Ordensfrauen fordern netteren Umgang im Wahlkampf
Die politische Rede sei zu oft durch Eigeninteresse und erniedrigende Rhetorik geprägt, schreiben die Schwestern der "Leadership Conference of Women Religious", einer katholischen US-Organisation von Ordensschwestern. Sie bitten in einem Brief um "mehr Höflichkeit in der Rede und Anstand in der politischen Interaktion". So solle das Allgemeinwohl vorangebracht werden.
"Wir müssen uns um einen konstruktiven Dialog bemühen und gemeinsam den Weg nach vorne suchen", so die Ordensfrauen. Das Schreiben soll diese Woche der Demokratin Hillary Clinton und dem Republikaner Donald Trump übergeben werden. Weitere Empfänger sind die Kandidaten kleinerer Parteien sowie ihre Vizekandidaten und Parteivorsitzenden.
Ordensschwestern: Ideologischer Extremismus und Hyper-Parteilichkeit
Die Vereinigten Staaten seien in einem politischen System gefangen, das durch ideologischen Extremismus und Hyper-Parteilichkeit gelähmt sei, schreiben die Schwestern. "Auf allen Seiten der wachsenden politischen Kluft appellieren die Verantwortlichen zu oft an unsere niedrigsten Instinkte und schüren das Feuer der Angst, das den Zusammenhalt unserer Nation zerreißt." Die Ordensfrauen wollten vermeiden, dass die Stimmen des Hasses und der Angst am Ende siegten.
Bis jetzt sei der Wahlkampf vor allem dadurch gekennzeichnet worden, dass die Kandidaten für ihre Gegner Spitznamen prägten, heißt es in dem Brief weiter. Besonders Trump habe Namen für demokratische und republikanische Rivalen erfunden. Die Ordensfrauen verlangen von den verantwortlichen Politikern, sofort damit aufzuhören. "Wir bitten alle, die gerne Führungspositionen übernehmen möchten, eine Sprache zu unterlassen, die andere geringschätzt, entmenschlicht oder dämonisiert", schreiben sie. Die Kandidaten sollen sich demnach "zu aufmerksamem Zuhören und ehrlichem Dialog verpflichten, der die Würde auch derjenigen anerkennt, mit denen wir nicht übereinstimmen, und alle mit dem Respekt behandelt, der ihr gottgegebenes Recht ist".
"Wir versprechen unsere Gebete"
Die Ordensfrauen wüssten, dass sich die Politiker im Dienst am amerikanischen Volk opferten – zu hohen Kosten für sie und ihre Familien. "Wir versprechen Ihnen unsere Gebete in diesen Wochen und den kommenden Monaten", heißt es abschließend. Die "Leadership Conference of Women Religious" repräsentiert rund 80 Prozent der US-Ordensschwestern und wird oft als der soziale Flügel der Kirche angesehen. Kritiker bemängeln, dass die Gruppe sich nicht gleichermaßen mit Themen wie Abtreibung und Ehe beschäftigt. Eine von Papst Benedikt XVI. eingeleitete Untersuchung wurde 2014 jedoch zu beiderseitiger Zufriedenheit abgeschlossen. (jml)