Konservative Kritiker veröffentlichen "Zurechtweisung"

"Korrektur des Papstes" - aber ohne Burke

Veröffentlicht am 24.09.2017 um 16:10 Uhr – Lesedauer: 
Lehre

Die Kontroverse um "Amoris Laetitia" geht weiter: Nun haben konservative Kritiker eine "Zurechtweisung" veröffentlicht, in der sie Papst Franziskus die Verbreitung von Irrlehren vorwerfen. Doch einer unterschrieb nicht.

  • Teilen:

Eine "Zurechtweisung wegen der Verbreitung von Häresien" an Papst Franziskus haben konservative Kritiker am Sonntag im Internet veröffentlicht. Die Verfasser behaupten, er habe indirekt oder direkt eine falsche Lehre zu Ehe, Moral und Eucharistie vertreten, und fordern ihn dazu auf, diese öffentlich zurückzuweisen. Die "Zurechtweisung" beziehe sich auf das päpstliche Schreiben "Amoris Laetitia" und andere Aussagen, Handlungen und Unterlassungen des Papstes. Sie wurde von Laien, Geistlichen und Theologen unterschrieben, darunter der deutsche Autor Martin Mosebach, die Italiener Ettore Gotti Tedeschi, ehemaliger Präsident der Vatikanbank, und Philosoph und Priester Antonio Livi, ehemaliger Dekan der Lateran-Universität sowie der von Rom abtrünnige Bischof Bernard Fellay, Generaloberer der Priesterbruderschaft Pius X. Nach jetzigem Stand gehört jedoch kein Bischof, der in voller Gemeinschaft mit der Kirche steht, oder Kardinal zu den Unterzeichnern. Auch Kardinal Raymond Burke, der die Idee einer "formalen Korrektur" des Papstes ins Spiel gebracht hatte, hat nicht unterschrieben.

Die Verfasser wollen nach eigener Aussage nicht darüber urteilen, ob Papst Franziskus der Sünde der Häresie, also des Abweichens vom Glauben, schuldig ist. Stattdessen bestünden sie "respektvoll" darauf, dass der Papst seinen Irrtum zugebe, die Häresien verurteile und "die Wahrheit des katholischen Glaubens vollständig und unverfälscht" lehre. Datiert ist es auf den 16. Juli; laut den Verfassern wurde es Papst Franziskus am 11. August zugestellt.

Linktipp: "Amoris Laetitia": Kardinäle bitten Papst um Klärung

Mehrere Kardinäle haben an den Papst appelliert, mehr Klarheit über den Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen zu schaffen. Dazu haben sie konkrete Fragen zum Schreiben "Amoris laetitia" formuliert. (Artikel von November 2016)

Das Schreiben mit dem Titel "Correctio filialis de haeresibus propagatis" ("Kindliche Zurechtweisung über die Verbreitung von Häresien") reiht sich ein in die Kontroversen um "Amoris Laetitia": Im November 2016 hatten vier Kardinäle einen Brief mit fünf sogenannten "Dubia" (Zweifeln) zu bestimmten Aussagen an Papst Franziskus gesandt. Weil dieser nicht antwortete, entschlossen sich die Kardinäle Walter Brandmüller, Raymond Burke, Carlo Caffarra und Joachim Meisner zur Veröffentlichung des Schreibens, was auf viel Kritik stieß. Erst kürzlich bekräftige Burke, dass er an seinen Willen zu einer "formalen Korrektur" festhalte.

Martin Luther wird für Krise mitverantwortlich gemacht

Die 25-seitige "Correctio", die in mehreren Sprachen veröffentlicht wurde, besteht aus drei Teilen: Im ersten erläutern die Verfasser, warum sie "das Recht und sogar die Pflicht" hätten, eine solche Zurechtweisung an Papst Franziskus zu richten. Der zweite Teil zitiert Passagen aus "Amoris Laetitia", in denen die Verfasser häretische Positionen angedeutet sehen oder von denen sie denken, sie könnten zu solchen ermutigen. Außerdem listen sie "Aussagen, Handlungen und Unterlassungen" des Papstes auf, die nach ihrer Deutung erkennen ließen, dass Franziskus "von den Katholiken eine Interpretation der genannten Stellen möchte, die faktisch häretisch ist". Der dritte Teil befasst sich mit der Krise der Kirche, für die die Verfasser einerseits den Modernismus verantwortlich machen, der nach ihrer Sicht behaupte, dass "Gott der Kirche keine definierten Wahrheiten übergeben hat, die von ihr unverändert bewahrt und in genau demselben Sinn bis zum Ende der Zeiten gelehrt werden müssen". Andererseits sei die Krise auf den Einfluss der Ideen von Martin Luther auf Papst Franziskus zurückzuführen.

Die Unterzeichner behaupten, dass eine solche "Correctio" zuletzt 1333 unter Papst Johannes XXII. im Jahr 1333 gegeben hat. Seine "Irrtümer" habe er dann auf dem Sterbebett widerrufen. (jhe)