DBK-Vorsitzender spricht zum 125. Jahrestag der Sozialenzyklika "Rerum novarum"

Marx würdigt Bedeutung der katholischen Soziallehre

Veröffentlicht am 09.05.2016 um 16:45 Uhr – Lesedauer: 
Kardinal Reinhard Marx, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, hält eine Rede.
Bild: © KNA
Soziales

Berlin ‐ Der Mensch muss immer im Mittelpunkt stehen. Das ist die Essenz der katholischen Soziallehre, sagt der DBK-Vorsitzende Kardinal Reinhard Marx. Das gelte auch in Zeiten von Globalisierung und TTIP.

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Dabei wandte er sich gegen ein paternalistisches Verständnis von Integration im Sinne von Bevormundung und Unterordnung. Weltweit gebe es offenbar wieder eine Sehnsucht danach, kritisierte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz. "Da müssen wir Acht geben, dass wir dem nicht nachlaufen." Marx sprach bei einem Kongress der Unionsbundestagsfraktion im Reichstag zum 125. Jahrestag der Veröffentlichung der Sozialenzyklika "Rerum Novarum" von Papst Leo XIII.

Dabei äußerste Marx sich zu "Perspektiven der katholischen Soziallehre, die von Rerum Novarum angestoßen wurden" und bis heute prägend seien. Dazu zählte er die Rechtfertigung des Privateigentums, bei gleichzeitiger Sozialverantwortung. Eigentum müsse immer auf das Gemeinwohl hin ausgerichtet bleiben. Damit stelle sich auch die Frage nach der sozialen Gerechtigkeit.

Eine weltweite soziale Marktwirtschaft als Ziel

Als Grundperspektive betonte er, dass sich das soziale und wirtschaftliche Handeln am Menschen ausrichten müsse: "Der Mensch hat im Mittelpunkt zu stehen, und was ihm langfristig dient, das müssen wir befördern". Deshalb müsse der Staat der Wirtschaft einen Ordnungsrahmen setzen. Das gelte auch für die Globalisierung. Dabei erwähnte er das umstrittene Freihandelsabkommen TTIP. Ziel müsse eine weltweite soziale Marktwirtschaft sein. Marx würdigte besonders die Verdienste der Sozialbewegung bei der Entwicklung der katholischen Soziallehre.

Linktipp: Über die wohl beste Sozialenzyklika

Zum 100. Jahrestag von "Rerum novarum" veröffentlichte Johannes Paul II. im Jahr 1991 das Schreiben "Centesimus annus". Die Bilanz nach 25 Jahren zeigt: Gerade seine Voraussagen politischer und gesellschaftlicher Entwicklungen waren bestechend.

Der Unionsfraktionsvorsitzende Volker Kauder (CDU) hob ebenfalls den Ausgangspunkt der Gottesebenbildlichkeit bei Rerum Novarum hervor. Damit sei der Arbeiter nicht mehr als Werkzeug in der Hand des Unternehmers verstanden, sondern auf dieselbe Ebene wie dieser gestellt worden. Das habe erstmals Sozialpartnerschaft ermöglicht. Kauder hob ferner die Bedeutung des Naturrechts hervor, wie sie auch Papst Benedikt XVI. bei seiner Rede im Bundestag erwähnt habe. Das Naturrecht gehe den Gesetzen voraus und verhindere eine Relativierung von Werten.

Kauder: Die Kirche muss sich einmischen

Nach Kauders Worten hat die Kirche "nicht nur das Recht sondern auch eine Pflicht", die Politik bei Grundsatzfragen gegebenenfalls zu kritisieren. Gerade in einer Zeit fortschreitender Säkularisierung sei das wieder notwendig. Ausdrücklich wandte er sich unter Berufung auf das Evangelium gegen eine Politik der Abschottung gegenüber Flüchtlingen. Als Christen trügen Politiker Verantwortung über das eigene Land hinaus. "Wir sind nicht nur Christen in Deutschland", so Kauder. (KNA)