Kirche wirbt bei CSU für ein neues Denken
Wahre Solidarität, so Kestel, sei mehr als die "Münze für den Bettler", sondern komme zur Einsicht, dass ein Haus, das Bettler hervorbringe, umgebaut werden müsse. Der Verwaltungschef des Erzbistums Bamberg erbat zugleich Gottes Segen für jedes politische Handeln, das Flüchtlinge schützt und den gesellschaftlichen Zusammenhalt bewahrt.
Gast des Treffens war neben anderen auch der ungarische Ministerpräsident Viktor Orban, der wegen seiner rigiden Haltung gegenüber Flüchtlingen weltweit gerügt wird. Kritik an der Einladung für Orban hatte nicht nur die bayerische Opposition, sondern auch die katholische Kirche geübt. Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki hatte bei der Bischofsvollversammlung in Fulda vor einem "Nachhilfeunterricht zur Abschottung" gewarnt. Zwar habe er nichts gegen die Einladung Orbans, doch sendeten solche Besuche immer gewisse Botschaften aus, so Woelki. Stacheldraht, Schlagstöcke und Nebelbomben seien keine Mittel, um traumatisierte Flüchtlinge von den Grenzen abzuhalten.
In der Bibel werde das gemeinsame Menschliche betont, anstatt die Differenzen zwischen den Kulturen deutlich zu machen, sagte Kestel am Mittwochabend im Gottesdienst vor den christsozialen Abgeordneten. Das sei auch die heutige Aufgabe in der Flüchtlingskrise. "Der Willkommenskultur muss eine Kultur der Integration folgen", unterstrich der Generalvikar. Er warnte zugleich vor einem Missbrauch der Religionen. Sie dürften niemals Anlass für Konflikte sein, sondern "Quellen des Friedens". Da aber Religiosität tief im Menschen verankert sei, bestehe die Gefahr, dass sie von Ideologen und Fanatikern umgeleitet und missbraucht werde. (KNA)