Gerhard Ulrich weist Interpretationen von Treffen zurück

Landesbischof: Papst tritt ökumenisch nicht auf Bremse

Veröffentlicht am 05.06.2018 um 17:45 Uhr – Lesedauer: 
Vatikan

Rom ‐ Der Papst hat davor gewarnt, in Sachen Ökumene "nicht ungestüm vorzupreschen". Der lutherische Landesbischof Gerhard Ulrich betont nun: Die Aussage bezog sich nicht auf konfessionsverschiedene Paare.

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Der evangelische Landesbischof Gerhard Ulrich hat Interpretationen zurückgewiesen, Papst Franziskus habe in einer Ansprache an eine lutherische Delegation ökumenisch auf die Bremse getreten. Einen Zusammenhang herzustellen zwischen dem Konflikt um die Zulassung konfessionsverschiedener Ehepartner zur Kommunion und dem Fortgang des ökumenischen Dialogs, sei abwegig und unfair, sagte Ulrich der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) am Dienstag in Rom. "Vielmehr hat Papst Franziskus betont, dass wir miteinander und unbeirrt voranschreiten müssen auf dem ökumenischen Weg", so der leitende Bischof der Evangelischen-Lutherischen Kirche in Norddeutschland.

In seiner Rede am Montag vor dem Deutschen Nationalkomitee des Lutherischen Weltbundes (DNK/LWB) hatte der Papst betont, man müsse den theologischen Dialog weiterzuführen, dürfe aber "nicht ungestüm vorpreschen, um begehrte Ziele zu erreichen". Themen wie das Verständnis von Kirche, Eucharistie und Amt verdienten "eingehende und gut abgestimmte Überlegungen". Kurz nach der Begegnung des LWB mit Franziskus wurde in den Medien ein Brief des Vatikan an Kardinal Reinhard Marx bekannt. Darin teilt der Leiter der Glaubenskongregation, Erzbischof Luis Ladaria, mit, der Papst halte die geplante Handreichung zur Kommunion für nicht-katholische Ehepartner noch nicht für veröffentlichungsreif.

Ulrich: Bezog sich nicht auf die konfessionsverbindenden Ehen

"Der Halbsatz, man dürfe nicht vorpreschen, bezog sich überhaupt nicht auf die konfessionsverbindenden Ehen in Deutschland", so Ulrich, der Vorsitzender der DNK/LWB ist. Franziskus habe gesagt, man müsse im theologischen Dialog zwischen LWB und Vatikan bei den Themen Kirche, Eucharistie, Amt sehr genau hingucken. "Das ist ganz und gar in unserem Sinn. Das muss man theologisch sauber und partnerschaftlich tun", so der evangelische Theologe. Den Halbsatz vom Nicht-Vorpreschen als Bremse zu interpretieren, werde "weder Franziskus gerecht, noch unseren gemeinsamen Erfahrungen von LWB und Vatikan", betonte der Landesbischof.

Man habe vor allem auch über die Begegnungen und Aktionen während des Reformationsgedenkens gesprochen, so Bischof Ulrich. Dazu hätten der Papst und er gemeinsam betont, dass der Schwung der letzten Jahre "unbedingt genutzt werden muss, um voranzuschreiten". Der Papst habe deutlich davor gewarnt, stehen zu bleiben.

Die Delegation der deutschen Sektion des LWB hält sich derzeit zu einem mehrtägigen Besuch in Rom auf. Neben der Papstaudienz gab es zudem Gespräche mit dem Ökumenerat, der Glaubenskongregation, der Gemeinschaft Sant'Egidio sowie evangelischen Partnern. Am Mittwoch besucht die Gruppe evangelische Einrichtungen bei Neapel. (KNA)