Bundeskanzlerin bei Sankt-Michaels-Empfang der katholischen Kirche in Berlin

Marx steht hinter Merkels Flüchtlingspolitik

Veröffentlicht am 28.09.2016 um 11:00 Uhr – Lesedauer: 
Kardinal Reinhard Marx begrüßt Bundeskanzlerin Angela Merkel
Bild: © KNA
Politik

Berlin ‐ Auch die Bundeskanzlerin kam zum Sankt-Michaels-Empfang der katholischen Kirche in Berlin. Dort zeigte sich Kardinal Marx "außerordentlich beunruhigt" über eine aktuelle gesellschaftliche Entwicklung.

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Der Münchner Kardinal Reinhard Marx hat seine Zustimmung zur Flüchtlingspolitik der Bundesregierung bekräftigt. Die Kirche werde sich auch weiter mit aller Kraft für die Unterbringung und Integration der Flüchtlinge einsetzen, sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz am Dienstagabend beim traditionellen Sankt-Michaels-Empfang der katholischen Kirche in Berlin. Er sehe nirgendwo, dass die Bereitschaft zu helfen nachgelassen habe. Scharfe Kritik übte er am Aufkommen eines neuen Nationalismus in Deutschland und Europa.

Auch Bundesganzlerin Merkel kam

Zum Michaelsempfang waren neben Bundestagspräsident Norbert Lammert und Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) auch mehrere Bundesminister gekommen, darunter Innenminister Thomas de Maiziere (CDU), Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) und Gesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) sowie weitere hochrangige Parlamentarier. Auch Vertreter des Zentralrats der Juden und der muslimischen Verbände nahmen teil sowie der Apostolische Nuntius in Berlin, Erzbischof Nikola Eterovic.

Themenseite: Auf der Flucht

Die Flüchtlingskrise fordert Staat, Gesellschaft und Kirchen mit ganzer Kraft heraus. Auch die katholische Kirche in Deutschland engagiert sich umfangreich in der Flüchtlingsarbeit. Weitere Informationen dazu auf der Themenseite "Auf der Flucht".

Als wesentliche Punkte für die Flüchtlingspolitik nannte Marx die menschenwürdige Behandlung jedes Schutzsuchenden an der Grenze, ein faires Verfahren und dass niemand in die Situation von Krieg und Vertreibung zurückgeschickt werde. Ferner müsse alles getan werden, um den Tod von Flüchtlingen etwa im Mittelmeer zu vermeiden. Zudem mahnte er die Bekämpfung von Fluchtursachen an.

Marx zeigte sich "außerordentlich beunruhigt" über einen "neuen Nationalismus". Mit den Worten des früheren französischen Präsidenten Francois Mitterrand warnte er: "Nationalismus bedeutet Krieg". Für die Kirche könne er sagen, "dass wir jeden Nationalismus bekämpfen werden". Der Kardinal weiter: "Patriotismus ja, aber Nationalismus nein." Zugleich beklagte er eine populistische Sprache der Abschottung. Eine restaurative und neoromantische Vorstellung biete Europa keine Zukunftsperspektive. Die Kirche werde sich daran nicht beteiligen.

Gleichzeitig betonte der Kardinal, dass Europa mehr sei als ein Wohlstandsmodell. Es gehe darum, die spirituellen Ressourcen wieder neu ins Spiel zu bringen. Dazu gehöre auch der Schutz der "Würde des Lebens, von Anfang an bis zum Ende". Der Erzbischof von München und Freising rief die Christen auf, Zeugen der Hoffnung und der Barmherzigkeit Gottes zu sein. Dabei erwähnte er auch das Luther-Jahr 2017. Es zeige, dass das Christentum in Deutschland "noch nicht ausgereizt ist". Die katholische Kirche werde ihren Beitrag leisten, die Gemeinsamkeit der Christen in Deutschland hervorzuheben.

Marx: Welthandel menschenwürdig gestalten

Mit Blick auf die Bewahrung der Schöpfung verlangte Marx eine menschenwürdige Gestaltung der Regeln des Welthandels. Dafür seien weitere Anstrengungen etwa beim geplanten Freihandelsabkommen TTIP zwischen der EU und den USA nötig. Hier müssten auch die Entwicklungsländer in den Blick genommen werden. (KNA)