Priester - ein Dienst mit Zukunft?
Vor wenigen Tagen veröffentlichte der Münsteraner Priester Thomas Frings sein Buch "Aus, Amen, Ende?". Darin gibt der 56-Jährige Einblick in sein Seelenleben als Pfarrer und macht Vorschläge für radikale Reformen in der Kirche. Frings hatte im vergangenen Jahr bundesweit Bekanntheit erlangt, als er in einer persönlichen Stellungnahme auf Facebook eine düstere Bilanz seiner Arbeit als Pfarrer gezogen hatte. "Ich habe den Glauben daran verloren, dass sich der Weg, auf dem ich als Gemeindepfarrer mit Freude und Engagement gegangen bin, ein zukunftsweisender ist", hieß es in der Erklärung unter anderem.
Frings Stellungnahme löste eine breite Debatte über den Priesterberuf und die Erwartungen von Kirche und Gläubigen gegenüber Pfarrern aus. Was müssen Priester in der heutigen Zeit leisten? Und was können Sie leisten? Wie können Geistliche in ihrer täglichen Arbeit unterstützt werden? Wo können sie im Umgang mit Gefühlen von Frust, Überforderung und Vereinsamung Hilfe bekommen?
Studienhalbtag zur Zukunft des priesterlichen Dienstes
Keine Frage: Der Priesterberuf gilt - auch wegen des Nachwuchsmangels - als Beruf in der Krise. Das wissen auch die Bischöfe, die sich dem Problem bei ihrer heute beginnenden Frühjahrs-Vollversammlung im Kardinal Schulte Haus in Bergisch Gladbach zuwenden wollen. Im Rahmen eines Studienhalbtages unter dem Titel "Zukunft und Lebensweise des priesterlichen und bischöflichen Dienstes" wollen die Bischöfe die veränderten Anforderungen an den Priesterberuf in den Blick nehmen und dabei wohl auch die eigene Rolle und Identität kritisch hinterfragen. Schwerpunkte des Tages dürften die Herausforderungen im priesterlichen Alltag - vor allem in den zahlreicher werdenden Großpfarreien - und Ideen für eine bessere Unterstützung von Pfarrern sein.
Linktipp: Ein Panorama voller Möglichkeiten
Am Montag treffen sich die deutschen Bischöfe zu ihrer Frühjahrs-Vollversammlung im Kardinal-Schulte-Haus in Bergisch Gladbach. Katholisch.de stellt den Tagungsort und das gastgebende Erzbistum Köln vor.Die Diskussion ist gewissermaßen das Gegenstück zu einem Studientag bei der Herbst-Vollversammlung 2014. Damals hatten die Bischöfe vor dem Hintergrund der sich verändernden pastoralen Strukturen in den Bistümern über Stellung und Aufgabe der Laien gesprochen und Thesen für das Miteinander von Laien und Priestern formuliert. Als eine Frucht des Tages war später das bischöfliche Wort "Gemeinsam Kirche sein" entstanden.
Ein weiteres Thema der Vollversammlung wird das laufende Reformationsgedenken sein. Wenige Tage vor dem Buß- und Versöhnungsgottesdienst am 11. März in Hildesheim - einer der wichtigsten Veranstaltungen von katholischer und evangelischer Kirche in diesem Jahr - wollen die Bischöfe auf die bisherigen ökumenischen Akzente des Gedenkjahres zurückblicken.
Spannung versprechen darüber hinaus die beiden Pressegespräche bei der Vollversammlung (jeweils im Livestream bei katholisch.de). Am Dienstag wollen der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck, der innerhalb der Bischofskonferenz auch Vorsitzender der Kommission für gesellschaftliche und soziale Fragen ist, Caritas-Präsident Peter Neher und der Sozialethiker Gerhard Kruip vor Journalisten das Thema "Gesellschaftlicher Zusammenhalt oder Auflösung des Gemeinwohls? Aktuelle Fragen im Spannungsfeld von sozialer Gerechtigkeit, wachsendem Populismus und dem Auftrag der Kirche" erörtern. Sieben Monate vor der Bundestagswahl wird es dabei sicher auch um "Fake News" und die Frage gehen, wie man solchen bewussten Falschinformationen auch im kirchlichen Raum begegnen kann.
Am Mittwoch spricht Passaus Bischof Stefan Oster, der Vorsitzende der Jugendkommission, mit Vertretern der katholischen Jugend über pastorale Herausforderungen und die für Oktober kommenden Jahres geplante Jugendsynode im Vatikan. Die Synode unter dem Titel "Die Jugend, der Glaube und die Berufungsunterscheidung" schließt an die beiden Bischofstreffen zu Ehe- und Familienfragen 2014 und 2015 an. Vorrangig soll es um die Frage gehen, wie junge Katholiken zu einer aktiven Beteiligung in Kirche und Gesellschaft ermutigt werden können. Ähnlich wie vor der Familiensynode soll auch dieses Mal die Meinung der Gläubigen eingeholt werden. Ein entsprechender Fragebogen des Vatikan sollte eigentlich bereits Anfang März online gehen, hat sich aber noch einmal um ein paar Wochen verzögert.
Lagebericht des Sonderbeauftragten für Flüchtlingsfragen
Weitere Themen der Vollversammlung sind der Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung sowie neue kirchliche Formate im öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Außerdem wird der Sonderbeauftragte für Flüchtlingsfragen, Hamburgs Erzbischof Stefan Heße, einen aktuellen Lagebericht abgeben. Laut offiziellen Zahlen der Bischofskonferenz wendeten die Bistümer und Hilfswerke allein bis Ende Juli vergangenen Jahres 79,5 Millionen Euro für die Flüchtlingshilfe auf. Neben der finanziellen Hilfe unterstützt die Kirche ganz konkret vor Ort: Im Laufe des Jahres 2016 fanden rund 28.000 Flüchtlinge in fast 1.400 kirchlichen Gebäuden eine Bleibe. Getragen wurde die Hilfe aus dem Raum der Kirche von etwa 5.900 hauptamtlichen Mitarbeitern und mehr als 100.000 ehrenamtlich Engagierten.
Fester Programmpunkt der Vollversammlung sind schließlich mehrere Gottesdienste: Am Montag um 18.30 Uhr feiern die Bischöfe den Eröffnungsgottesdienst im Kölner Dom, die weiteren Gottesdienste finden dann jeweils um 7.30 Uhr im Kardinal Schulte Haus statt.