Muss ein "Plan B" her?
In der Mitte ein steinernes Kreuz, auf dem Sockel das Wappen des Vatikans. Rondo des Weltjugendtages, steht auf dem Straßenschild, und ein Wegweiser zeigt die Entfernungen zu nahen und fernen Pilgerstätten auf. Bis zum Vatikan sind es 1685 Kilometer. Am 26. Juli soll der Weltjugendtag beginnen.
Die Gemeinde Brzegi, 13 Kilometer vom eigentlichen Gastgeberort Krakau entfernt, hat noch viel zu tun, bis hier alles fertig ist für Papst Franziskus und die erwarteten 2,5 Millionen jungen Katholiken aus aller Welt. Die Jugendlichen sollten besser gut zu Fuß sein: Von den Veranstaltern ist zu hören, dass der Weg zum Treffen mit dem Papst teilweise eine Fußwallfahrt sein könnte. Die Pendelbusse haben acht Kilometer vor dem "Feld der Barmherzigkeit" Endstation.
Erschwert ein Funkloch die Berichterstattung?
Immerhin, das Nachbardorf ist per Regionalzug mit Krakau verbunden. Eine Gruppe deutscher Journalisten, die kürzlich das Gelände besichtigen konnte, ahnte nichts Gutes für die Berichterstattung vor Ort: Weit und breit keine Mobilfunktürme. "Da bricht doch das ganze Netz zusammen, wenn hier so viele Leute zusammenkommen", befürchtete einer der Medienvertreter. Schließlich sei wohl kaum ein Jugendtagsbesucher ohne Smartphone oder Tablet unterwegs. Dorota Abdelmoula, die Sprecherin des Organisationskomitees, kann angesichts dieser Sorgen nur freundlich lächeln. "Das ist nicht unsere Aufgabe", sagt sie zur Medienlogistik. Es werde aber bestimmt alles klappen.
Die Polen sind Meister im Improvisieren, und deshalb sollte der Blick auf das kahle Feld nicht übermäßig pessimistisch stimmen. Doch wird es in Brzegi überhaupt ein Treffen mit dem Papst geben? Die kirchlichen Organisatoren versichern: Brzegi ist das auserwählte Gelände, daran solle sich auch nichts ändern. "Wir haben keine Absicht, den Ort zu wechseln", betont Bischof Damian Muskus, Chef des Organisationskomitees.
Die Sicherheitsexperten in Krakau und Warschau sehen das wesentlich skeptischer. Nach den Terroranschlägen von Brüssel wurde dem Thema Sicherheit auf dem Weltjugendtag noch einmal besondere Aufmerksamkeit gewidmet. Der Fernsehsender TVN24 gelangte an eine Kopie einer Gefährdungsanalyse für die polnische Regierung. "Bei einem Ereignis dieser Größenordnung sollte ein Ort wie Brzegi nicht für eine der Hauptveranstaltungen in Betracht gezogen werden", hieß es darin. Das Gelände sei "eine Quelle hohen Risikos für das Leben und die Gesundheit" der Besucher.
Evakuierung könnte Schwierigkeiten bereiten
Die nahen Flüsse könnten im Notfall eine Evakuierung erschweren. Die Brücken seien nicht für so viele Leute gebaut, zudem seien in der Bergbauregion - Brzegi grenzt an Wieliczka mit seinem berühmten Salzbergwerk - Bodeneinbrüche möglich. Als Risiko wurden auch die Hochspannungsleitungen aufgeführt. In einer Sicherheitsanalyse der Regionalbehörde wurde zudem gewarnt, dass im Notfall eine Evakuierung des Geländes in Brzegi acht bis neun Stunden dauern könne.
Regierungschefin Beata Szydlo nahm zunächst zu Einzelheiten des Berichts keine Stellung und erinnerte daran, dass die katholische Kirche Ausrichterin der Veranstaltung sei. "Aber die Berichte sind dazu da, um Schlussfolgerungen zu ziehen und die Sicherheit zu verbessern", betonte sie.
Ist es also Zeit für einen "Plan B"? Dorota Abdelmoula gibt sich in dieser Frage zurückhaltend. "Es gibt immer einen Plan B", meint sie. "Wir haben verschiedene Optionen. Aber wir planen mit Brzegi."