Papst nimmt Meisner-Rücktritt an
Meisner, der am ersten Weihnachtstag 80 Jahre alt geworden war und am 12. Februar sein 25-jähriges Dienstjubiläum in Köln beging, hatte schon vor mehreren Monaten sein Rücktrittsgesuch beim Papst eingereicht. Eine Feier aus Anlass von Geburtstag, Jubiläum und Abschied ist für den 9. März geplant.
Der Kardinal ist seit Jahren einer der profiliertesten Kirchenmänner in Deutschland. Zu DDR-Zeiten war er zunächst Weihbischof in Erfurt und Bischof in der geteilten Stadt Berlin. 1989 wechselte er auf Wunsch von Papst Johannes Paul II., mit dem ihn ein enges Verhältnis verband, an die Spitze des Erzbistums Köln.
Wortführer in gesellschaftlichen Debatten
Immer wieder mischte er sich intensiv in gesellschaftliche Debatten ein. So kritisierte er Gottvergessenheit in einer konsumorientierten Welt. Entschieden wandte er sich gegen Abtreibungen oder die Beihilfe zur Selbsttötung. Auf seine Initiative hin verfügte Johannes Paul II. 1999 den Ausstieg der deutschen Kirche aus der staatlichen Schwangerenberatung.
Für Überraschung sorgte der Kardinal im vorigen Jahr, als er sein striktes Nein zur "Pille danach" im Falle einer Vergewaltigung zurücknahm und Präparate für zulässig erachtete, die "eine verhütende und nicht eine abtreibende Wirkung" haben. Das Frauenpriestertum oder eine Zulassung wiederverheirateter Geschiedener zu den Sakramenten lehnt er dagegen ab.
Meisner wurde 1933 im schlesischen Breslau geboren. Nach der kriegsbedingten Flucht mit seiner Familie kam er 1945 nach Thüringen. 1962 empfing er in Erfurt die Priesterweihe. Zunächst war er Kaplan in Heiligenstadt und Erfurt, bevor er 1966 zum Caritasdirektor berufen wurde. Drei Jahre später promovierte er an der Päpstlichen Gregoriana-Universität in Rom.
1975 wurde Meisner Weihbischof in Erfurt. Fünf Jahre später erfolgte die Ernennung zum Bischof von Berlin. 1983 erhob ihn Johannes Paul II. zum Kardinal. Sechs Jahre später wechselte er als Nachfolger von Kardinal Joseph Höffner nach Köln. Diese Personalentscheidung provozierte auch Protest; mehr als 200 Theologen warnten damals davor, die Mitwirkungsrechte der Ortskirchen bei der Ernennung von Bischöfen auszuhebeln.
Domkapitel wählt Diözesanadministrator
Das größte deutsche Bistum mit mehr als zwei Millionen Katholiken wird nach dem nun erfolgten Rücktritt Meisner zunächst vom dienstältesten Kölner Weihbischof Manfred Melzer geleitet. Innerhalb von acht Tagen muss das Domkapitel einen Diözesanadministrator wählen, der die Leitung der Diözese bis zur Amtseinführung eines neuen Erzbischofs kommissarisch übernimmt.
Anschließend beginnt das Domkapitel mit der Wahl des neuen Erzbischofs. Eine Kölner Kircheninitiative, die von rund 1.500 Unterzeichnern unterstützt wird, fordert seit längerem Mitbestimmungsrechte der Gläubigen bei der Wahl des neuen Erzbischofs. Viele Katholiken im Erzbistum wünschen sich einen weltoffenen Kirchenmann als Nachfolger Meisners. (stz/dpa/KNA)