Seit 30 Jahren wird für Laien liturgische Bildung angeboten

"Liturgie geht alle an"

Veröffentlicht am 01.04.2015 um 00:00 Uhr – Lesedauer: 
"Liturgie geht alle an"
Bild: © KNA
Liturgie

Trier ‐ Um die liturgische Bildung für Laien zu stärken, gibt es seit 30 Jahren das Angebot "Liturgie im Fernkurs". Wie das funktioniert, wer daran teilnimmt und warum Laien sich im Gottesdienst engagieren sollen erklärt Iris Maria Blecker-Guczki.

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Frage: Frau Blecker-Guczki, man könnte sagen, dass Liturgie hauptsächlich Sache der Diakone, Priester und Bischöfe ist. Warum sollten sich Laien mit ihr vertieft beschäftigen?

Blecker-Guczki: Liturgie ist durchaus eine Sache, die alle angeht. Wir sind alle eingeladen, uns in Jesu Namen zu versammeln, uns an ihn zu erinnern und mit ihm in unserer Mitte zu feiern. Es ist richtig, dass es den Vorsteher z.B. bei der Messfeier gibt und Leute, die besondere Dienste tun, aber wir sind alle aufgerufen - zumindest innerlich - aktiv zu feiern. Und das geht einfach besser, wenn man über die Liturgie Bescheid weiß.

Frage: Welche liturgischen Dienste können Laien übernehmen?

Blecker-Guczki: Da gibt es eine ganze Menge: Lektorendienste für die Lesungen und Fürbitten, Kommunionhelfer, die Messdiener, aber auch die Kirchenchöre und Kirchenmusiker. Für Andachten braucht es Vorbeter, Wortgottesdienste können geleitet werden. Auch Küster oder Messner gehören dazu, denn sie tragen nicht unwesentlich dazu bei, dass alles richtig funktioniert.

Bild: ©privat

Iris Maria Blecker-Guczki ist Leiterin von "Liturgie im Fernkurs" am Deutschen Liturgischen Institut.

Frage: Und welche Aufgaben oder Dienste bleiben den Laien definitiv verschlossen?

Blecker-Guczki: Das liegt in der Natur der Sache des Amtes: Ein Laie kann kein Vorsteher der Eucharistiefeier sein. Auch andere Sakramentenfeiern, wie etwa die Taufe oder die Feier der Buße, gehen nicht. Aber das sind eher Dinge, die nicht den großen Gottesdienst der Gemeinde betreffen. Im Gemeindegottesdienst können auch Laien viel tun.

Frage: Es sind ja eigentlich die Diözesen, die ihre Laien für die Liturgie ausbilden. Welche Aufgaben, die eine besondere Fortbildung brauchen, gibt es für engagierte Katholiken?

Blecker-Guczki: Es ist so, dass man für einige Aufgaben vom Ortsbischof beauftragt wird, etwa für die Leitung von Wort-Gottes-Feiern oder für den Dienst des Kommunionhelfers. Hierfür gibt es praktisch angelegte Ausbildungskurse, weil man ja wissen muss, wie was funktioniert und was man darf oder nicht darf. Es gibt zudem diözesane Fortbildungen für Lektoren und Ministranten. Aber es gibt immer Menschen, die genauer wissen wollen, was hinter der Liturgie steht. Und für die gibt es "Liturgie im Fernkurs".

Frage: Warum haben die deutschen Bischöfe Mitte der achtziger Jahre dieses liturgische Fortbildungsprojekt gestartet? Waren die Laien nach der Liturgiereform Ende der sechziger Jahre mit den Neuerungen überfordert oder war der Priestermangel schon absehbar?

Blecker-Guczki: Ich denke nicht, dass es am Priestermangel lag, sondern am Wunsch, die Laien einzubeziehen. Es ging den Konzilsvätern nicht darum, einen Mangel zu verwalten, sondern zu betonen, dass alle, auch die Menschen in der letzten Bank, Subjekt und Träger der Liturgie sind.

Mit der Reform waren anfangs alle überfordert. Die Liturgiekonstitution des Zweiten Vatikanischen Konzils hat eine Menge angestoßen, und es musste viel getan werden. Das grundlegend neue Liturgieverständnis betraf zunächst die Priester und Bischöfe, die die Liturgie leiten. Aber im nächsten Schritt betraf es auch die Laien, denn das Konzil hat klargestellt, dass alle aktiv, bewusst und mit geistlichem Gewinn die Liturgie mitfeiern können sollen. Liturgische Laiendienste waren neu und so gab es eine Menge Lernbedarf.

