Weihbischof Otto Georgens über die Inklusion von Menschen mit Behinderung

"Noch ist es eine Vision"

Veröffentlicht am 04.12.2013 um 00:00 Uhr – Lesedauer: 
Weihbischof Otto Georgens (Bistum Speyer).
Bild: © KNA
Inklusion

Bonn ‐ Bis Deutschland für Menschen mit Behinderung eine wirklich inklusive Gesellschaft sei, brauche es noch Überzeugungsarbeit, ist sich der Speyerer Weihbischof Otto Georgens sicher. Dabei sieht der Beauftragte der Deutschen Bischofskonferenz für Menschen mit Behinderung auch die Kirche in der Pflicht. Im Interview mit katholisch.de nennt er Beispiele für kirchliches Engagement in diesem Bereich.

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Frage: Herr, Weihbischof, zunächst eine allgemeine Frage: Wie sieht Ihre Arbeit als Beauftragter der DBK für Menschen mit Behinderung aus?

Georgens: Ich bin Vorsitzender eines von der Deutschen Bischofskonferenz geschaffenen Beirats für die Seelsorge für Menschen mit Behinderungen. Dieser Beirat ist gleichsam eine Expertenrunde, die die aktuellen Fragen des Miteinanders von Menschen mit und ohne Behinderung im gesellschaftlichen Kontext diskutiert und Empfehlungen an die Pastoralkommission der Deutschen Bischofskonferenz weitergibt.

Frage: Vor Gott sind alle Menschen gleich, heißt es in der Bibel. Wie realisiert die Kirche den Gleichheitsgrundsatz von Menschen mit und ohne Behinderung? Wo besteht Handlungsbedarf?

Georgens: Es gibt viele gelungene Beispiele der Interaktion und der Kooperation von Menschen mit und ohne Behinderung. Indem wir zum Beispiel auf eine Arbeitshilfe der inklusiven Firmvorbereitung empfehlend hinweisen, versuchen wir, Pfarrgemeinden und Einrichtungen für Menschen mit Behinderung für dieses Ziel zu gewinnen.

Frage: Ist die Gesellschaft schon "behindertengerecht"? Wie sehen Sie die Resonanz des Themas in der öffentlichen Diskussion? In der Politik?

Georgens: Die Bundesrepublik Deutschland hat sich eindeutig zu den Zielen der UN-Behindertenrechtskonvention bekannt. Damit die Vision einer inklusiven Gesellschaft bei uns Wirklichkeit wird, ist noch viel an Überzeugungsarbeit nötig. Die Politik muss einsehen, dass man diesem Ziel nicht mit Einsparmaßnahmen näher kommt.

Frage: Sie selbst haben jüngst das neu erschienene Buch "Vom Rand die Mitte sehen" von Christoph Beuers und Jochen Straub gelobt, mit dem Kirchenräume von Menschen mit Behinderung erschlossen werden können.

Georgens: Ich begrüße das Buch von Christoph Beuers und Jochen Straub und wünsche ihm weite Verbreitung. Jesus hat Menschen vom Rand in die Mitte geholt, dies ist für uns als Kirche Auftrag und Verpflichtung gerade im Hinblick auf die Menschen mit Behinderung. Der inklusive Kirchenführer leistet dazu einen wichtigen Beitrag.

Das Interview führte Lukas Rüdiger