Ökumene-Experte im Lande Luthers
Gerhard Feige kann auch ganz undiplomatisch sein. So warnte der Magdeburger Bischof die evangelische Kirche vor einer "Jubel- und Profilierungsfeier des Protestantismus mit antikatholischen Spitzen". Das war vor acht Jahren. Er meinte die Gedenkveranstaltungen zu 500 Jahre Reformation, bei denen er nun als katholischer "Ökumene-Bischof" die Deutsche Bischofskonferenz oft vertritt. Am 19 November wird Feige 65 Jahre alt.
Wenn das "Reformationsjubiläum" seinem Höhepunkt im kommenden Jahr zustrebt, kann er zufrieden sein. Seine mahnenden Worte dürften mit dazu beigetragen haben, dass die evangelische Kirche sich bemüht, auch die anderen christlichen Konfessionen einzubeziehen. Jetzt äußerte der "katholische Ortsbischof im Lande Luthers", wie er sich selbst einmal nannte, die Hoffnung, "dass wir Christen uns 2017 ein gutes Stück weiter aufeinander zu bewegt haben und dass die Ökumene bis dahin noch einige neue und wichtige Impulse erhält".
Bischof von Katholiken in extremer Minderheitenlage
Die Gemeinschaft mit den Christen anderer Konfessionen ist Feige, den Papst Franziskus 2014 in den Päpstlichen Rat zur Förderung der Einheit der Christen berief, seit jeher wichtig. Als Erfurter Professor für Alte Kirchengeschichte, Patrologie und Ostkirchenkunde befasste er sich wissenschaftlich mit den Beziehungen zwischen der katholischen und der orthodoxen Kirche. Für die Ökumene engagierte er sich weiter intensiv, als er 1999 die Bischofsweihe erhielt und Weihbischof im Bistum Magdeburg wurde. Fünf Jahre unterstützte er den Diözesanbischof Leo Nowak, bevor er ihm 2005 im Amt nachfolgte.
"Wacht und betet" (Vigilate et orate) lautet der bischöfliche Wahlspruch Feiges, der 1951 in Halle/Saale geboren und 1978 in Magdeburg zum Priester geweiht wurde. Für ihn bedeutet das "engagierte Gelassenheit" im Amt. Sie muss sich immer wieder bewähren in Deutschlands der Mitgliederzahl nach zweitkleinstem Bistum. Dessen rund 84.000 Katholiken leben in extremer Minderheitenlage in einer Gesellschaft, die den Kontakt zur Kirche weitgehend verloren hat.
Mittlerweile ist Feige der dienstälteste katholische Bischof in Ostdeutschland. In seinem Amt sieht er sich "weder als Funktionär, der bestimmte Positionen einfach nur durchstellt, noch als jemand, der dem Zeitgeist hinterherläuft". Er versucht, Verständnis für katholische Überzeugungen zu wecken, zugleich aber auch, sich "in die Situation der Menschen hineinzudenken und nach gangbaren Lösungen zu suchen". Feige wirbt dafür, dass die Christen sich "als schöpferische Minderheit verstehen" sollten, anstatt ihre Diasporasituation nur als "Unglücksfall" zu deuten.