Auch nach vier Wochen leiden die Menschen unter den Folgen des Taifuns Haiyan

Noch lange keine Normalität

Veröffentlicht am 12.12.2013 um 00:00 Uhr – Lesedauer: 
Philippinen

Bonn ‐ Einen Monat ist es her, dass der gigantische Taifun Haiyan in Südostasien wütete. Besonders die Philippinen litten schwer. Mehr als 5.700 Tote, Millionen Obdachlose und kaum zu beziffernde Schäden : Von einer Rückkehr zur Normalität kann noch längst keine Rede sein. Kirchliche Hilfswerke sind daher weiterhin auf den Philippinen aktiv – und das wohl noch für eine lange Zeit.

  • Teilen:

Unzählige Güter haben die Hilfswerke aus Deutschland mit Unterstützung von lokalen Organisationen bisher für die Menschen im Katastrophengebiet bereitgestellt, um die schlimmste Not zu lindern. Alleine das Kindermissionswerk "Die Sternsinger" hat rund 200.000 Hilfspakete geschnürt. Sie enthielten Lebensmittel, Wasser und Kleidung und seien überwiegend für Familien gedacht, wie Kindermissionswerk-Sprecherin Urte Podszuweit sagt. Damit aber nicht genug. "Die Nothilfe geht auch an den Weihnachtstagen weiter, die Menschen brauchen unsere Unterstützung noch jeden Tag", ergänzt Ingo Radtke, Generalsekretär von Malteser International.

Zusätzlich zur Lebensmittelverteilung steht medizinische und psychologische Versorgung auf der Agenda. "Viele Menschen haben ihr Lächeln verloren, und das soll was heißen auf den Philippinen", sagt Brigitte Mandelartz, Philippinen-Referentin von Misereor, die selbst im Land war. Die Verzweiflung und die Angst vor einer ungewissen Zukunft seien überall zu spüren.

Menschenhandel als Taifun-Folge

Die Nothilfe laufe auf vollen Touren, berichten die Hilfswerke unisono. Zugleich geht der Blick in die Zukunft. Nach Angaben von Caritas international seien rund vier Millionen Menschen obdachlos. Als erste Maßnahme habe man rund 28.000 Zelte als provisorische Unterkünfte zur Verfügung gestellt, sagt Achim Reinke, Sprecher der Organisation.

Man sieht ein zerstörtes Haus und Auto
Bild: ©Elmar Noé/Misereor

Total zerstört: Eine Straßenszene aus der Region Samar und Leyte.

Weiter gelte es nun, sich um den Wiederaufbau und Neubau von Häusern zu kümmern, so Reinke weiter. Dazu kommen der Ersatz für zerstörte Fischerboote sowie die Reparatur der total zerstörten Infrastruktur und der Bau von speziellen Schutzräumen für zukünftige Stürme.

Vertreter des Internationalen Katholischen Missionswerkes missio in Aachen werden Anfang Januar die Bischofskonferenz der Philippinen besuchen, um sich über den Bedarf für den Wiederaufbau der kirchlichen Infrastruktur in den betroffenen Gebieten zu informieren. "Die Bischofskonferenz weiß am besten, für was und wieviel Geld sie für den Wiederaufbau braucht, wir werden uns dann an diesem Wiederaufbau großzügig beteiligen", so missio-Pressesprecher Johannes Seibel.

Unterdessen warnen Kirchenvertreter vor einer Zunahme des Menschenhandels nach Haiyan. Das Chaos nach dem Wirbelsturm habe potenzielle Opfer "extrem verwundbar" gemacht, sagt Weihbischof Broderick Pabillo aus Manila. Der Leiter einer staatlichen Arbeitsgruppe gegen Menschenhandel, Raymond Jonathan Lledo, erklärt weiter, es gebe Hinweise, dass Ausländer vermehrt Frauen aus der Katastrophenregion anwürben.

Es wird noch Jahre dauern

Bereits am Wochenende hatten katholische und evangelische Kirchen zu mehr Wachsamkeit gegenüber Menschenhandel aufgerufen. Gegen diese "moderne Form von Sklaverei" seien Bewusstseinskampagnen, Solidarität mit Gefährdeten und Hilfe für Opfer notwendig.

Land und Menschen sind vom Normalzustand noch weit entfernt – und werden es wohl auch noch lange bleiben. Nach dem Tsunami im Indischen Ozean im Dezember 2004 habe es fünf Jahre gedauert, bis sich die Lage in den betroffenen Gebieten wieder normalisiert hatte, sagt Caritas-international-Sprecher Reinke. "Wir gehen davon aus, dass es auf den Philippinen genauso viele Jahre dauert." (meu/rue/KNA)