Neues Vertrauen, neue Strukturen
"Als Christen im Bistum Limburg blicken wir auf bewegende und herausfordernde Monate zurück", so der Weihbischof. Nun sei es ruhiger geworden um das Bistum und es bestimme nicht mehr die Schlagzeilen der Medien. Gemeinsam habe man auch schon wichtige Schritte auf einem Weg der Neuausrichtung getan. Verschiedene Gremien hätten den Mut zur Selbstbestimmung und zur Korrektur aufgebracht. "Vieles ist klarer und sichtbarer geworden, manches wird aber auch noch Zeit brauchen. Ich bin zuversichtlich, dass uns gemeinsam der Einstieg in einen Neubeginn gelingen kann, und ich spüre, dass Vertrauen erneuert wird."
Dabei denke der Apostolische Administrator besonders auch an die Frauen und Männer, die sich entweder zurückgezogen oder auch eine offene Auseinandersetzung riskiert haben. "Ich wünsche mir, dass unser Bistum immer mehr zusammenwächst und zu einem gesunden Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen zurückfindet. Aus der Freude am Glauben können wir die Kraft schöpfen, um den Menschen die liebende Nähe des lebendigen Gottes kraftvoll zu bezeugen", schreibt er.
Statut des Bischöflichen Stuhls wird überarbeitet
Im kommenden Jahr will Grothe die Neuordnung der Vermögensverwaltung fortsetzen. Ziel sei eine klare und eindeutige Verteilung der Verantwortung bei der Verwaltung durch das Bischöfliche Ordinariat und bei deren Aufsicht und Kontrolle. Durch eine Besetzung mit externen Persönlichkeiten solle bei Wahrung der Aufgaben des Kirchensteuerrates eine größere Unabhängigkeit erreicht werden. Überarbeitet würde auch das Statut des Bischöflichen Stuhls.
Einen besonderen Dank richtet Weihbischof Grothe an die mehr als 100 Anrufer, die ein Gesprächsangebot für Ehrenamtliche und Hauptamtliche des Bistums genutzt haben. "Sie haben mir durch Ihre Rückmeldungen die Möglichkeit gegeben, Einblick in Ihr Denken und Fühlen zu nehmen und besser zu verstehen, wie Sie die vergangenen Jahre erlebt haben", so Grothe. In den kommenden Monaten sollen die Anrufe ausgewertet werden.
Umstrukturierung der Pfarreien wird fortgesetzt
Zum Jahresbeginn will das Bistum neun weitere Pfarreien gründen, die "eine erste Antwort auf die Veränderungen und Herausforderungen des kirchlichen Lebens" seien, so Grothe. "Ich möchte gemeinsam mit dem Bistum, mit den kurialen und synodalen Gremien den eingeschlagenen Weg weitergehen", schreibt er. Der Prozess könne nicht rückgängig gemacht und nicht gestoppt werden. Gleichwohl seien die Fragen der Menschen in den Pfarreien und Bezirken zu hören und gut zu bedenken. Nach der räumlichen Neuordnung des Bistums müssten im kommenden Jahr auch Perspektiven entwickelt und vermittelt werden, die zeigten, wie Seelsorge in den Pfarreien künftig möglich sei und gelingen könne.
Intensiv habe man sich auch Gedanken über eine Nutzung des Gebäudeensembles auf dem Domberg in Limburg gemacht, so Grothe. "Wir wollen die kommenden Monate dafür nutzen, das Haus zu öffnen und zu entmythologisieren. "Deshalb werde es Führungen für Mitarbeiter sowie für Gruppen aus dem Bistum geben. Geplant sei auch, dass die Räumlichkeiten für Konferenzen und Sitzungen verschiedener Gremien genutzt werden. Es könne auch Ausstellungen, theologische sowie andere kulturelle Veranstaltungen im Bischofshaus geben.
Neubesetzung des Bischofsstuhls bleibt ungewiss
Ungewiss ist zurzeit noch, so Grothe, wann die Wahl eines neuen Bischofs von der Bischofskongregation in Rom angestoßen wird. "Der Heilige Vater möchte, dass ich als Ihr Apostolischer Administrator noch eine Weile im Bistum Limburg bleibe und die Sedisvakanz mit Ihnen für einen dann folgenden Neuanfang gestalte." In der ersten Jahreshälfte werde er die beiden freien Sitze im Domkapitel neu besetzen und so das Domkapitel für eine Wahl zu gegebener Zeit vervollständigen.
Nicht nur das Bistum, sondern auch die Gesellschaft stünde im neuen Jahr vor großen Herausforderungen. "Wir diskutieren über Sterbehilfe und assistierten Suizid und sehen uns als Christen in der Aufgabe, immer wieder neu die Würde des Menschen in allen Lebensphasen zu betonen. Wir leisten der Gesellschaft einen unverzichtbaren Dienst", so Grothe. Auch die Menschen, die am Rande der Gesellschaft stehen, und diejenigen, die auf der Flucht nach Deutschland kommen, dürften nicht aus dem Blick verloren werden. (bod)