Papst appelliert: Migranten nicht im Stich lassen
Papst Franziskus hat mehr internationales Engagement für Zuwanderer angemahnt. In einer am Donnerstag im Vatikan veröffentlichten Botschaft wandte er sich gegen eine Mauer "bequemer und stummer Mittäterschaft", mit der man Migranten im Stich lasse. Nötig sei die Hilfe aller Staaten; die internationale Zusammenarbeit müsse sich über alle Phasen der Migration von den Herkunftsländern bis zur "Ermöglichung einer Rückkehr" erstrecken, so das Kirchenoberhaupt in einer Stellungnahme anlässlich eines Treffens sämtlicher amerikanischer Staaten mit Kirchenvertretern und Experten.
Bei der Migrationsfrage gehe es "nicht um Zahlen, sondern um Menschen mit ihrer Geschichte, ihrer Kultur, ihren Gefühlen und ihrem Streben", so der Papst in seiner vom vatikanischen Außenbeauftragten Erzbischof Paul Richard Gallagher verlesenen Botschaft. Franziskus nannte die Migranten darin "unsere Brüder und Schwestern".
UN-Globalpakt im Mittelpunkt des Treffens
Im Mittelpunkt des eintägigen Treffens stand der UN-Globalpakt für eine sichere, geordnete und reguläre Migration. Die Federführung der Zusammenkunft im Vatikan hatten die Regierung Mexikos und das vatikanische Staatssekretariat. Mexikos Außenminister Luis Videgaray Caso beklagte den Ausstieg der Vereinigten Staaten aus dem globalen Abkommen, das noch dieses Jahr verabschiedet werden soll. Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin sagte, keine Nation könne sich dem weltweitem Phänomen der Migration und den damit zusammenhängenden Problemen entziehen.
Bei dem Austausch mit Kirchenvertretern und Experten waren sämtliche 35 amerikanischen Regierungen präsent, zu denen der Heilige Stuhl Botschafterbeziehungen unterhält. Auch nichtamerikanische Länder, in denen Flucht und Migration ein drängendes Problem darstellt, nahmen teil, etwa der Libanon. Die US-Botschaft war durch ihre Erste Sekretärin Auden McKernan vertreten.
Parolin besorgt über US-Einwanderungspolitik
Kardinal Parolin betonte, die multilaterale Zusammenarbeit angesichts der Herausforderungen durch Migration müsse vermehrt und verbessert werden. Das internationale Klima habe sich gegenüber 2016 gewandelt. Grund sei ein Mangel an Bereitschaft vieler Länder, ihre nationale Souveränität mit einer Antwort auf die erzwungene Flucht vieler Menschen in Einklang zu bringen. Besorgt äußerte sich Parolin über wachsende Tendenzen hin zu einer migrationsfeindlichen Politik. Staaten, die die "Prinzipien der Menschlichkeit und Brüderlichkeit" ignorierten, weichten internationale Grundlagen auf und bedrohten den sozialen Zusammenhalt. Wichtig sei in der gegenwärtigen Atmosphäre ein Imagewandel der Migration von einem "ausschließlich negativen zu einem positiven Bild".
Zur aktuellen Einwanderungspolitik der USA sagte Parolin vor Journalisten, er teile die Besorgnis über eine Verletzung der Personen- und Familienrechte. Dennoch sprach sich Parolin für einen Dialog mit der Regierung von US-Präsident Donald Trump aus; dabei müsse man auch die eigenen Prinzipien einer humanen Politik deutlich machen. (bod/KNA)