Debatte um die AfD geht weiter

"Nicht wählbar"

Veröffentlicht am 05.05.2016 um 17:55 Uhr – Lesedauer: 
Politik

Bonn ‐ Hochrangige Vertreter der Kirchen setzen sich weiterhin kritisch mit der AfD auseinander. Sie wollen den Dialog nicht verweigern und die Sorgen vieler Bürger ernst nehmen. Aber sie sehen auch deutliche Grenzen.

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Man müsse daher auf die einzelnen Mitglieder und auf die Verantwortlichen schauen, doch wer "einen blanken Rassismus sowie einen antiquierten Nationalismus in unserer heutigen Welt vertritt, der ist für mich als Christ nicht wählbar. Da kann es keine Kompromisse geben", betonte Lehmann.

Erinnerugen an Nazi-Diktatur

In diesem Zusammenhang erinnerte der Kardinal auch an die Zeit der Nazi-Diktatur. Man habe sich schon einmal bitterböse getäuscht "und dabei weltweit viel Unheil angerichtet".

Der Generalvikar des Erzbistums Köln, Dominik Meiering, wirft der AfD "Vereinfachungen und aggressive Parolen jenseits unserer rechtsstaatlichen Basis" vor. Im Gespräch mit dem "Kölner Stadt-Anzeiger" empfiehlt der Verwaltungschef von Kardinal Rainer Maria Woelki, AfD-Vertretern dafür kein öffentliches Forum zu bieten. Zu einem "sachlichen, fairen Gespräch" sei er dagegen "immer bereit".

Linktipp: Den Hass der AfD ernst nehmen

Glatzen und Springerstiefel gab es nicht. Doch Journalist Thomas Seiterich traf auf dem Bundesparteitag der Partei "Alternative für Deutschland" auch Christen - und sogar einen Ordensbruder.

Zur Frage nach katholischen AfD-Sympathisanten sagte Meiering, unter denen, die sich Sorgen machten, seien auch Katholiken. "Wie viele die AfD wählen, kann ich nicht sagen. Aber wir nehmen ihre Sorgen ernst und wollen Orientierung geben, wo Befürchtungen und Ängste um sich greifen. Das ist unser Auftrag als Kirche."

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, wirft der AfD vor, mit ihrem neuen Programm einen "Kampf der Kulturen" heraufzubeschwören. In der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" kritisierte er, die AfD setze auf die "Abgrenzung, Abwertung, ja Ausgrenzung" von Muslimen. Er forderte die Partei auf, angesichts solcher Auffassungen auf das Wort "christlich" künftig zu verzichten. "Denn wer auf Spaltung setzt und Flüchtlinge pauschal verdächtigt, handelt nicht christlich."

Schon am Mittwoch hatte der Bischof von Rottenburg-Stuttgart, Gebhard Fürst zahlreiche Positionen der Partei als nicht akzeptabel bezeichnet. Im Interview mit Radio Vatikan sagte er, die Partei mache Europa zum Sündenbock. Die Ängste vieler Bürger vor einer Zerstörung von Kultur und Gesellschaft und vor sozialem Abstieg müsse man gleichwohl ernst nehmen.

Die Debatte um die AfD hatte Volker Kauder, Unionsfraktionschef im Bundestag, erneut angeheizt. In einem Interview mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung", das am Freitag erscheint, sagte er, die rund vier Millionen Muslime hierzulande gehörten "ganz klar" zu Deutschland - der Islam aber nicht.

Unionsfraktionschef Volker Kauder.
Bild: ©KNA

In einem Interview hat Unionsfraktionschef Volker Kauder gesagt, die Muslime gehörten zu Deutschland, der Islam aber nicht.

Die Feststellung des früheren Bundespräsidenten Christian Wulff, wonach der Islam zu Deutschland gehört, nannte er "gut gemeint", aber unpräzise. Erstens habe der Islam Deutschland "historisch und kulturell nicht geprägt". Zweitens sei er sehr vielfältig.

Kauder: Religion nie über dem Staat

Es gebe mehrere Glaubensrichtungen mit jeweils unterschiedlichen Rechtsschulen. "Den einen Islam - und das legt der Satz nahe - gibt es sicher nicht." Zudem habe der Islam auch Ausprägungen, "die wir in Deutschland nie akzeptieren können", sagte er. "Die Religion steht bei uns nie über dem Staat."

Gleichwohl dürften Muslime nicht ausgegrenzt werden. Sie genössen wie die Angehörigen anderer Glaubensrichtungen Religionsfreiheit. "Natürlich dürfen daher Moscheen mit Minaretten gebaut werden." (gho/KNA/dpa)