Experte warnt vor religiös-extremistischen Fehlentwicklungen

Mangel an Gotteshäusern in China

Veröffentlicht am 18.01.2016 um 16:00 Uhr – Lesedauer: 
Christen in China beim Gottesdienst.
Bild: © KNA
China

Peking ‐ In China werden Gotteshäuser knapp. Dies könne Menschen auf der Suche nach der Erfüllung religiöser Bedürfnisse Extremisten in die Arme treiben, warnte ein Experte in der kommunistischen Tageszeitung "Global Times".

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In Taiwan hingegen stehen dem Bericht zufolge den 23 Millionen Einwohnern mehr als 80.000 Gotteshäuser zur Verfügung. Demnach kommen dort auf 10.000 Einwohner 34,8 Kultorte; in China sind es 0,7. Legale religiöse Stätten in China seien zu dünn gesät, zitiert die Zeitung den Vize-Direktor der Philosophischen Fakultät an der Chinesischen Volksuniversität in Peking, Wei Dedong. Manche Personen könnten sich daher extremistischen religiösen Gruppen anschließen.

Regierung soll Registrierung von Kultstätten erleichtern

Menschen müssten ihre religiösen Bedürfnisse erfüllen, "vergleichbar körperlichen Bedürfnissen wie Ernährung", so Wei. Angesichts fehlender legaler Gebetsstätten sei bereits eine große Zahl inoffizieller Versammlungsorte entstanden, sagte Wei unter Verweis auf christliche Hauskirchen. Die Regierung solle die Registrierung von Kultstätten erleichtern und für ein besseres Verständnis "legaler Religionen" sorgen, so dass die Bevölkerung den "Unterschied zwischen Religion und extremistischen religiösen Gruppen" verstehen könne.

Die Mangelsituation führe zu einem Monopol der vorhandenen Tempel; dies könne einerseits die Qualität des geistlichen Angebots mindern und andererseits die allgemeine religiöse Entwicklung in China bremsen, sagte der Wissenschaftler. Damit einher gingen religiöser Kitsch, dürftige Gottesdienste in Kultstätten, die sich über Eintrittsgelder oder öffentliche Zuwendungen finanzierten, sowie ein Absinken der Moral aufgrund fehlender religiöser Unterweisung. (KNA)

Linktipp: "Ermahnt, verhört, bedroht"

Pater Martin Welling, Direktor des China-Zentrums der Steyler Missionare, spricht im Interview mit katholisch.de über die Probleme und Perspektiven der katholischen Kirche in China.