Mehrheit für Segnung homosexueller Paare
Für die Studie hatten Theologiestudenten aus Münster und Berlin über 10.000 Katholiken aus 40 Ländern zu ihrem Familienbild befragt. Die Studenten stellten etwa Fragen zum Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen und gleichgeschlechtlichen Partnerschaften, Empfängnisverhütung, Zölibat und Diakonat der Frau. Wissenschaftlich unterstützt wurden sie vom "Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften" (GESIS) und der Katholisch-Theologischen Fakultät der Uni Münster.
12 Länder bereisten die Studenten zwischen September und Dezember 2014 selbst und verteilten Fragebögen in den Gemeinden. Außerdem fand eine Online-Befragung statt. Die Studie, für die rund 10.000 Fragebögen ausgewertet wurden, sei allerdings nicht im technischen Sinn repräsentativ, betonten die Initiatoren. Rund 8.000 Antworten kamen aus Deutschland.
Unterschied zwischen Ideal und Wirklichkeit
Die Kirche müsse den Unterschied zwischen Ideal und Wirklichkeit anerkennen und mit ihm aufrichtig umgehen, erklärte die Berliner Theologiestudentin Sarah Delere. So entsprachen viele Antworten mehrheitlich nicht der kirchlichen Lehrmeinung. Demnach befürworteten 87 Prozent die Einführung des Diakonats der Frau. 72 Prozent gaben künstlichen Verhütungsmethoden vor natürlicher Empfängnisverhütung den Vorzug. Mehr als 85 Prozent sprachen sich für die Abschaffung des Pflichtzölibats für Priester aus.
Dennoch spielen laut Umfrage für viele Katholiken auch traditionelle Werte noch eine Rolle: Mehr als 95 Prozent der deutschen Befragten gaben an, dass ihnen eine christliche Kindererziehung wichtig sei. Mehr als 90 Prozent sagten, dass eine kirchliche Hochzeit eine große Bedeutung habe.
Die Umfrage solle auch bei der Familiensynode im Oktober im Vatikan eine Rolle spielen, erklärte Theologiestudent Tobias Roth. Der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode werde die Umfrage dort einbringen. Die Idee zur Studie war entstanden, weil sich Papst Franziskus in den vergangenen Jahren mit zwei "Familienumfragen" an die Katholiken gewandt hatte, um zu erfahren, inwieweit die Lehre der Kirche und die Lebensrealität zueinander passen. Die Resonanz war allerdings überschaubar - was Kritiker auch mit der unverständlichen kirchlichen Binnensprache erklärten. (KNA)