Bischöfe sollen Seminaristen mehr Aufmerksamkeit schenken

Papst: Spirituelle Leere an Kirchenskandalen schuld

Veröffentlicht am 13.09.2018 um 15:25 Uhr – Lesedauer: 
Vatikan

Vatikanstadt ‐ Papst Franziskus hat einen Auftrag für neue Bischöfe: Die Auswahlverfahren in Priesterseminaren und die Begleitung junger Geistlicher müssen besser werden. Ansonsten habe die Kirche keine Zukunft.

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Papst Franziskus hat neue Bischöfe um besondere Aufmerksamkeit für ihre Priester und Seminaristen gebeten. Viele aktuelle Probleme der Kirche hätten ihre Ursache in einer spirituellen Leere, sagte er am Donnerstag im Vatikan. Die Kirche habe keine Zukunft, wenn es ihr nicht gelinge, jenen "spirituellen Abgrund zu erreichen, der in nicht wenigen Fällen skandalöse Schwächen zugelassen hat". Es gehe nicht darum, mit dem Finger auf andere zu zeigen.

Die Kirche müsse erklären, "warum Gott so zum Schweigen gebracht und durch eine gewisse Lebensweise so ausgeschlossen wurde, als würde er nicht existieren", mahnte Franziskus. Konkrete Beispiele nannte der Papst nicht in seiner Rede an 144 neue Bischöfe, die derzeit in Rom eine mehrtägige Fortbildung absolvieren. Anzunehmen ist aber, dass er über die aktuelle Missbrauchskrise in der katholischen Kirche sprach.

Papst lässt Vorwürfe gegen US-Bischof untersuchen

Franziskus forderte verbesserte Auswahlverfahren in Priesterseminaren und eine bessere Begleitung von Seminaristen und Priestern. Wichtig sei auch, sich den Fragen der Gläubigen zu stellen und ihnen nahe zu sein. In Zeiten eines zunehmenden Individualismus steige auch die Gleichgültigkeit gegenüber den Nächsten. Millionen Menschen seien "verloren in einer Realität, die alle Bezugspunkte verdunkelt hat", so Franziskus. Die wichtigste Aufgabe für die Bischöfe als Hirten sei es, ein heiligmäßiges Leben zu führen.

Ebenfalls am Donnerstag empfing Franziskus eine Delegation der US-Bischöfe, um mit ihnen über die dortigen Missbrauchsskandale zu beraten. Zudem kündigte der Papst an, im US-Bistum Wheeling-Charleston Vorwürfe wegen sexueller Belästigung Erwachsener durch den bisherigen Bischof Michael J. Bransfield (75) prüfen zu lassen. Gleichzeitig nahm er dessen Rücktritt an und betraute den Erzbischof von Baltimore, William Edward Lori (67), mit der vorläufigen Leitung des Bistums. (bod/KNA)