Präsident und Patriarch nehmen an Jubiläumsfeierlichkeiten teil

Kyrill und Putin pilgern zum Athos

Veröffentlicht am 28.05.2016 um 17:20 Uhr – Lesedauer: 
Orthodoxie

Athen/Moskau ‐ Der russische Patriarch Kyrill und der russische Präsident Wladimir Putin sind zum Berg Athos gepilgert. Instrumentalisiert Putin die Religion für seine Innenpolitik?

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Zu den Feierlichkeiten kamen auch der griechische Staatspräsident Prokopis Pavlopoulos und eine Delegation von Dutzenden Geistlichen der russisch-orthodoxen Kirche. Im Hauptort Karyes hatte zuvor eine kurze feierliche Messe stattgefunden. Bei einem Zusammentreffen mit den Mitgliedern der "Hiera Synaxis", der "Heiligen Versammlung" der Äbte der 20 Athos-Klöster, dankte Putin ihnen, dem Ökumenischen Patriarchat und der griechischen Kirche für die Stärkung der Beziehungen zwischen Russland und Griechenland.

Instrumentalisierung der Religion

Putin hält sich wie Patriarch Kyrill seit Freitag in Athen auf. Auf dem Programm stehen für das Staatsoberhaupt Gespräche mit dem griechischen Regierungschef Alexis Tsipras. Wichtige Themen sind unter anderem die wirtschaftliche Zusammenarbeit, die Lage im östlichen Mittelmeer sowie die Beziehungen Russlands zur EU und zur NATO.

Mit seiner Pilgerreise zum Berg Athos setze Putin seine Bestrebungen fort, die Religion für seine Innenpolitik zu instrumentalisieren, hieß es aus Diplomatenkreisen in Athen. Bereits im Jahr 2005 hatte Putin das Kloster auf dem Berg Athos besucht. In den vergangenen Jahren hatte die russische Regierung die aufwendige Renovierung des Konvents an der Westküste der Athos-Halbinsel mitfinanziert.

Die eine, vielfältige Kirche

Die eine Kirche Christi tritt in verschiedensten Formen auf, etwa in den orthodoxen und orientalischen Kirchen. Wir erklären das katholische Verständnis von "Kirche", was das für die Ökumene bedeutet und stellen unterschiedliche Traditionen vor.

Patriarch Kyrill I. würdigte bereits im März die Mönchsrepublik als "Quelle des russisch-orthodoxen Christentums". Die ersten Ordensbrüder, die sich in Kiew und andernorts im russischen Vorläuferreich angesiedelt hätten, seien Athos-Mönche gewesen. Für die russischen Zaren war der Athos neben dem Heiligen Land wichtigster Außenposten ihrer Welt- und Religionspolitik. Auch in der Sowjetunion wurde versucht, den Athos für politische Zwecke zu nutzen. Deswegen sperrte Griechenland seinerzeit den Zuzug von sowjetischen Bürgern in die Mönchsrepublik.

In der 1.000-jährigen Geschichte des Agios-Panteleimon-Klosters schwankte die Zahl der Mönche stark. Heute leben dort rund 70 Ordensbrüder und Novizen aus Russland, der Ukraine, Weißrussland, Georgien und der Republik Moldau. Vor 100 Jahren war es nach Moskauer Angaben mit mehr als 2.000 Ordensbrüdern das größte der 20 Athos-Klöster. Ende der 1960er Jahre waren es nur sieben Mönche. 1730 sollen es sogar nur vier gewesen sein.

Selbstverwaltete Mönchsrepublik

Die rund 335 Quadratkilometer große Mönchsrepublik Berg Athos ist die östlichste Landzunge auf der nordgriechischen Halbinsel Chalkidiki. Auf dem Heiligen Berg (Ágion Óros), wie die autonome Region in der griechisch-orthodoxen Welt genannt wird, leben zurzeit Schätzungen zufolge etwa 2.300 Mönche sowie männliches Verwaltungs- und Polizeipersonal. Die Mönche stammen aus fast allen Staaten mit christlich-orthodoxer Bevölkerung. Die Selbstverwaltung der Republik gilt seit Jahrhunderten und ist verankert in den Beitrittsverträgen Griechenlands mit der Europäischen Gemeinschaft (1981) sowie im Schengen-Abkommen und in der griechischen Verfassung. (jml/KNA/dpa)