Koch: So soll das Katholische Institut arbeiten
Die letzten Weichen für den Start des geplanten Instituts für Katholische Theologie stellt die Berliner Humboldt-Universität voraussichtlich noch vor der Sommerpause. Der Akademische Senat nahm jetzt das Konzept zur Kenntnis, dem Vernehmen nach mit Wohlwollen. Berlins Erzbischof Heiner Koch spricht im Interview über Details und Ausrichtung des Instituts. Ihm ist vor allem ein fächerübergreifender Austausch wichtig.
Frage: Herr Erzbischof, die Ausstattung für das katholisch-theologische Institut an der Humboldt-Uni steht weitgehend fest - wo soll es denn angedockt werden?
Koch: Es ist vorgesehen, dass das Institut als sogenanntes Zentralinstitut direkt an die Universitätspräsidentin angebunden wird. Dieser Status ermöglicht eine gewisse Selbstständigkeit und für die Zukunft gute Entfaltungsmöglichkeiten, für die ich dankbar bin.
Frage: Naheliegend wäre doch auch eine Anbindung an die evangelische Theologische Fakultät der Universität gewesen, oder?
Koch: Die Möglichkeit einer strukturellen Anbindung war von vornherein eine eher theoretische, aber natürlich wird das katholische Institut mit der evangelischen Theologischen Fakultät sehr eng kooperieren. Auch eine Kooperation mit dem geplanten Islamischen Institut an der Humboldt-Universität und dem jüdischen Abraham-Geiger-Kolleg an der Universität Potsdam ist geplant.
Frage: Die katholische Theologie in Berlin soll dem Konzept zufolge stärker anthropologisch und kulturwissenschaftlich geprägt sein - mit welcher Intention?
Koch: Es ist zunächst ein theologisches Institut. Die Frage nach Gott als Dimension des Menschen wollen wir wissenschaftlich vorantreiben. Da der Weg zu Gott und der Weg der Kirche der Mensch ist, wollen wir die anthropologische Perspektive stärker theologisch einbinden. Und über die Anthropologie ergeben sich weitere Schnittmengen mit anderen Wissenschaften an der Humboldt-Universität. Ich hoffe auf einen intensiven und bereichernden interdisziplinären Dialog. Das katholische Institut wird seinen wissenschaftlichen Beitrag dazu leisten, die religiöse Dimension als einen Wesenszug des Menschseins herauszustellen. Will aber auch von den anderen Wissenschaften lernen.
Frage: Wurde dieser inhaltliche Schwerpunkt mit dem Vatikan abgestimmt?
Koch: Die Bildungskongregation im Vatikan heißt diese Schwerpunktsetzung ausdrücklich gut. Gerade in Berlin mit seiner pluralen, säkularen Gesellschaft sieht der Vatikan einen wichtigen Ort für die Entfaltung von Theologie.
Frage: Laut Instituts-Konzept sind Kooperationen mit den Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften angestrebt, ebenso wie mit Naturwissenschaften und Medizin. Außerdem liegt Ihnen an einem kollegartigen Charakter des Instituts, am Dialog mit der Gesellschaft. Inwieweit sind angesichts dessen die Pläne für ein katholisches Wissenschaftskolleg in Berlin überhaupt noch aktuell?
Koch: Wir diskutieren die Idee eines Wissenschaftskollegs für Berlin in der Deutschen Bischofskonferenz weiter. Ich würde es sehr begrüßen, wenn es eine enge Verbindung dieses Vorhabens mit dem katholisch-theologischen Institut gäbe. Ich könnte mir starke inhaltliche und personelle Verschmelzungen vorstellen. Beide sollten das fachübergreifende Gespräch mit Kollegen suchen und so den Austausch qualitativ nach vorne bringen.
Frage: Aber was wäre der Mehrwert eines zusätzlichen Wissenschaftskollegs?
Koch: Es könnte einen Dialog auf hohem wissenschaftlichen Niveau leisten - mit der Humboldt-Universität und mit Wissenschaftlern aus der ganzen Welt. Dieser internationale Aspekt ist mir außerordentlich wichtig, da sind wir als katholische Kirche weltweit gut aufgestellt. Außerdem könnte man über das Kolleg sehr gut einen interreligiösen Dialog auf Wissenschafts-Ebene hinbekommen. Nicht zuletzt wäre solch ein Kolleg in der kommunikativen Form und Gestaltung der Themen freier als es das Institut sein kann.
Frage: Mit Blick auf die Zahl der Professuren - fünf sind vorgesehen, plus die Guardini-Stiftungsprofessur für Religionsphilosophie - könnte das katholische Institut keine Priesterausbildung leisten. Für ein theologisches Vollstudium wären zehn Professuren notwendig. Wird deshalb die Priesterausbildung des neokatechumenalen Wegs in Berlin-Biesdorf weiter bestehen?
Koch: Ja, sie bleibt bestehen. Das Institut wird keine Priester ausbilden. So, wie es jetzt konzipiert ist, gibt es dort Lehramts-, Bachelor- und Masterstudiengänge.
Frage: Ist denn vorgesehen, zusammen mit der ebenfalls in Berlin geplanten katholischen Ordenshochschule längerfristig eine universitäre Priesterausbildung zu ermöglichen?
Koch: Das Projekt Ordenshochschule ist noch in einer Vorüberlegungsphase. Da verbieten sich gegenwärtig noch konkrete Überlegungen zu solchen Kooperationen.
Frage: Ist denn die Gründung einer sogenannten Fakultät der Theologien an der Humboldt-Universität, wie sie ja zunächst im Raum stand, nun vom Tisch?
Koch: Es gibt weiterhin viele, die an dieser Vorstellung ein großes Interesse haben. Mir ist wichtig, dass es dabei um ein Dach für rechtlich unabhängige theologische Institute ging, nicht um eine Vermischung von Theologien. Im Moment steht es nicht auf der Tagesordnung.
Frage: Hätte die katholische Kirche denn Interesse an einer solchen Fakultät der Theologien?
Koch: Unter der Voraussetzung, dass die Eigenständigkeit der katholischen Theologie innerhalb dieser Fakultät gewahrt bleibt, kann ich mir das vorstellen. Den Grundauftrag zu diesem interreligiösen Dialog sehe ich in Berlin auf jeden Fall, und den nehmen wir an.