Franziskus hat an Gründonnerstag traditionelle Chrisammesse gefeiert

Papst warnt Priester vor "Spiritualität light"

Veröffentlicht am 24.03.2016 um 14:00 Uhr – Lesedauer: 
Papst Franziskus
Bild: © KNA
Vatikan

Vatikanstadt ‐ Der Papst hat während der Chrisammesse am Donnerstagmorgen Kardinäle, Bischöf und Priester vor einer "Spiritualität light" gewarnt. Am Abend wird Franziskus dann die traditionelle Fußwaschung vollziehen - an Flüchtlingen verschiedener Religionen.

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Gott berufe die Armen, Hungrigen, Kriegsgefangenen und Verworfenen, betonte Franziskus. Wenn hingegen Priester in sich eine Glaubensferne und geistlichen Mangel verspürten, dann aufgrund eines "Übermaßes an komplizierten Theologien" und einer "Spiritualität light". Während unzählige Menschen hinter unüberwindlichen Mauern und Stacheldraht säßen, fühlten sich Kleriker von der virtuellen Welt gefangen, "die man mit einem simplen Klick öffnet und schließt". Vielen gelinge es nicht, den "Reiz tausender Konsumangebote" abzuschütteln, um ihren Hirtendienst wirklich wahrzunehmen, kritisierte der Papst.

Am Abend wird der Papst zwölf Flüchtlingen die Füße waschen. Dazu besucht er ein Aufnahmezentrum für Asylsuchende in Castelnuovo di Porto rund 35 Kilometer nördlich von Rom, wie der Vatikan bereits am Dienstag mitgeteilt hatte. Die Fußwaschung ist traditioneller Bestandteil des katholischen Gottesdienstes am Gründonnerstag. Sie erinnert an eine entsprechende Geste Jesu an seinen Jüngern beim Letzten Abendmahl.

Flüchtlinge unterschiedlicher Religion und Nationalität

Es werde eine "einfache, aber aussagekräftige Geste" sein, wenn Franziskus vor den Migranten knie, kommentierte der Präsident des Päpstlichen Rates für die Neuevangelisierung, Erzbischof Rino Fisichella, in der Vatikanzeitung "Osservatore Romano". "Indem er Flüchtlingen die Füße wäscht, bittet Papst Franziskus um Respekt für jeden von ihnen." Fisichella betonte, viele der Flüchtlinge in Castelnuovo di Porto seien nicht katholisch.

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Nach Angaben von Radio Vatikan handelt es sich bei den Flüchtlingen um drei Muslime unterschiedlicher Nationalität und einen Hindu aus Indien. Hinzu kommen drei koptischen Frauen aus Eritrea, vier katholischen Nigerianern und einer italienischen Helferin.

Unterdessen haben auch viele katholische Bischöfe in Deutschland angekündigt, den traditionellen Ritus auch an Frauen und Flüchtlingen zu vollziehen. Der Münchner Kardinal Reinhard Marx, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, wäscht nach Angaben des Erzbistums zwölf Frauen und Männern die Füße, die als Helfer in sozialen Diensten tätig sind. Im Bamberger Dom vollzieht Erzbischof Ludwig Schick das Ritual an zwölf Flüchtlingshelfern beiden Geschlechts. Der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode will am Abend auch Mitgliedern einer christlichen Flüchtlingsfamilie aus Syrien die Füße waschen. (bod/KNA)

24.03.2016, 14.18 Uhr: aktualisiert um Informationen aus Deutschland