Mann des Wortes
Bundesweite Bekanntheit erlangte Koch vor einigen Jahren als "Mister Weltjugendtag". Der gebürtige Düsseldorfer war "Generalsekretär" des Kölner Großereignisses im Jahr 2005, zu dem Benedikt XVI. kurz nach seiner Wahl zum Papst in die Domstadt kam. Die historische Fahrt des Papstes auf einem Rhein-Schiff setzte Koch trotz skeptischer Stimmen im Vatikan durch.
"Kirche ist kein Aldi-Geschäft"
Im Jahr nach dem internationalen Katholikentreffen wurde Koch Weihbischof von Köln. Er übernahm für die Seelsorge im Pastoralbezirk Süd Verantwortung, zu dem auch die ehemalige Bundeshauptstadt Bonn zählt. Besonderes Anliegen ist ihm, gegen die Ausdünnung des Glaubens anzugehen. "Kirche wird von den Menschen zunehmend als Aldi-Geschäft angesehen. Man fährt mit dem Wagen rein, holt sich das, was man braucht, und alles andere bleibt liegen", beklagte er einmal.
Neben Beratung, Bildung und Kultur beinhalte die Kirche aber auch moralische Forderungen und Glaubensaussagen. Diese müsse sie indes profiliert und einladend weitergeben. An seinem neuen Wirkungsort im Osten Deutschlands wird dies eine besondere Herausforderung. Denn dort sind evangelische wie katholische Christen im Gegensatz zum Rheinland nur noch eine Minderheit - mal abgesehen von den kleinen katholischen Gebieten der Sorben.
Zugang zur Jugend und Vermittler in schwierigen Situationen
Koch, der 1980 zum Priester geweiht wurde, hat vor allem die junge Generation im Blick und findet mit seiner Sprache auch in Predigten einen Zugang zu ihr - ob als Stadtjugendseelsorger in Neuss, als Hochschulpfarrer in Düsseldorf oder zuletzt als Weihbischof bei Firmreisen. Die kommunikative Art des Karnevalsfreundes und Fortuna-Düsseldorf-Fans bewährte sich auch im "Bonner Kirchenstreit". Dabei begehrten Gemeinden im Internet und auf der Straße gegen geplante Versetzungen von Geistlichen und Gemeindefusionen auf. Bei einem Runden Tisch bedauerte Koch Enttäuschungen und Verletzungen auf beiden Seiten. So trug er entscheidend zur Entspannung der aufgeheizten Lage bei.
Wie sehr sich Koch um die Vermittlung katholischer Positionen bemüht, zeigte im vergangenen Jahr der Streit um homosexuelle Paare bei Schützenfesten. Als Bundespräses der katholischen Schützen verteidigte er zwar deren Beschluss, dass homosexuelle Schützenkönige ihre Partner nicht als Mitregenten wählen und so für die Gleichwertigkeit ihrer Beziehung zur Ehe demonstrieren dürfen. Zugleich betonte Koch aber, dass homosexuell geprägte Menschen "ohne Wenn und Aber" zum Schützenverband gehörten und es "kein Ausgrenzen" geben dürfe.
Mann mit Humor - und Zugang zum Papst?
Der neue Bischof von Dresden-Meißen sieht, dass die Kirche sich in einer pluralen Gesellschaft behaupten muss. Das bedeutet für ihn aber nicht, Abstriche an katholischen Positionen zu machen. So kritisiert er, dass beim Dialog über die Zukunft der Kirche immer wieder Themen diskutiert werden, in denen das katholische Lehramt längst klare Entscheidungen getroffen habe und die einfach nur Glaubensgehorsam verlangten. Und: Wenn immer wieder der Zölibat infrage gestellt werde, trauten sich junge Menschen nicht mehr, diesen Weg "auch gegen den Strom der Zeit" einzuschlagen. Weiter warnt Koch vor einer "größeren gesellschaftlichen Instabilität", wenn sich immer mehr Menschen der Lebensform Ehe und Familie verweigerten.
Bei allem Ernst hat sich der Rheinländer seinen Humor bewahrt. Dem "Loblied" der Kölner Band "Bläck Fööss" auf den "Traumjob" Weihbischof, der ständig den Papst sehen darf, widersprach er mit spitzer Feder: Dazu müsse man schon Erzbischof von Köln sein. Als Bischof von Dresden-Meißen wird Koch nun vielleicht häufiger als bisher Gelegenheit zu einer Papst-Visite bekommen.
Von Andreas Otto (KNA)