Müller kritisiert Papstentscheidung
Kurienkardinal Gerhard Ludwig Müller ist gegen größere Kompetenzen der Bischofskonferenzen in liturgischen Fragen. In einem neuen Interview hat er die Entscheidung des Papstes kritisiert, den nationalen Bischofskonferenzen bei der Übersetzung liturgischer Texte mehr Freiheit einzuräumen. Die Liturgie vereine und dürfe nicht trennen, sagte der frühere Präfekt der Glaubenskongregation der "Passauer Neuen Presse" vom Donnerstag. So müsse bei der Übersetzung auf inhaltliche Genauigkeit und Treue sowie auf die wirkliche Umsetzung in Geist und Kultur der Zielsprache geachtet werden. "Die letzte Autorität im Zweifelsfall" könne daher nicht bei den Bischofskonferenzen liegen, betont Müller.
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Für die Übersetzung liturgischer Texte aus dem Lateinischen hatte Papst Franziskus kürzlich Spielraum geschaffen. Doch Konservative interpretierten es anders. Das wies der Papst jetzt öffentlich zurück. (Artikel von Oktober 2017)Der Kardinal verwies auf Erfahrungen, wonach die von Bischöfen herangezogenen Übersetzer oftmals die biblischen Texte unter dem Vorwand einer besseren Verständlichkeit verwässert hätten. Würden die Kompetenzen der Bischofskonferenzen nun erhöht, sei zu befürchten, dass die Einheit der katholischen Kirche in Glauben, Bekenntnis und Gebet zerstört würde, so Müller. Als Beispiele nannte Müller "hoch anspruchsvolle Lehren" wie den stellvertretenden Sühnetod Jesu, die Geburt Jesu aus der Jungfrau Maria, die leibliche Auferstehung Jesu oder die Gabe seines wahren Fleisches und Blutes unter Gestalt von Brot und Wein. In manchen Ländern seien diese und andere Wahrheiten bereits auf ethische Appelle heruntergebrochen und so ihres katholischen Heilsrealismus entkleidet worden.
Hintergrund der Ausführungen ist eine Auseinandersetzung von Franziskus mit dem Leiter der Gottesdienstkongregation, Kardinal Robert Sarah. Mit dem Papsterlass "Magnum principium" ("Das wichtige Prinzip") will Franziskus die Bischofskonferenzen stärken, ihnen mehr Verantwortung bei der Übersetzung liturgischer Texte geben.
Franziskus rüttelt nicht an Glaubenslehre
Im selben Interview nahm Müller Papst Franziskus vor Häresievorwürfen in Schutz. "Von Häresie kann nur die Rede sein, wenn ein Katholik hartnäckig eine geoffenbarte und von der Kirche verbindlich vorgetragene Glaubenswahrheit leugnet", sagte der Kardinal. Auf Päpste und Bischöfe träfe dies zu, wenn sie den Gläubigen eine Lehre mit höchstverbindlicher Autorität zu glauben vorlegten, die dem Wort Gottes in der Heiligen Schrift, der Apostolischen Tradition und den bisherigen dogmatischen Entscheidungen der ökumenischen Konzilien widersprächen. Das sei ohne jeden Zweifel in den wenigen kontrovers ausgelegten Passagen des Schreibens "Amoris laetitia" nicht der Fall, betonte Müller.
Franziskus habe nie an den Fundamenten des katholischen Glaubens rütteln oder die Lehre Christi modernisieren wollen, so als ob sie veraltet wäre, sagte der Kardinal. Vielmehr gehe es darum, wie man pastoral Menschen in sehr schwierigen ehelichen und oft tragischen familiären Verhältnissen beistehen könne. An dessen Ende könnten auch die volle Versöhnung mit Gott und der Kirche im Bußsakrament und dann auch die Teilnahme an der Kommunion stehen.
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Kurienkardinal Müller kritisiert die Art, wie ihm der Papst sein Aus als Präfekt der Glaubenskongregation mitteilte. Dennoch will sich Müller nicht vor den Karren bestimmter Bewegungen spannen lassen. (Artikel von Juli 2017)Auf seine eigene Zukunft angesprochen, sagte Müller, er hoffe weiter, mit Gottes Hilfe, in Wort und Tat, Zeugnis und Gebet der Kirche dienen zu können. Auf die Frage, ob er in Rom bleiben werde, entgegnete er: "Der Mensch denkt, Gott lenkt." Aber ein Kardinal, der noch nicht emeritiert sei oder nicht als Ortsbischof ein Bistum leite oder sonst ein Amt in der Weltkirche ausübe, habe in Rom Residenzpflicht. Denn er gehöre zum engsten Beratergremium des Papstes. Franziskus hatte die Amtszeit Müllers, der fünf Jahre an der Spitze der Glaubenskongregation stand, im Juli nicht mehr verlängert. (tmg/KNA)