Polizei vernimmt Kardinal Pell im Vatikan
Die Polizei hat den ranghöchsten australischen Katholiken, Kardinal George Pell, im Vatikan wegen Missbrauchsvorwürfen vernommen. Der 75 Jahre alte Pell habe alle Vorwürfe zurückgewiesen, teilte die australische Polizei im Bundesstaat Victoria auf Nachfrage des Senders ABC am Mittwoch mit.
Pell: Arbeite weiter mit der Polizei zusammen
Der Vatikan will sich nicht näher zu den Missbrauchsvorwürfen äußern. Jenseits dessen, was der Papst und Pell selbst zu diesem Thema bereits gesagt hätten, gebe es keinen Kommentar, erklärte Vatikansprecher Greg Burke am Mittwoch vor Journalisten.
Pell ist seit 2014 Leiter des vatikanischen Wirtschaftssekretariates und lebt in Rom. Der frühere Erzbischof von Melbourne steht seit Jahren in der Kritik, weil er Fälle sexuellen Missbrauchs durch kirchliche Würdenträger in seiner Diözese unter den Tisch gekehrt haben soll. Im Juli erhoben zwei Männer dann direkte Missbrauchsvorwürfe gegen ihn: Pell habe sie als Jungen in den 70er Jahren unsittlich angefasst, sagten sie.
"Der Kardinal hat alle Vorwürfe von sexuellem Missbrauch zurückgewiesen und dies wiederholt, und er arbeitet weiter mit der Polizei zusammen, bis diese Untersuchung abgeschlossen ist", zitierte ABC aus einer Stellungnahme Pells. Bereits im März war Pell in einer Videoschaltung von der Missbrauchskommission in Melbourne wegen den Vorwürfen einer Missbrauchsvertuschung befragt worden.
Papst Franziskus hatte sich Ende Juli beim Rückflug vom Weltjugendtag in Krakau zu den Vorwürfen geäußert und vor einer Vorverurteilung gewarnt. Die ersten Nachrichten über die 40 Jahre zurückliegenden Vorwürfe seien "verwirrend". Man müsse erst das Urteil der Justiz abwarten und dürfe nicht schon vorher ein Medienurteil fällen. "Sobald die Justiz gesprochen hat, werde ich sprechen", sagte der Papst damals. (gho/dpa/KNA)
26.10.2016, 14.30 Uhr: ergänzt um Stellungahme des Vatikan