David Bowie rang stets mit seiner Haltung zu Gott

"May God's love be with you"

Veröffentlicht am 11.01.2016 um 14:45 Uhr – Von Paula Konersmann (KNA) – Lesedauer: 
Tod

Bonn ‐ Selbst ein Kurienkardinal im Vatikan zeigte sich am Montag betroffen über den Tod des Ausnahmekünstlers David Bowie. Dabei war das Verhältnis zwischen dem britischen Musiker und der katholischen Kirche nicht unkompliziert.

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Trauer herrschte nicht nur unter Musiker-Kollegen und Bowie-Fans. Der britische Premierminister David Cameron zeigte sich ebenso betroffen wie der Vatikan. Die Vatikanzeitung "Osservatore Romano" würdigte die Vielseitigkeit des Popstars. Kurienkardinal Gianfranco Ravasi twitterte einen der bekanntesten Texte des Verstorbenen: die Anfangsworte des Songs "Space Oddity" von 1969, darunter der Satz "May God's love be with you" ("Möge Gottes Liebe mit dir sein").

Ravasis Tweet wurde bis zum Mittag über 500 Mal retweetet. Dabei hatte die Kirche gar nicht immer ein gutes Verhältnis zu Bowie. 2013 brachte er die US-Lobbyorganisation Catholic League gegen sich auf: Im Video zu "The Next Day" zeigte er Priester in einem obskuren Nachtclub; er selbst trat als Jesus auf. Der "bisexuelle Senior" Bowie sei zurück, "hoffentlich nicht zu lange", schrieb Catholic-League-Präsident Bill Donohue in einem Blogpost. Das Video nannte er "eine einzige Schweinerei".

Gelassener zeigte sich der damalige anglikanische Primas George Carey: "Wenn Imitation die aufrichtigste Form eines Kompliments ist, sollten sich Christen bei dieser Ausbeutung religiöser Symbole nicht zu viele Sorgen machen." Man ging von einer bewussten Provokation Bowies aus. Exzentrische Outfits, Drogen und ein ausschweifender Lebensstil hatten vor allem seine frühen Karrierejahre geprägt.

Auseinandersetzung mit religiösen Themen

Doch der Brite, der auch als Maler und Schauspieler in Erscheinung trat, provozierte selten allein um der Provokation willen. Bowie sog die Einflüsse verschiedener Kulturen und Kunststile auf - vom japanischen Theater bis zur Transvestiten-Subkultur in New York, von Jazz- über Soul- zu elektronischer Musik. Das "Chamäleon des Pop" schlüpfte in immer neue Rollen. Als die einflussreichste gilt Ziggy Stardust: ein androgyner Rockstar, der an seinem eigenen Lebensstil scheitert und dessen Botschaft von Liebe und Frieden untergeht. Musikexperten machten in dieser Kunstfigur messianische Züge aus.

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Die Auseinandersetzung mit religiösen Themen beschäftigte Bowie zeitlebens. Geboren 1947, wurde er nicht religiös erzogen, liebäugelte aber in jungen Jahren mit dem Buddhismus. 2003 erklärte er, er sei "fast ein Atheist". Dem "stern" sagte Bowie, die Frage nach dem Glauben an Gott sei einer seiner zentralen Lebensfragen - jedoch habe er das "Problem" nie gelöst.

Mag auch der Mensch Bowie mit dem Glauben gerungen haben, für den Künstler war die Religion in erster Linie eine Quelle der Inspiration. Für die visuelle Kraft der Religionen habe er ein Schwäche, sagte er.

"Ein einfaches Lied für Gott, aber ein großer Schritt für die Popwelt"

Seine Fans sprachen Bowie gottgleiche Züge zu, lange bevor er sich als Jesus verkleidete. "Space Oddity" habe den Anfang einer Suche nach einer neuen Wahrheit markiert, schrieb der "Spiegel" 2009 zum 40-jährigen Erscheinen des Songs; es sei "ein einfaches Lied für Gott, aber ein großer Schritt für die Popwelt". Andere Künstler seien verglüht; Bowie jedoch schwebe "immer weiter über dem Schlachtfeld des Pop und Rock".

Der Künstler bewahrte sich eine Bescheidenheit, die angesichts solcher Huldigungen bemerkenswert ist: Es erstaune ihn, dass die Menschen ernst nähmen, was er sage, erklärte er einmal. Doch wer schon zu Lebzeiten als Legende gilt, wird in der Popkultur mit dem Tod unsterblich. Insofern überrascht es nicht, dass sich auch eines der meistgeteilten Bowie-Zitate des Tages auf die Spiritualität beziehen lässt: "I don't know where I'm going from here, but I promise it won't be boring" ("Ich weiß nicht, wohin ich von hier aus gehe, aber ich verspreche, dass es nicht langweilig wird").

Von Paula Konersmann (KNA)