Franziskus feiert Barmherzigkeits-Messe und mahnt

Papst: Nichts kann Einsatz von Giftgas rechtfertigen

Veröffentlicht am 08.04.2018 um 15:49 Uhr – Lesedauer: 
Papst Franziskus beim Angelusgebet.
Bild: © KNA
Vatikan

Vatikanstadt ‐ Papst Franziskus hat den mutmaßlichen Giftgasangriff auf Duma in Syrien entschieden verurteilt. Zuvor nannte er es bei einer Messe ein "Drama", wenn Menschen sich für nichts mehr schämten.

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Nach Berichten über einen erneuten Giftgas-Angriff in Syrien hat Papst Franziskus den Einsatz von chemischen Waffen scharf verurteilt. "Es gibt keinen guten oder schlechten Krieg, und nichts, nichts kann den Einsatz solcher Vernichtungsmittel gegen unbewaffnete Menschen und Bevölkerungen rechtfertigen", sagte der 81-Jährige am Sonntag nach einer Messe auf dem Petersplatz in Rom.

"Es gibt schreckliche Berichte aus Syrien über Bombardierungen mit Dutzenden von Opfern", sagte Franziskus. Es werde über viele Menschen berichtet, die unter den Folgen der in den Bomben enthaltenen chemischen Substanzen leiden müssten. Der Papst forderte die politischen und militärischen Anführer auf, "den anderen Weg zu wählen: den Verhandlungsweg, den einzigen, der einen Frieden bringen kann, der nicht der Frieden des Todes und der Zerstörung ist".

Mit Zehntausenden Gottesdienstbesuchern betete er für die Getöteten und die betroffenen Familien. Mehrere Hilfsorganisationen gehen davon aus, dass bei syrischen Luftangriffen auf die von Rebellen gehaltene Stadt Duma Chlorgas eingesetzt wurde. Es ist von bis zu 150 Todesopfern die Rede. Syrische Regierungsmedien wiesen die Berichte zurück.

Franziskus wirbt für Begegnung mit Roma und Sinti

Während des österlichen Gebets "Regina Coeli" äußerte sich der Papst auch zum Internationalen Tag der Roma und Sinti. Guter Wille zum Kennenlernen und gegenseitigem Respekt seien der Weg zu echter Integration, sagte das Kirchenoberhaupt. Dabei wandte er sich auch direkt an Angehörige dieser Bevölkerungsgruppen und wünschte ihnen "Frieden und Brüderlichkeit". Wörtlich sagte Franziskus: "Liebe Roma und Sinti, betet für mich, und beten wir gemeinsam für eure geflüchteten syrischen Brüder und Schwestern."

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Zu den Betroffenen des syrischen Bürgerkriegs gehören auch die Dom, eine vermutlich mit den Roma verwandte Minderheit. Der seit 1990 begangene Internationale Tag der Roma macht jährlich am 8. April auf Diskriminierung der Roma und Sinti aufmerksam.

Papst gratuliert Ostkirchen zum Osterfest

Am Schluss seiner Messe zum "Sonntag der göttlichen Barmherzigkeit" gratulierte der Papst den Kirchen des Ostens zu ihrem Osterfest. Er wandte sich an diejenigen, die das höchste christliche Fest nach dem julianischen Kalender begehen. Der auferstandene Christus möge sie "mit Licht und Frieden erfüllen" und die Gemeinschaften in schwierigen Situationen stärken, sagte er. Während die Kirchen des Westens dem von Papst Gregor XIII. 1582 reformierten Kalender folgen, blieben die orthodoxen und andere orientalische Kirchen größtenteils bei ihrer traditionellen Berechnung des Ostertermins. Dadurch können die Feste bis zu fünf Wochen auseinanderliegen.

In seiner Predigt beklagte Franziskus eine Unfähigkeit, sich vergeben zu lassen. Viele seien versucht, sich hinter verschlossenen Türen zu verschanzen. Scham über eigenes Fehlverhalten sei bereits der erste Schritt zu einer befreienden Begegnung. "Es bedeutet, dass wir das Böse nicht annehmen", so der Papst. Das "Drama" sei, wenn man sich für nichts mehr schäme.

Schamgefühl als Einladung zur Vergebung

Franziskus nannte Schamgefühl eine "versteckte Einladung der Seele" zur Vergebung. Dabei warnte er vor Resignation und vor Unversöhnlichkeit sich selbst gegenüber. Der Schmerz über die immer gleichen Sünden dürfe nicht dazu führen, auf die Barmherzigkeit Gottes zu verzichten. "Es ist ein wohltuender Schmerz, der uns allmählich von der Sünde trennt", so der Papst. Die Kraft des Lebens liege darin, Vergebung zu empfangen "und weiter zu gehen, von Vergebung zu Vergebung".

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Sich selbst nicht verzeihen zu wollen, nannte Franziskus eine "Panzertür". Auch diese sei allerdings für Gott nicht unüberwindlich. Gott liebe es, "bei verschlossenen Türen einzutreten", um dort Wunder zu wirken. "Wenn wir beichten, geschieht das Unerhörte: Wir entdecken, dass gerade diese Sünde, die uns vom Herrn fernhielt, zum Ort der Begegnung mit ihm wird", sagte der Papst. Barmherzigkeit sei nicht eine Eigenschaft Gottes unter anderen, sondern "sein Herzschlag selbst".

Der Sonntag nach Ostern, der traditionell "Weißer Sonntag" genannt wird, ist seit dem Jahr 2000 ein "Sonntag der göttlichen Barmherzigkeit". An dem Gottesdienst auf dem Petersplatz nahmen auch "Missionare der Barmherzigkeit" teil, die Franziskus anlässlich des Heiligen Jahrs 2016 berufen hatte. Dabei handelt es sich um Priester, die vom Papst besondere Vollmachten zur Sündenvergebung erhielten. (luk/KNA/dpa)