Papst für "Einheit in der Verschiedenheit"
Papst Franziskus und die deutschen Bischöfe haben an Pfingsten zum Zusammenhalt der Christen aufgerufen. Der Papst bekannte sich zu einer "Einheit in der Verschiedenheit" der Christen. Der Geist Gottes selbst sei es, der die Verschiedenheit und die Einheit schaffe, sagte er in einer Messe auf dem Petersplatz. Zugleich warnte Franziskus vor der Versuchung, "Verschiedenheit ohne Einheit" zu suchen und sich auf ausschließende Positionen zu versteifen.
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, und der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, bekundeten ihren Willen zu weiteren ökumenischen Schritten. Ziel müsse es sein, dass die Verschiedenheiten nicht trennten, sondern die jeweilig andere Konfession bereicherten, sagte Marx bei einer ökumenischen Pfingstvesper in München. Die Einheit der Christen werde dann erreicht, wenn man nicht um sich selbst kreise, so Marx, sondern das tue, wozu man berufen sei, nämlich die frohe Botschaft zu verkünden.
"Ökumenische Gemeinsamkeit auch im praktischen Handeln der Kirche" ausdrücken
Bedford-Strohm rief dazu auf, die unterschiedlichen Gaben der Menschen der verschiedenen Konfessionen für gemeinsames Handeln der Kirchen zu nutzen. Dies könne inspirieren, "unsere ökumenische Gemeinsamkeit auch im praktischen Handeln der Kirche" auszudrücken.
In Berlin machten sich Kirchenvertreter auf einen "ökumenischen Pfingstweg" durch die Hauptstadt. Die Teilnehmer, unter ihnen der katholische Erzbischof Heiner Koch sowie der evangelische Bischof Markus Dröge, bezeichneten das Pfingstfest als Ermutigung zur Gemeinschaft von Menschen über die Grenzen von Religionen und Kulturen hinaus. In einem gemeinsamen Pfingstbrief betonten die Landessynode der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz und der Diözesanrat der Katholiken im Erzbistums Berlin, die Konfessionen seien "so nah wie noch nie seit der Reformation".
Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck erinnerte in seiner Pfingstpredigt an die politische Dimension des Christseins. "Es gibt keinen Ort, wo wir uns nicht einmischen dürften", sagte der Bischof im Essener Dom. Dies geschehe "nicht aus Besserwisserei, sondern wegen des Evangeliums". Aus der Gabe des an Pfingsten geschenkten Heiligen Geistes erwachse "eine Verantwortung für die Kirche und die Welt".
Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick warnte davor, Sicherheit und Gerechtigkeit in der politischen Debatte als Gegensätze zu betrachten. Mit Blick auf Terrorismus und Katastrophen sei der Wunsch nach Sicherheit berechtigt. Sie dürfe jedoch nicht als Abschottung verstanden werden.
Burger: Aufteilung der Welt in schwarz und weiß gefährlich
Der Freiburger Erzbischof Stephan Burger rief dazu auf, "Ungeistern" wie Terror und Nationalismus Paroli zu bieten. "Gerade jetzt wäre der Geist der Zusammenarbeit und Solidarität mehr denn je gefragt und nötig", betonte er. Nicht weniger gefährlich als Konflikte sei es, "wenn von alternativen Fakten die Rede ist und eine komplexe Welt einfach in schwarz und weiß, in Gut und Böse aufgeteilt wird".
Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki räumte im "Wort des Bischofs" ein, die Entsendung des Heiligen Geistes sei "gar nicht so einfach zu verstehen". Es gehe an Pfingsten "um den Beistand, die Kraft und Freude Gottes, die Gott jedem Menschen gibt, wenn er denn darum bittet". (KNA)