Meisner warnt vor Modernisierung der Kirche
In der Kirche führe dies dazu, "dass man nicht mehr unterscheiden kann oder unterscheiden will zwischen dem Heilsein und dem Wohlsein, also dem Heil, das durch Gott kommt und dem Wohlsein, dem Genuss, den sich der Mensch selbst zu produzieren vermag". Priester sollten sich nach Meisners Worten auf ihr ureigenes Fundament besinnen und nicht "Mätzchen vollführen", wenn sie die Gelegenheit hätten, den Glauben zu verkünden. Eine Anpassung an den Zeitgeist, der sich immer wieder ändere, ziehe unweigerlich weitere Anpassungen nach sich, so dass die Gefahr des Verlustes des spezifisch Christlichen gegeben sei. Zudem warnte der Kardinal davor, den Glauben an den Herrn durch den Glauben an die Zahl, die Statistik oder die berechenbare Entwicklung zu ersetzen. All dies lähme den Aufbruch.
Zwar sei es auch in der Kirche notwendig, Erhebungen zu machen, aber die Fakten sollten nicht das Motiv der Arbeit ausmachen, "sondern die Sendung des Herrn", betonte der Geistliche. Was ihn heute oft beunruhige, seien die Minderwertigkeitskomplexe der katholischen Christen im Lande. Er selbst habe elf Jahre unter den Nationalsozialisten gelebt und 45 Jahre unter den Kommunisten, so der ehemalige Berliner Bischof Meisner. "Wir waren immer eine sehr kleine Kirche in der Bedrängnis." Klein zu sein sei aber leichter als klein zu werden. Doch auch wenn die Kirche kleiner werde, gelte das Wort des Herrn: "Fürchte dich nicht, du kleine Herde!"
Mit dem Pontifikalamt unter dem Vorsitz Meisners ging das dreitägige Treffen des Forums Deutscher Katholiken zu Ende. Am diesjährigen Kongress nahmen nach Angaben des Veranstalters rund 1.100 Personen teil. (kim/KNA)