Polnischer Erzbischof soll Bericht erstatten

Papst ernennt Beauftragten für Medjugorje

Veröffentlicht am 11.02.2017 um 13:14 Uhr – Lesedauer: 
Pilger an dem Ort der Marienerscheinung in Medjugorje.
Bild: © KNA
Vatikan

Vatikanstadt/Bonn ‐ Hunderttausende Pilger kommen jährlich nach Medjugorje. Dabei gibt es die Wallfahrt offiziell gar nicht, denn die Kirche hat sie bislang nicht anerkannt. Nun will Papst Franziskus mehr darüber erfahren.

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Papst Franziskus hat einen Sondergesandten für Medjugorje ernannt. Dies teilte der Vatikan am Samstag mit. Demnach soll der Warschauer Erzbischof Henryk Hoser über die Situation der inoffiziellen Wallfahrtsstätte berichten. Laut Vatikansprecher Greg Burke wird sich Hoser nicht mit den von dort gemeldeten Marienerscheinungen befassen. Diese zu untersuchen, sei Aufgabe der vatikanischen Glaubenskongregation.

Situation der Pilger im Mittelpunkt

Die Mission Hosers habe einen "ausschließlich pastoralen Charakter", hieß es vom Vatikan weiter. Das Ziel sei, ein tieferes Verständnis der pastoralen Situation vor Ort zu gewinnen. Dabei gehe es vor allem um die Bedürfnisse der Pilger in Medjugorje. Darauf aufbauend solle Hoser zudem Vorschläge für zukünftige pastorale Maßnahmen unterbreiten. Der Vatikan erwarte eine Erledigung des Auftrags bis Sommer 2017.

Linktipp: "Keine Oberpostbeamtin"

Die Papstreise nach Bosnien-Herzegowina hat ein altes Thema wieder auf die Agenda gebracht: die Marienerscheinungen von Medjugorje. Von der Kirche sind sie bisher nicht anerkannt. Und wenn es nach Franziskus geht, wird sich das künftig auch nicht ändern. (Artikel von Juni 2015)

Die Marienwallfahrt nach Medjugorje ist kirchlich nicht offiziell anerkannt. Seit dem 24. Juni 1981 soll es in dem Ort in Bosnien-Herzegowina zu Marienerscheinungen gekommen sein. Sechs Kinder berichteten damals, die Gottesmutter habe sich ihnen gezeigt, während sie Schafe hüteten. Die Erscheinungen dauern nach Angaben der inzwischen erwachsenen Seherinnen und Seher weiter an.

Jedes Jahr pilgern Hunderttausende Menschen nach Medjugorje, unter ihnen viele Kranke und Heilsuchende. Um die Pilgerseelsorge hat es immer wieder Kompetenzstreit zwischen Franziskanern, ehemaligen Franziskanern, charismatischen Gruppen und dem Ortsbischof gegeben. Der Franziskanerorden, der Ortsbischof und der Vatikan haben wiederholt versucht, mit Disziplinarmaßnahmen ordnend einzugreifen.

Bischöfe: Offizielle Wallfahrt ist nicht möglich

1991 formulierte die damalige Jugoslawische Bischofskonferenz Leitlinien zu dem Phänomen. Darin heißt es, es stehe nicht fest, dass die Vorgänge übernatürlich seien. Daraus ergebe sich, dass offizielle Wallfahrten nach Medjugorje nicht möglich seien. Zugleich wird jedoch die Notwendigkeit der seelsorgerischen Betreuung der Pilger unterstrichen. Die Glaubenskongregation hat die Leitlinien bestätigt.

Im März 2010 setzte der Vatikan eine Untersuchungskommission für Medjugorje ein. Im Mittelpunkt soll nicht die Bewertung der Phänomene stehen, sondern das geistliche Leben und die Begleitung der Pilger. Papst Franziskus äußerte sich zuletzt wiederholt skeptisch zu den angeblich andauernden Marienerscheinungen von Medjugorje. Maria sei "keine Oberpostbeamtin", kommentierte Franziskus das Phänomen im November 2013. (kim/KNA)

11.02., 15:15 Uhr: Ergänzt um Hinweis zum Auftrag Hosers im ersten Absatz

Linktipp: Angeblich päpstlicher Verwalter für Medjugorje geplant

Medjugorje soll womöglich unter päpstliche Verwaltung gestellt werden. Franziskus wolle einen Administrator für den offiziell nicht anerkannten Marienwallfahrtsort ernennen, so eine kroatische Zeitung. (Artikel von Juli 2016)