Medien: Staatsanwalt verwickelt Vatikan in Verschwörungstheorie
Ein Staatsanwalt im türkischen Izmir soll den Prediger Fethullah Gülen als "geheim ernannten Kardinal" bezeichnet haben. Die Aussage hätte er in einer Anklageschrift im Zusammenhang mit Verhaftungen nach dem gescheiterten Putschversuch getätigt, wie die islamistische Tageszeitung "Yeni Akit" berichtet, die der Regierungspartei AKP nahesteht.
Gülen, der sich derzeit in den USA im Exil aufhält und dessen Auslieferung die türkische Regierung fordert, wurde am 9. Februar 1998 von Papst Johannes Paul II. empfangen. Am 21. Februar 1998 hat der Papst im Konsistorium zwei Kardinäle "in pectore" ernannt, das heißt ohne deren Namen bekannzugeben. Einer davon soll nach der von "Yeni Akit" zitierten Anklageschrift Fethullah Gülen gewesen sein.
Geheim ernannte Kardinäle seit 2001 bekannt
Tatsächlich handelt es sich bei den beiden "in pectore" ernannten Kardinälen um die heute emeritierten Erzbischöfe von Riga (Lettland) und Lemberg (Ukraine), Jānis Pujats und Marian Jaworski. Ihre Erhebung in den Kardinalsstand wurde beim Konsistorium 2001 öffentlich bekannt gegeben.
Die haltlose Behauptung fügt sich in eine Reihe von Angriffen auf die sogenannte Gülen-Bewegung. Die türkische Regierung macht Gülen und die von ihm gegründete international tätige Bewegung für den Putschversuch vom 15. Juli verantwortlich und geht seitdem gegen Mitglieder und mutmaßliche Unterstützer vor. Ende August wurden in einer türkischen Zeitung bereits Vorwürfe gegen den Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios I. erhoben, in den Putschversuch gegen Präsident Recep Tayyip Erdogan verwickelt zu sein. (fxn)