Charismatische Gruppierungen sollen genauer beobachtet werden

Medien: Kirche will Privatoffenbarungen strenger prüfen

Veröffentlicht am 08.06.2016 um 18:00 Uhr – Lesedauer: 
Vatikan

Vatikanstadt ‐ Charismatische Gruppierungen in der Kirche sollen genauer beobachtet werden. Laut einem Medienbericht will sich der Vatikan zukünftig besonders sogenannte Privatoffenbarungen genauer ansehen.

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Der Vatikan wollte sich dazu am Mittwoch nicht äußern. Sein Sprecher Federico Lombardi sagte nur, es gehe in dem für Dienstag angekündigten Schreiben um das Verhältnis von Hierarchie und Charisma in der katholischen Kirche. Das vatikanische Presseamt hatte am Dienstag mitgeteilt, dass der Präfekt der Glaubenskongregation, Kardinal Gerhard Ludwig Müller, ein Schreiben an die katholischen Bischöfe über "das Verhältnis zwischen hierarchischen und charismatischen Gaben für Leben und Mission der Kirche" vorstelle. Es trägt den lateinischen Titel "Iuvenescit Ecclesia" ("Die Kirche verjüngt sich").

Charismatische Bewegungen entstanden in der katholischen Kirche vor allem nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil. Kennzeichnend für sie ist die starke Betonung einer unmittelbaren persönlichen Erfahrung des Heiligen Geistes und ein starkes geistliches Eigenleben. Das Verhältnis zwischen Ortsbischöfen und diesen Bewegungen ist oft gespannt, weil die Charismatiker sich schwer in kirchliche Strukturen einbinden lassen. Dies dürfte ein zentrales Thema des neuen Schreibens sein.

"La Croix" zitierte am Dienstag in seiner Online-Ausgabe einen namentlich nichtgenannten Mitarbeiter der Glaubenskongregation mit der Aussage, bislang sei es für Bischöfe oft schwierig, die Authentizität von Privatoffenbarungen zu beurteilen. Es gehe darum, einen Mittelweg zu finden und Privatoffenbarungen weder von vornherein gänzlich abzulehnen noch vorbehaltlos zu akzeptieren.

Erscheinungen haben keine allgemeine Verbindlichkeit

Privatoffenbarungen, etwa Marienerscheinungen eines Einzelnen oder einer Gruppe, können von der katholischen Kirche unter bestimmten Voraussetzungen anerkannt werden. Sie haben jedoch keine allgemeine Glaubensverbindlichkeit. Nach kirchlichem Verständnis ist die Offenbarung Gottes "mit den Aposteln" abgeschlossen. Nur diese so bezeichnete allgemeine und öffentliche Offenbarung gilt als für alle Christen verbindlich. Der Vatikan hat in den vergangenen Jahrzehnten wiederholt eine sorgfältige Prüfung solcher Phänomene angemahnt, zuletzt 2012. (KNA)

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