Neuer Mann für den Norden
In einer ersten Stellungnahme zu seiner Berufung zum Erzbischof von Hamburg, dankt Heße Papst Franziskus für sein Vertrauen. Die Ernennung habe ihn überrascht und "innerlich sehr aufgewühlt", sagte er. Hamburg und seine Umgebung kenne er bisher nur aus Urlauben. "Nun freue ich mich auf das Kennenlernen und die Begegnungen mit den Menschen im Norden Deutschlands." Als Vorbild für seine zukünftigen Aufgabe diene ihm der Patron des Erzbistums: "Der heilige Ansgar war ein Mann mit Innerlichkeit und Mut zum Aufbruch. Beides wünsche ich mir für meinen Dienst als Bischof von Hamburg", so Heße.
Der gebürtige Kölner ist mit seiner Ernennung nun der jüngste Bischof in Deutschland. Geboren wurde er am 7. August 1966 und wuchs im Kölner Stadtteil Junkersdorf auf. Nach dem Abitur 1986 studierte er Philosophie und Theologie in Bonn und Regensburg, die Priesterweihe folgte 1993 im Kölner Dom durch Kardinal Meisner.
Anschließend wirkte Heße als Kaplan in Bergheim an der Erft. 1997 wurde er zum Dozenten am Erzbischöflichen Theologenkonvikt "Collegium Albertinum" in Bonn ernannt. 2001 folgte die Promotion zum Doktor der Theologie: In seiner Arbeit beschäftigte sich Heße mit der Theologie der Berufung bei Hans Urs von Balthasar, einem der bedeutendsten Theologen des 20. Jahrhunderts. Auch mit Medien konnte Heße schon Erfahrungen sammeln; so war er von 2003 bis 2012 Diözesanbeauftragter für Rundfunk und Fernsehen im Erzbistum Köln. Am 16. März 2012 übernahm er das Amt des Generalvikars, das er zuvor schon sechs Jahre stellvertretend ausgeübt hatte.
Als zukünftiger Erzbischof von Hamburg steht Heße dem flächenmäßig größten, aber auch jüngsten Bistum Deutschlands vor. Die Bischofsweihe ist nach Angaben der Erzdiözese für Samstag, 14. März, um 10 Uhr im Hamburger St. Mariendom geplant. Heße ist erst der dritte Bischof für Hamburg; sein Vorgänger, Erzbischof Werner Thissen , hatte im März 2014 altersbedingt seinen Rücktritt eingereicht. Für die Zeit der Vakanz übernahm Generalvikar Ansgar Thim das Amt des Diözesanadministrators. (som)
Lebenslauf Stefan Heße
7. August 1966: geboren in Köln als Sohn einer Bäckerfamilie1986: Abitur am Georg-Büchner-Gymnasium in Köln-Weiden, anschließend: Studium der Philosophie und Theologie in Bonn und Regensburg18. Juni 1993: Priesterweihe im Kölner Dom durch Kardinal Joachim Meisner1993-1997: Kaplan an St. Remigius in Bergheim1997-2003: Repetent am Erzbischöflichen Theologenkonvikt "Collegium Albertinum" in Bonn2001: Promotion zum Doktor der Theologie mit einer Arbeit über die Theologie der Berufung bei Hans Urs von Balthasar2003: Tätigkeit im Generalvikariat des Erzbistums Köln, zunächst als Abteilungsleiter in der Hauptabteilung Seelsorge-Personal, ab 2006 als deren Leiter2006: Ernennung zum stellvertretenden Generalvikar des Erzbistums Köln2010: Ernennung zum Päpstlichen Ehrenprälaten11. September 2011: Berufung in das Kölner Domkapitel als residierender Domkapitular16. März 2012: Ernennung zum Generalvikar des Erzbistums Köln28. Februar 2014: Wahl zum Diözesanadministrator des Erzbistums Köln (nach dem Rücktritt von Kardinal Joachim Meisner)20. September 2014: Erneute Ernennung zum Generalvikar des Erzbistums Köln (nach der Amtseinführung von Kardinal Rainer Maria Woelki)26. Januar 2015: Ernennung zum Erzbischof von HamburgGlückwunsch, Hamburg!
Stefan Heße wird neuer Erzbischof von Hamburg - zu dieser Personalie kann man den Katholiken in Hamburg, Mecklenburg und Schleswig-Holstein von ganzem Herzen gratulieren. Denn auch wenn es zunächst wie ein Kulturschock klingen mag - ein Rheinländer im nüchtern-protestantischen Norddeutschland -, bekommt das Erzbistum Hamburg mit Heße einen Oberhirten, der zu den großen Nachwuchshoffnungen der katholischen Kirche in Deutschland zählt.
Trotz seines Alters von gerade mal 48 Jahren hat Heße in der Kirchenhierarchie bereits einen rasanten Aufstieg hingelegt. Unterstützt von Kardinal Joachim Meisner brachte er es im Erzbistum Köln in wenigen Jahren bis zum Generalvikar. Als Verwaltungschef von Deutschlands wohl wichtigster Diözese erarbeitete er sich innerhalb kürzester Zeit hohe Anerkennung. Diese wuchs noch, als Heße im vergangenen Jahr geräuschlos und souverän den Übergang von der Ära Meisner zu Kardinal Rainer Maria Woelki managte.
Keine Frage: Heße kann Erzbischof. Seine Verwaltungserfahrung wird ihm bei der Leitung von Deutschlands flächenmäßig größtem Bistum helfen. Außerdem gilt er als liberal und dialogorientiert - Eigenschaften, die ihm bei seinem Dienst in der norddeutschen Diaspora von großem Nutzen sein dürften. Hamburg darf sich auf seinen neuen Erzbischof freuen.
Von Steffen Zimmermann