thomas Brey (dpa)