Das Deutsche Liturgische Institut hat zunächst jahrelang Priesterkurse veranstaltet. Als sich in den siebziger Jahren abzeichnete, dass dies in die Priesterausbildung der Diözesen integriert war, haben die Bischöfe gesehen, dass es auch wichtig ist, etwas für die liturgische Bildung der Laien zu tun. Aus diesen Überlegungen heraus startete vor 30 Jahren der erste Fernkurs. Heute ist es wichtiger denn je, dass auch Laien für das gottesdienstliche Leben ihrer Gemeinden Verantwortung übernehmen können, damit unsere Kirchen auch ohne Priester am Ort durchbetete Räume bleiben.

Frage: Wie sieht das Programm während des Kurses aus? Werden Predigten vor der Viedokamera geübt?

Blecker-Guczki: (lacht) Nein, das machen wir nicht. Wir überlegen zwar gerade, wie wir die neuen Medien und das E-Learning besser einbeziehen können. Aber abgesehen von einer Facebook-Seite, auf der Teilnehmer untereinander in Kontakt kommen können, ist es im Moment ein Printmedium. Wir verschicken 12 Lehrbriefe im Abstand von sechs Wochen, zwei CDs und eine DVD.

Bild: ©Deutsches Liturgisches Institut

Ein Schüler und die Mentorin gehen das Material von "Liturgie im Fernkurs" durch.

Die Briefe beginnen mit dem Thema Kirchenjahr, dann geht es weiter mit Liturgietheologie, mit Informationen zu einzelnen Elementen der Liturgie und zu verschiedenen Gottesdienstformen. Erklärt wird auch, was in der Beziehungsdimension geschieht, also wie liturgische Kommunikation mit welchen Worten und Zeichenhandlungen funktioniert. Auch Musik, Raum, Gewand und Gerät werden behandelt. Ein wichtiges Thema ist die Eucharistie: Da geht es aber nicht darum, Leitungskompetenz zu vermitteln, sondern darum, alle zu befähigen, intensiver mitzufeiern.

Frage: Wie funktioniert der praktische Teil? Liturgie kann man ja nicht nur vom Papier aus lernen…

Blecker-Guczki: Jeder Teilnehmer sucht sich einen Mentor oder eine Mentorin, der oder die ihn in praktischen Dingen begleitet. Das können Priester, Gemeindereferentinnen oder Ordensangehörige sein. Der Student macht das Kursprogramm, und der Mentor ermöglicht dann etwa, dass ein Gottesdienst unter der Leitung des Kursteilnehmers stattfinden kann. Diese praktische Leistung begutachtet der Fachmann dann auch.

Frage: Wer belegt denn die Fernkurse: Sind es eher Messner, die für ihre Arbeit entlohnt werden, von der Gemeinde ausgewählte Ehrenamtliche oder einfach Neugierige?

Blecker-Guczki: Das ist unterschiedlich, aber die meisten kommen aus eigenem Antrieb. Oft, weil sie schon aktiv sind, etwa als Küsterinnen. Die Teilnehmer wollen mehr wissen und für sich mehr an spiritueller Tiefe gewinnen. Wir ersetzen nicht die Ausbildungskurse der Diözesen, sondern bieten den Fernkurs zur persönlichen Fortbildung an.

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Video: © Mediaplus X und Bernward Medien

Ein Beitrag der Serie "Katholisch für Anfänger". Die Zeichentrickserie erklärt auf einfache und humorvolle Art zentrale Begriffe aus Kirche und Christentum. In dieser Folge geht es um Laiengremien.

Frage: Können sich die Kursteilnehmer untereinander über Facebook hinaus kennenlernen?

Blecker-Guczki: Ja, dafür gibt es Studienwochenenden mit ungefähr je 15 Teilnehmern. Etwa achtmal im Jahr finden diese an verschiedenen Orten in Deutschland statt, unsere Teilnehmer kommen ja aus dem ganzen Bundesgebiet. Diese Wochenenden vertiefen ein Thema, wie etwa Singen aus dem neuen Gotteslob, Tagzeitengottesdienste vorbereiten und leiten oder auch Schulung für Lektorinnen. Da die meisten Teilnehmer den Fernkurs neben Familie und Beruf machen, und abends für sich lernen, ist der Austausch für sie eine große Bereicherung.

Frage: Am Ende gibt es eine Prüfung oder ein Zertifikat. Wie ist dieses anerkannt und kann man das auch nach einem Umzug dem Pfarrer vorzeigen, wenn man sich liturgisch einbringen will?

Blecker-Guczki: Es ist so, dass der Fernkurs keinen berufsqualifizierenden Abschluss bietet, und er ersetzt auch nicht eine bischöfliche Beauftragung. Aber wenn man in seiner Heimat einen liturgischen Dienst ausüben möchte, schadet es nicht, mit dem Zertifikat zu zeigen, dass man sich auf dem Gebiet fortgebildet hat. Oft ist der Kurs eine Zusatzqualifikation zu den Kursen der Bistümer, weil Referenten ihn den liturgisch interessierten Personen empfehlen.

Das Interview führte Agathe Lukassek