Emeritierter Papst schreibt über Kurienkardinal

Benedikt nennt Sarah einen geistlichen Lehrer

Veröffentlicht am 18.05.2017 um 16:00 Uhr – Lesedauer: 
Vatikan

Bonn ‐ Der emeritierte Papst Benedikt XVI. meldet sich selten öffentlich zu Wort. Nun hat er es wieder getan – mit einer außergewöhnlichen Aussage über Kurienkardinal Robert Sarah.

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Bei Kardinal Robert Sarah ist die Liturgie "in guten Händen", sagt Papst Benedikt XVI. Der Präfekt der Gottesdienstkongregation  sei ein "Meister der Stille und des inneren Gebets", heißt es in einem neuen Nachwort des emeritierten Papstes für ein Buch des Kurienkardinals. Das katholische US-Magazin "First Things" veröffentlichte den Text am Mittwoch.

"Kardinal Sarah ist ein geistlicher Lehrer", schreibt Benedikt darin. Der Kardinal spreche "aus den Tiefen der Stille mit dem Herrn" und habe damit jedem Gläubigen "wirklich etwas zu sagen". Die Kirche müsse Papst Franziskus für die Ernennung Sarahs zum Chef der Gottesdienstkongregation dankbar sein. Seit November 2014 leitet der aus Guinea stammende Kardinal das Dikasterium für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung. Sarahs Buch "Kraft der Stille: Gegen eine Diktatur des Lärms" erschien erstmals Ende 2016 im französischen Original. Das päpstliche Nachwort ist in der am 24. Mai beim "fe-Verlag" erscheinenden Ausgabe enthalten.

Benedikt betont in seinem Kommentar zum Buch, dass ein wahres Verständnis der Worte und Lehre Jesu nur in der Stille zu finden sei. "Jeder, der heute einen der immer dickeren Kommentare zu den Evangelien liest, wird am Ende enttäuscht sein", erklärt der ehemalige Pontifex. Trotz vieler hilfreicher Hinweise zum Leben von Jesus Christus mangele es darin an Zugängen zu seiner Person.

Eine Warnung für Bischöfe

Besonders wichtig sei die Warnung Sarahs vor den Gefährdungen des spirituellen Lebens durch äußere Umstände, erklärt Benedikt. Dies gelte auch für Priester und insbesondere für Bischöfe. Diesen nennt er ein Zitat Sarahs, das ihnen "als Gewissenserforschung" dienen könne: "Es kann passieren, dass ein guter, frommer Priester, sobald er zur bischöflichen Würde erhoben wird, schnell in Mittelmäßigkeit und Sorge um weltlichen Erfolg verfällt. Überwältigt vom Gewicht der Pflichten, die ihm aufgetragen wurden, und besorgt um seine Macht, seine Autorität und die materiellen Anforderungen seines Amts, geht ihm langsam die Puste aus." (kim)

19.05., 9:15 Uhr: Ergänzt um Hinweis zur deutschen Ausgabe des Buchs

Linktipp: Sarah kritisiert "kranke Liturgie"

Kardinal Robert Sarah, Präfekt der vatikanischen Gottesdienstkongregation, kritisierte eine Schwäche moderner Priester: den Lärm. Um Gott wahrhaft zu begegnen, sieht er dagegen einen anderen Weg. (Artikel von Oktober 2016)