Bischof Javier Echevarria starb mit 84 Jahren

Leiter des Opus Dei gestorben

Veröffentlicht am 13.12.2016 um 09:10 Uhr – Lesedauer: 
Bischof Javier Echevarria im Porträt
Bild: © dpa
Tod

Rom ‐ Javier Echevarria war gerade 16, als er sich 1948 dem Opus-Dei-Gründer Josemaria Escriva anschloß. Die konservative Gruppierung sollte sein Leben prägen. Mit 84 Jahren ist der Bischof nun gestorben.

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Der Leiter des Opus Dei ist tot. Bischof Javier Echevarria erlag mit 84 Jahren in Rom den Folgen einer Lungenentzündung, wie das Opus Dei am Montagabend mitteilte. Er sei bereits vor gut einer Woche in ein römisches Krankenhaus eingeliefert worden. Der Spanier Echevarria war seit 1994 dritter Leiter der konservativen Gruppierung, die von Papst Johannes Paul II. in den Rang einer Personalprälatur erhoben wurde.

Früherer Generalvikar übernimmt Leitung

Die Leitung der Prälatur übernimmt nach Angaben der Prälatur vorläufig Fernando Ocariz (72), seit 1994 Generalvikar des Opus Dei. Ocariz ist Mitglied der päpstlichen Theologenkommission und Berater der Römischen Glaubenskongregation. Er war Mitautor der konservativen Erklärung "Dominus Iesus" über die Einzigartigkeit Jesu Christi und der Kirche. Zudem gehört er jener päpstlichen Kommission an, die die theologische Diskussion mit der traditionalistischen Piusbruderschaft führt. Streitpunkt ist die Anerkennung des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965).

Gemäß den Statuten des Opus Dei beginnt nun binnen eines Monats der Wahlprozess zur Wahl eines Nachfolgers. Die Wahl muss von Papst Franziskus bestätigt werden.

Der würdigte den verstorbenen Echevarria als einen "treuen Diener" der Kirche. Er sei "ein großmütiger Zeuge des priesterlichen und bischöflichen Lebens" gewesen, schreibt der Papst in einem Beileidstelegramm. Franziskus lobte zudem Echevarrias "ständigen Dienst der Liebe für die Kirche und die Gläubigen" und sagte dem Opus Dei seine Gebete zu. Auch der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx trauert um den Verstorbenen: "Die geistlichen Impulse, theologischen Linien und die Sorge um das weltweite Apostolat für die Kirche haben seine Arbeit nachhaltig geprägt", erklärt der Kardinal.

Echevarria wird am Donnerstag in Rom beerdigt. Die Trauerfeier findet in Sant'Eugenio statt, der Pfarrkirche der Personalprälatur des Opus Dei.

Der Verstorbene wurde am 14. Juni 1932 in Madrid geboren, dem Entstehungsort des Opus Dei. Schon mit 16 Jahren schloss er sich 1948 dem Opus-Dei-Gründer Josemaria Escriva (1902-1975) an. Seit 1953 war der studierte Jurist und Kirchenrechtler Escrivas Sekretär.

Unter Escrivas Nachfolger Alvaro del Portillo (1914-1994) wurde Echevarria Generalsekretär. Als Johannes Paul II. das Opus Dei 1982 zur Personalprälatur erhob, wurde Echevarria deren Generalvikar. Zudem wurde er Berater der Heiligsprechungskongregation und später der einflussreichen Kleruskongregation. Nach del Portillos Tod ernannte ihn Johannes Paul II. zum dritten Oberen des Opus Dei.

Mitarbeiter der Ordenskongregation

Zuvor hatte Echevarria 1953 in Rom an der Päpstlichen Universität "Angelicum" einen Doktortitel in Kirchenrecht erworben. Zwei Jahre später folgte eine Promotion im Zivilrecht an der Päpstlichen Lateran-Universität. Im gleichen Jahr wurde er zum Priester geweiht. Als Professor für Moraltheologie war Echevarria seit 1960 am römischen Kolleg vom Heiligen Kreuz und seit 1964 am römischen Kolleg Santa Maria tätig. 1962 wurde er Mitarbeiter der vatikanischen Ordenskongregation. (KNA)

13.12.2016, 14.44 Uhr: ergänzt um Reaktion des Papstes

13.12.2016, 17.00 Uhr: ergänzt um Informationen zur Beerdigung

14.12.2016, 11.00 Uhr: ergänzt um Statement von Kardinal Marx

Stichwort: Opus Dei

Das Opus Dei, zu deutsch "Werk Gottes", wurde im Oktober 1928 von dem später heiliggesprochenen spanischen Priester Josemaria Escriva de Balaguer (1902-1975) als katholische Laienbewegung gegründet. Der weibliche Zweig entstand 1930. Die Mitglieder sind angehalten, ihr gesamtes Leben zu heiligen, etwa auch durch Askese und körperliche Kasteiung. Nicht Weltflucht gilt als Ideal; vielmehr soll die Gesellschaft durch ein konsequent christliches Leben in einflussreichen Positionen geprägt werden. Papst Johannes Paul II. (1978-2005) gewährte der konservativen Vereinigung 1982 die bislang einmalige Rechtsform einer "Personalprälatur" mit einer gesonderten Priesterausbildung. An ihrer Spitze steht ein Bischof. Dies war zuletzt der Spanier Javier Echevarria Rodriguez, der am Montag im Alter von 84 Jahren starb. Dem Opus Dei gehören nach eigenen Angaben derzeit weltweit rund 90.000 Mitglieder an, davon 600 in Deutschland; die weitaus meisten Mitglieder sind Laien. Die rund 2.000 Priester, die sich zum Opus Dei bekennen, sind in der "Priesterlichen Gemeinschaft vom Heiligen Kreuz" zusammengefasst. Darüber hinaus spricht das Werk von weltweit mehreren hunderttausend "Freunden" und "Unterstützern". Sie nehmen an geistlichen Übungen teil und spenden für die Arbeit des Werkes. Kritiker werfen dem Opus Dei Elitedenken, eine Erziehung zu blindem Gehorsam und sektenhafte Strukturen vor. Das Wirken der Organisation widerspreche Werten wie Freiheit, Mündigkeit und Gleichberechtigung. Das Werk unterhält mehrere Hochschulen, darunter die Päpstliche Universität Santa Croce.