Bezeichnung "König von Polen" wird weiterhin abgelehnt

Polens Kirche würdigt Christus als "König"

Veröffentlicht am 19.11.2016 um 15:27 Uhr – Lesedauer: 
Polen

Krakau ‐ Nach der Kirchenlehre ist Christus der "König des Universums". Aber ist er auch der "König von Polen"? Nein, sagen die polnischen Bischöfe. Dennoch gibt es zu Christkönig einen Jubiläumsakt in allen Kirchen.

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Mit einer feierlichen Zeremonie hat die katholische Kirche in Polen ihre Bindung an Jesus Christus unterstrichen und ihn theologisch ausdrücklich als "König" gewürdigt. "Wir vertrauen Dir den polnischen Staat und Polens Herrscher an", erklärte der Vorsitzende der Polnischen Bischofskonferenz, Erzbischof Stanislaw Gadecki, am Samstag im Krakauer Heiligtum der göttlichen Barmherzigkeit. An der Messe zum Abschluss des 1.050-jährigen Jubiläums der Taufe Polens nahmen auch Staatspräsident Andrzej Duda und viele Tausende Gläubige teil. Der Festakt sorgte in Polen teilweise für Unverständnis.

Im Namen der polnischen Katholiken erkannte Gadecki die Herrschaft des "Königs des Universums" über "Polen und unsere ganze Nation" an. "Wir gestehen vor dem Himmel und der Erde, dass wir Dein Königreich brauchen." Dieses solle nicht nur Polen, sondern die ganze Welt erfassen.

Am Sonntag soll der "Jubiläumsakt der Anerkennung von Jesus Christus als König und Herr" landesweit in allen Messen begangen werden. Im hierfür von der Bischofskonferenz formulierten Gebet heißt es: "Ich erkenne die Herrschaft des Königs Jesus Christus an und unterwerfe mich seinem Gesetz." Weltweit begehen Katholiken an diesem Tag das Christkönigsfest.

Bezeichnung "König von Polen" wird abgelehnt

Die von manchen Katholiken geforderte Bezeichnung "König von Polen" für Jesus lehnt die Bischofskonferenz allerdings ab. Ein solcher "politischer Akt" bringe keine Erlösung, sagte der Vorsitzende der Kommission für die Glaubenslehre, der Oppelner Bischof Andrzej Czaja, im Vorfeld der Zeremonie. "Die Anerkennung von Jesus als König von Polen würde seine Rolle und Bedeutung verkleinern." Seine Mission, Herrschaft und Macht würden dadurch beschränkt. Nach der Kirchenlehre gilt Christus als "König des Universums".

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Polen ist gespalten, seit die neue nationalkonservative Regierung im Eiltempo den Staat umbaut und dabei die Macht des Verfassungsgerichts und der Medien beschneidet. Aber wo steht in diesem Streit die katholische Kirche? (Artikel vom Januar 2016)

In Polen macht sich unter anderem die von einem ehemaligen Jesuiten gegründete Vereinigung "Rose" für die Anerkennung Jesu als "König von Polen" stark. Dazu organisiert die Gruppe seit Jahren immer wieder Märsche. Ihr Argument: König Johann II. Kasimir habe bereits 1656 ein feierliches Gelöbnis vor dem Bildnis der Muttergottes abgelegt und sie offiziell zur "Königin von Polen" erklärt. Bis heute wird Maria landesweit in jeder Messe als polnische "Königin" angesprochen.

2006 hatte die katholische Kirche etwa 40 polnische Abgeordnete kritisiert, die Jesus ebenfalls zum König des Landes ausrufen wollten. 2011 verurteilten die Bischöfe die Idee, Jesus zum "König von Polen" zu ernennen. Jeder, der sich der entsprechenden Bürgerbewegung anschließe, stehe außerhalb der Kirchengemeinschaft, mahnten sie. Dziwisz suspendierte damals einen Priester, der massiv für eine Inthronisierung Jesu zum König von Polen geworben hatte.

Kritiker des Festakts warfen jetzt der Kirche vor, sie schmiede ein politisches Bündnis mit der amtierenden nationalkonservativen Regierung, indem sie Jesus zum "König von Polen" küre. Sie pochen stattdessen auf eine Trennung von Staat und Kirche. Einige Priester sprachen sich hingegen dafür aus, Jesus ausdrücklich als "König von Polen" zu würdigen und bemängeln den Verzicht auf diesen Titel. (KNA)

19.11.2016, 18:00 Uhr: Ergänzt um Erzbischof Gadecki und Kritiker