Deutscher Kardinal kritisiert die Mehrheit der Bischöfe

Müller warnt vor "Protestantisierung" der Kirche

Veröffentlicht am 28.06.2018 um 11:58 Uhr – Lesedauer: 
Bild: © KNA
Kommunionstreit

San Francisco ‐ Nach Ansicht von Kardinal Gerhard Ludwig Müller ist die deutsche Kirche auf keinem guten Weg. Er kritisiert einen Großteil des deutschen Episkopats.

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Kardinal Gerhard Ludwig Müller hat vor einem "eklatanten Prozess der Protestantisierung" der Kirche gewarnt. Der Kardinal warf der Mehrheit der Deutschen Bischofskonferenz und Kardinal Reinhard Marx als Vorsitzendem eine Anbiederung an die Moderne vor. Sie sähen sich "als Trendsetter der katholischen Kirche auf dem Weg in die Moderne", so Müller in einem Interview des US-Internetportals "Catholic World Report". Diese Bischöfe wollten alle Glaubenslehren reformieren, die dem zeitgenössischen gesellschaftlichen Konsens entgegenstünden. Um ihre Ziele zu erreichen, seien sie auch bereit, die Spaltung der Bischofskonferenz zu akzeptieren.

Zu den Anliegen dieser Bischöfe zählten "die Forderung nach der Heiligen Kommunion auch für Menschen ohne den katholischen Glauben und auch für jene Katholiken, die sich nicht in einem Zustand der heiligmachenden Gnade befinden". Auf der Tagesordnung stünden außerdem, so Müller weiter, "ein Segen für homosexuelle Paare, Interkommunion mit Protestanten, Relativierung der Unauflöslichkeit der sakramentalen Ehe, die Einführung von viri probati und damit die Abschaffung des priesterlichen Zölibats, Zustimmung zu sexuellen Beziehungen vor und nach der Ehe".

Müller: Diffamierungskampagne gegen "konservative" Gläubige

Gläubige, die die katholische Lehre ernst nähmen, würden "als konservativ gebrandmarkt und aus der Kirche gedrängt und der Diffamierungskampagne der liberalen und antikatholischen Medien ausgesetzt". Für viele Bischöfe sei die Wahrheit der Offenbarung und des katholischen Bekenntnisses "nur eine weitere Variable in der innerkirchlichen Machtpolitik", kritisierte der Kardinal darüber hinaus.

Einige der Bischöfe, so Müller, zitierten individuelle Vereinbarungen mit Papst Franziskus und dächten, dass "seine Aussagen in Interviews mit Journalisten und Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, die weit von der katholischen Kirche entfernt sind, eine Rechtfertigung sogar für die 'Verwässerung' definierter, unfehlbarer Glaubenswahrheiten (= Dogmen) bieten".

Müller (70) wurde 1986 auf den Lehrstuhl für Dogmatik und Dogmengeschichte an der Universität München berufen. Danach war er von 2002 bis 2012 als Bischof von Regensburg Mitglied der Deutschen Bischofskonferenz. Von 2012 bis 2017 leitete er im Vatikan die Glaubenskongregation. (rom/KNA)