Papst zu Homo-Lobby im Vatikan
Nicht eine Person mit homosexueller Veranlagung sei das Problem, sondern die Bildung einer Lobby. Jede Art von Seilschaft sei schlecht, sagte der Papst. Über einen Homosexuellen, der Gott suche und guten Willens sei, könne er jedoch nicht den Stab brechen: "Wer bin ich, ihn zu verurteilen", sagte der Papst.
Verweis auf den Katechismus
Die katholische Lehre verbiete eine Diskriminierung von Homosexuellen und fordere deren Integration, betonte Franziskus unter Verweis auf den Katechismus der katholischen Kirche. Nach dessen Maßgabe ist die homosexuelle Veranlagung an sich nicht sündhaft, sondern das Praktizieren der Homosexualität. Auf die Frage, wie die Kirche mit praktizierenden Homosexuellen umgehen soll, ging der Papst nicht ein.
Vor mehreren Wochen war im Internet das Protokoll eines Gesprächs zwischen Franziskus und südamerikanischen Ordensleuten aufgetaucht. Demnach soll der Papst ihnen die Existenz eines Homosexuellen-Netzwerks im Vatikan bestätigt haben.
Nein zu Frauenpriestertum und Vorstellung von Reiseplänen
In der knapp zweistündigen "fliegenden Pressekonferenz" sagte Franziskus weiter, dass Frauen auch in Zukunft nicht Priesterinnen in der katholischen Kirche werden dürften: "Diese Tür ist geschlossen"; Johannes Paul II. (1978-2005) habe diese Frage in "definitiver Form" entschieden. Zugleich forderte Franziskus eine stärkere Beteiligung von Frauen in der katholischen Kirche.
Frauen dürften nicht nur auf ihre Rolle als Mutter reduziert werden. Es gehe auch nicht nur darum, dass Frauen Caritas-Direktorinnen oder Katechetinnen würden. Man müsse weiter gehen und eine "profunde Theologie der Frau" entwickeln, so der Papst. Auf die in einer Journalistenfrage angesprochene Öffnung des Diakonenamtes für Frauen ging der Papst nicht ein.
Franziskus kündigte zudem an, 2014 ins Heilige Land und nach Asien reisen zu wollen. Der orthodoxe Patriarch von Konstantinopel, Bartholomaios I., wolle sich mit ihm in Jerusalem treffen, sagte der Papst. Anknüpfungspunkt sei die historische Begegnung zwischen Paul VI. (1963-1978) und dem Patriarchen Athenagoras vor 50 Jahren in Jerusalem. Israel habe ihn bereits eingeladen, sagte Franziskus. Eine zweite Reise könnte ihn nach Asien führen, so Franziskus. Benedikt XVI. habe eine Reise auf diesen Kontinent nicht mehr geschafft; Einladungen von den Regierungen der Philippinen und Sri Lankas lägen jedoch vor. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt sei aber noch nichts entschieden, so das Kirchenoberhaupt.
Johannes Paul II. im April heilig?
Der Papst will seinen Vorgänger Johannes Paul II. (1978-2005) voraussichtlich im April nächsten Jahres heiligsprechen. Den definitiven Termin werde er noch mit dem zuständigen Präfekten der Heiligsprechungskongregation, Kardinal Angelo Amato, klären.
Das ursprünglich avisierte Datum am kommenden 8. Dezember sei mit Blick auf das Wetter in dieser Jahreszeit verworfen worden, so der Papst. Zu einem früheren Alternativtermin am 24. November bleibe wenig Zeit. Zur Auswahl steht laut Franziskus noch der 27. April 2014. Auf dieses Datum fällt der sogenannte Barmherzigkeitssonntag, ein Gedenktag, der von Johannes Paul II. eingeführt wurde.
Der Heiligsprechungsprozess für Johannes Pauls II. (seliggesprochen am 1. Mai 2011) war Anfang Juli mit Erfolg abgeschlossen und von Franziskus bestätigt worden. Gemeinsam mit dem polnischen Papst soll Johannes XXIII. (1958-1963) ins Heiligenverzeichnis aufgenommen werden. (luk/KNA/Radio Vatikan)