Kohlgraf nennt Vatikan-Brief zur Eucharistie "rätselhaft"
Auch nach dem Machtwort des Papstes hält der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf die Diskussion über die Kommunion für evangelisch-katholische Ehepaare nicht für beendet. "Es gibt in dem letzten Schreiben der Glaubenskongregation rätselhafte Formulierungen, da muss jetzt noch vieles geklärt werden", sagte Kohlgraf der Mainzer "Allgemeinen Zeitung" (Montag). Auf die Frage, ob man den Eindruck gewinnen könne, der Papst sei im Vatikan umgestimmt worden, sagte er: "Diese Wahrnehmung gibt es, ja." Er fügte hinzu: "Es gibt viel Enttäuschung über diese Entwicklung, es gibt vor allem bei den Gläubigen, den Laien, auch viel Verunsicherung und Verärgerung."
Die deutschen Bischöfe diskutieren seit Monaten über den Kommunionempfang für nichtkatholische Ehepartner. Sie hatten im Februar mit Drei-Viertel-Mehrheit die bisher unveröffentlichte Handreichung beschlossen. Ende März schalteten dann sieben Diözesanbischöfe unter Führung des Kölner Kardinals Rainer Maria Woelki den Vatikan ein und baten in einem Brief um eine Klärung. Papst Franziskus wies eine Entscheidung zunächst an die deutschen Bischöfe zurück, stoppte die Handreichung wenige Wochen später dann aber doch.
Kohlgraf zeigte sich im Gespräch mit der "Allgemeinen Zeitung" offen für eine Kommunion im Einzelfall: "Dann werde ich diesem Wunsch nachkommen", sagte er auf die Frage, was er tun würde, wenn am Sonntag ein evangelischer Ehepartner von ihm die Kommunion empfangen wolle. "Die Kommunionbank ist nicht der Ort von theologischen Debatten."
Ähnlich hatte sich kurz zuvor auch Woelki geäußert. Er weise evengelische Ehepartner entsprechend "einer ungeschriebenen Regel der katholischen Kirche" an der Komunionbank nicht zurück. Anders als Kohlgraf und die Mehrheit der deutschen Bischöfe betont der Kardinal aber: "Pastoral begründete Ausnahmeregelungen dürfen nicht als neue Normen festgeschrieben werden." (bod/dpa)