Missbrauchsopfer protestieren gegen Ordensklinik
Die Vergabe einer Lizenz für den Betrieb einer Geburtsklinik an die Ordensgemeinschaft der Sisters of Charity hat in Irland Empörung ausgelöst. Der Orden sei als einer von vier Betreibern der ehemaligen Magdalenenheime aktiv daran beteiligt gewesen, vielen Frauen ihre Würde zu verweigern, kritisierte der Opferverband "Magdalene Survivors Together" laut irischen Medienberichten (Mittwoch).
Der Orden sei zudem bis dato seinen Verpflichtungen zu Entschädigungszahlungen bei Missbrauchsfällen nur unvollständig nachgekommen. Man sei angesichts der Entscheidung der irischen Regierung, den geplanten Neubau der größten Geburtsklinik Irlands in Süd-Dublin den Sisters of Charity zu überlassen, "zutiefst erzürnt und absolut schockiert", so der Opferverband. Die irische Regierung müsse ihre Entscheidung rückgängig machen. In dem Krankenhaus-Neubau sollen jährlich bis zu 10.000 Geburten betreut werden.
Auch der Geschäftsführer von Amnesty International, Colm O'Gorman, zeigte sich laut Medienangaben überrascht, dass die Regierung einen mit Staatsgeldern in Höhe von 300 Millionen Euro finanzierten Neubau an einen Orden "verschenkt, der einer 15 Jahre alten Verpflichtung nicht nachkommt".
Orden schuldet Staat mehrere Millionen Euro
Die Sisters of Charity hatten sich im Jahr 2002 gemeinsam mit 17 anderen Ordensgemeinschaften dazu verpflichtet, dem Staat insgesamt 128 Millionen Euro für Schadensansprüche von Missbrauchsopfern zu zahlen. Laut einem im Dezember veröffentlichten Untersuchungsbericht hat die Ordensgemeinschaft von ihrem vorgesehenen Anteil an den Entschädigungen in Höhe von fünf Millionen Euro bis dato lediglich zwei Millionen Euro gezahlt.
Die "Magdalene Laundries" (Heime für "gefallene Mädchen") wurden von vier irischen Frauenorden betrieben: den Sisters of Our Lady of Charity, der Congregation of the Sisters of Mercy, den Religious Sisters of Charity und den Sisters of the Good Shepherd. Die Heime wurden im 18. Jahrhundert als Reformanstalten für Prostituierte gegründet. Sie entwickelten sich jedoch später zu Auffangstätten für junge Frauen, die aus verschiedenen Gründen aus der Gesellschaft ausgestoßen wurden. Dort mussten sie unbezahlt schwere Arbeiten verrichten. Das letzte Heim wurde erst 1996 geschlossen. (KNA)