Der Moskauer Patriarch über die Konsequenzen des historischen Treffens

Kyrill: Wiedervereinigung der Kirchen wäre Wunder

Veröffentlicht am 22.02.2016 um 09:23 Uhr – Lesedauer: 
Festlicher Ostergottesdienst mit dem russisch-orthodoxen Patriarch Kyrill I. in der Christ-Erlöser-Kathedrale am 11. April 2015 in Moskau.
Bild: © KNA
Ökumene

Moskau/Sao Paulo  ‐ Nach seiner Begegnung mit dem Papst hält der russisch-orthodoxe Patriarch Kyrill I. eine Vereinigung seiner Kirche mit der katholischen Kirche erst in ferner Zukunft für möglich: "Wenn es zu einer Wiedervereinigung käme, wäre das ein Wunder".

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Nach seiner historischen ersten Begegnung mit dem Papst hält der russisch-orthodoxe Patriarch Kyrill I. eine Vereinigung seiner Kirche mit der katholischen Kirche erst in ferner Zukunft für möglich. "Wenn es zu einer Wiedervereinigung (der russisch-orthodoxen und der römisch-katholischen Kirche) kommen würde, wäre das ein Wunder Gottes, falls wir es einmal erleben", sagte Kyrill I. nach Angaben der Nachrichtenagentur RIA Novosti am Wochenende im brasilianischen Sao Paulo. "Ich habe keine Zuversicht, dass ich sie erleben werde. Aber vielleicht wird sie irgendjemand einmal erleben."

Franziskus habe "ehrlich" über die Trennung gesprochen

Beide Konfessionen ließen sich durch eine Vereinbarung beider Kirchenoberhäupter weder "näherbringen" noch "vereinigen", so der Patriarch vor Journalisten. Dafür reiche nicht einmal die Zustimmung aller Bischöfe aus. Mit Papst Franziskus habe er vor einer Woche auf Kuba "ehrlich" über die Trennung der beiden Kirchen gesprochen, und: "Wir halten die Positionen unserer Väter bei."

Viele russisch-orthodoxe Christen befürchten durch eine zu starke Annäherung an die katholische Kirche die Aufgabe eigener Traditionen. Gleichwohl sprachen sich bei einer jüngsten Umfrage drei Viertel der Russen für ein Treffen der beiden Kirchenoberhäupter in Moskau aus. Franziskus und Kyrill I. hatten sich am 12. Februar auf dem Flughafen der kubanischen Hauptstadt Havanna getroffen. Es war die erste Begegnung der Kirchenoberhäupter aus Moskau und Rom seit der Entstehung des Moskauer Patriarchates im 15./16. Jahrhundert. Dabei betonten beide den Willen zur Kircheneinheit. In einer gemeinsamen Erklärung warnten Papst und Patriarch eindringlich vor der Gefahr eines neuen Weltkriegs.

Die russisch-orthodoxe Kirche ist mit rund 160 Millionen Anhängern die mit Abstand größte orthodoxe Kirche. Zum Bruch zwischen der Ost- und der Westkirche kam es 1054 in Konstantinopel, dem heutigen Istanbul. (KNA)

Linktipp: "Wir danken Gott für diese Begegnung"

Bei ihrer historischen Begegnung in Havanna haben Papst Franziskus und der russisch-orthodoxe Patriarch Kyrill I. eine gemeinsame Erklärung unterzeichnet. Katholisch.de dokumentiert den Wortlaut des Dokumentes.