Bischof Koch will eine Neubesinnung des Bistums Dresden-Meißen

Menschen vor Strukturen

Veröffentlicht am 05.11.2013 um 00:00 Uhr – Lesedauer: 
Heiner Koch spricht vor Journalisten.
Bild: © KNA
Bistümer

Dresden ‐ Wie macht man ein Bistum fit für die Zukunft? Für den katholischen Bischof von Dresden-Meißen, Heiner Koch, muss erst einmal ein mentales Umdenken einsetzen, bevor Pläne für strukturelle Veränderungen gemacht werden. Es könne dabei nicht darum gehen, nur Althergebrachtes zu bewahren, sondern den Menschen die Botschaft Jesu Christi nahezubringen, so Koch. Im Interview spricht er über seine Pläne und die anstehenden Projekte im Bistum.

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Frage: Herr Bischof Koch, in vielen deutschen Diözesen laufen Reformprozesse; was streben Sie für das Bistum Dresden-Meißen an?

Koch: Das Ziel ist keine Bistumsstrukturreform, sondern ein Neu-Besinnen auf unser Wesen und unseren Auftrag als Kirche. Mir ist das Leitbild der eucharistischen Kirche sehr wichtig. Wir sind als Christen zur Eucharistie berufen, wir tragen als Glieder am Leib Christi füreinander Verantwortung, und wir sind Gottes Leib in der Welt - das bedeutet, wir sind für die Menschen da, die Hilfe brauchen. Ein Zweites: Wir sind nicht dazu da, nur unsere Strukturen und Institutionen zu erhalten. Es kann auch nicht darum gehen, nur Althergebrachtes zu bewahren, sondern wir müssen den Menschen draußen die Botschaft Jesu Christi nahebringen. Erst wenn wir uns unserer Berufung vergewissert haben und uns fragen, wie wir mit unseren Talenten die Menschen erreichen können, werden wir nach den notwendigen strukturellen Änderungen schauen.

Frage: Kann es überhaupt eine strukturelle Schablone für das ganze Bistum geben?

Koch: Nein. Jede Region des Bistums wird diese Fragen anders beantworten, und es werden sich jeweils andere Verantwortungsgemeinschaften ergeben. Es kann in einem so vielfältigen Raum nicht eine Antwort geben, die für das ganze Bistum gilt. Weder personell, noch pastoral, noch strukturell oder finanziell. Was im Erzgebirge vielleicht richtig ist, ist in der Stadt Leipzig falsch.

Frage: Wie wollen Sie das konkret angehen?

Koch: Zusammen mit den Verantwortlichen des Bischöflichen Ordinariats werde ich im nächsten Jahr alle Gemeinden besuchen und mit ihnen vor Ort darüber sprechen. Eine enge Kommunikation und Kooperation sind mir äußerst wichtig. Die Sorgen und Fragen der Betroffenen müssen zur Sprache kommen. Nur so können wir uns alle gemeinsam auf den Weg machen. Dabei werde ich keinen zeitlichen Druck ausüben, aber darauf achten, dass wir uns wirklich auf den Weg machen. Ich will nicht in erster Linie eine Verwaltungsreform, sondern eine veränderte Denk- und Handlungsweise. Die Zustimmung dazu ist groß.

Frage: Ist bei solch einer Reform nicht immer ein Knirschen unvermeidlich?

Bischof Heiner Koch segnet den Grundstein der Propsteikirche in Leipzig.
Bild: ©Markus Kremser

Bischof Heiner Koch segnet den Grundstein der Propsteikirche in Leipzig.

Koch: Natürlich wird es Konflikte und Schwierigkeiten geben. Aber die Kirche hier hat in den vergangenen Jahrzehnten gelernt, Konflikte und Spannungen auszuhalten. Hier sind keine blinden Idealisten, die meinen, alles gehe weiter wie bisher.

Frage: Welche Herausforderung stellt der Neubau der Propstei-Kirche in Leipzig?

Koch: Äußerlich wächst der Bau tagtäglich. Was das Innere betrifft, sind wir noch in einem lebendigen Prozess der künstlerischen Gestaltung. Dieser große Bau im Zentrum der Stadt muss natürlich auch sehr kommunikativ gegenüber der Bevölkerung begleitet werden. Es soll ein offener, einladender Ort der Pastoral werden für alle in Leipzig. Parallel zum Bau muss auch das dortige pastorale Konzept wachsen. Das ist die große Herausforderung.

Frage: Welche Großbaustellen haben Sie sonst noch?

Koch: Die Finanzierung der freien Schulen, damit auch derer in kirchlicher Trägerschaft, durch das Land Sachsen ist im Unterschied zu meinen Erfahrungen im Rheinland unbefriedigend. Für unser Bistum mit seinen bescheidenen finanziellen Mitteln ist das ein großes Thema. Das sage ich auch der Landesregierung in Gesprächen immer wieder. Auch der Punkt "Religionsunterricht und Katechese" bewegt mich sehr. Wie können wir in dieser spezifischen gesellschaftlichen Situation jungen Menschen den Glauben verkünden? Hier müssen wir Katechese und Religionsunterricht noch in ein gutes Miteinander bringen.

Ein Weiteres: Der Dreh- und Angelpunkt der Pastoral unseres Bistums ist neben der missionarischen Ausrichtung die Förderung der jungen Familien. Sie sind das stärkste Pfund, das wir haben, und bilden auch zahlenmäßig die stärkste Gruppe unter den Gläubigen. Wie helfen wir jungen Menschen, als christliche Familie zu leben und diesen Glauben in der Familie weiterzugeben?

Das Interview führte Karin Wollschläger (KNA)

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