Kardinal will nicht von papstkritischen Bewegungen vereinnahmt werden

Müller übt deutliche Kritik an Franziskus

Veröffentlicht am 05.07.2017 um 17:42 Uhr – Lesedauer: 
Erzbischof Gerhard Ludwig Müller spricht mit Erzbischof Georg Gänswein.
Bild: © KNA
Vatikan

Passau ‐ Kurienkardinal Müller kritisiert die Art, wie ihm der Papst sein Aus als Präfekt der Glaubenskongregation mitteilte. Dennoch will sich Müller nicht vor den Karren bestimmter Bewegungen spannen lassen.

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Deutliche Kritik an Papst Franziskus hat Kurienkardinal Gerhard Ludwig Müller geäußert. Der "Passauer Neuen Presse" (Donnerstag) sagte er, Papst Franziskus habe ihm die Entscheidung über die Nichtverlängerung seiner Amtszeit als Präfekt der Glaubenskongregation am letzten Tag seines Mandats "innerhalb einer Minute mitgeteilt", ohne Gründe zu nennen. "Diesen Stil kann ich nicht akzeptieren", sagte Müller. Auch für den Umgang mit Mitarbeitern in Rom müsse die Soziallehre der Kirche gelten.

Auf die Frage nach seinem momentanen Verhältnis zum Papst verwies Müller auf Äußerungen von Franziskus selbst. Dieser habe gesagt, "dass das Verhältnis persönlich immer sehr gut war". Dies könne er, Müller, bestätigen. "Das gilt auch heute noch." Der Papst habe diese Entscheidung getroffen, die ihm auch zustehe. "Ich werde darauf nicht mit irgendwelchen Aktionen antworten."

Müller: Ich will Polarisierungen verhindern

Er wolle sich nicht "vor den Karren einer papstkritischen Bewegung spannen" lassen, auch wenn manche daran dächten. "Ich habe als Kardinal weiterhin die Verantwortung, für die Einheit der Kirche zu sorgen und Polarisierungen so weit wie möglich zu verhindern."

Eine neue konkrete Aufgabe hat Müller nach eigenem Bekunden noch nicht. Dem Papst bot er sich in dem Interview als Vermittler für ein Gespräch mit den drei noch lebenden Kardinälen an, die öffentlich Zweifel an der Ehelehre von Franziskus angemeldet hatten. Der vierte Unterzeichner eines entsprechenden Briefes, Kardinal Joachim Meisner, war am Mittwoch im niederbayerischen Bad Füssing gestorben.

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Die Nachricht machte am Freitagabend die Runde. Papst Franziskus verlängert die Amtszeit von Kardinal Müller als oberstem Glaubenshüter der Kirche nicht. Was hat zur Entscheidung des Papstes geführt?

Müller sagte, er könnte ein solches Gespräch zwischen den drei Kardinälen und dem Papst moderieren, "weil ich die Kompetenz und auch das Verantwortungsbewusstsein dafür habe". Der ehemalige Glaubenspräfekt sagte, ihm wäre lieber gewesen, wenn der Brief der Kardinäle mit ihren Zweifeln nicht öffentlich diskutiert worden wäre. Er selbst habe sich "nie auf die eine oder andere Seite geschlagen", sondern sei immer loyal zum Papst gewesen und wolle es auch in Zukunft bleiben.

Die bisher vorgelegten Interpretationen zum päpstlichen Schreiben "Amoris laetitia", unter anderem vom Wiener Kardinal Christoph Schönborn und von Kardinal Walter Kasper, bezeichnete Müller als "nicht überzeugend". Ein großes Symposium "von wirklichen Fachleuten" könnte aber dafür sorgen, dass der Spagat zwischen Lehre und Pastoral gelinge.

Müller sagte, er habe noch am Dienstagabend, und damit kurz vor dessen Tod - mit Kardinal Meisner telefoniert. "Er sagte mir, dass er sich gesundheitlich gut fühle, zeigte sich aber sehr besorgt über die Situation in der katholischen Kirche", gibt Müller Meisner wider. Dass der Papst seine Amtszeit als Präfekt der Glaubenskongregation nicht verlängert habe, habe Meisner "persönlich bewegt und verletzt". (KNA)

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Es gibt Unterschiede in den Ansichten von Papst Franziskus und Kardinal Gerhard Ludwig Müller zur Stellung der Kurie. Liegt in ihnen der Grund für das Aus Müllers als Präfekt der Glaubenskongregation?