Zwischen Kennenlernen der Ordens-Vielfalt und ungeliebtem Besuch

Pro und Contra: Braucht es den "Tag der offenen Klöster"?

Veröffentlicht am 21.04.2018 um 00:01 Uhr – Lesedauer: 
Orden

Bonn ‐ Der "Tag der offenen Klöster" soll einen Blick hinter die Klostermauern ermöglichen. Felix Neumann findet, das kann zu guten Begegnungen führen. Agathe Lukassek widerspricht: Ordensleute wollen Ruhe.

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Pro: Gemeinsam Öffentlichkeit schaffen

In ganz Deutschland öffnen Klöster ihre Türen – gut so! Auch wenn das in bekannten Klöstern eigentlich gar nicht nötig wäre: Denn viele Ordensniederlassungen sind das ganze Jahr über geistliche Zentren, die allen offen stehen. Orden empfangen Gäste zu Einkehrtagen, Bildungsangeboten und Exerzitien. Kaum eine Klosterkirche, an der man nicht zusammen mit der Kommunität beten und die Messe feiern kann.

Der Tag der offenen Klöster betont all das – und ist eine Gelegenheit, die Vielfalt des Ordenslebens in Deutschland kennen zu lernen. Klöster zeigen damit, dass sie in eine Gesellschaft und zu einer Gesellschaft gehören, und dass sie geistliche Wegmarken und Zentren nicht nur für die sind, die sie ohnehin schon kennen und dort ganz selbstverständlich das Jahr über sind.

Nicht zu vernachlässigen ist auch ein ganz weltlicher Aspekt: Was selbstverständlich ist, ist oft nicht interessant, erst recht nicht für die Medien. Gute, kontinuierliche Arbeit ist keine Nachricht. Ein Tag der offenen Klöster ist eine Nachricht – und dank der vielen teilnehmenden Gemeinschaften nicht nur eine Nachricht, sondern sehr viele Nachrichten in sehr vielen lokalen Medien – dort, wo man die Menschen erreicht. Gut ist daher nicht nur, dass Klöster ihre Türen öffnen (wie immer), sondern dass sie in einer professionellen und sympathischen konzertierten PR-Aktion darauf hinweisen. Damit erreichen sie auch Menschen, die sonst nicht darauf aufmerksam geworden wären. Für die Orden und ihre Sendung bedeutet das große Chancen: Neue Begegnungen mit dieser alten Lebensform schaffen. Das Charisma eines bestimmten Ordens zeigen. Die Spiritualität einer großen geistlichen Tradition Suchenden anbieten – und vielleicht sogar Berufungen wecken.

Ordensleben ist immer auch zeichenhaftes Leben. Dass die Orden ihre geistlichen Schätze so in die Öffentlichkeit bringen, ist ein wertvoller Dienst in einer Mediengesellschaft, die Orden oft nur aus dem Fernsehen kennt.

Von Felix Neumann
Kirchentür bitte schließen
Bild: ©katholisch.de

Eine Einladung sieht anders aus. Manche Klöster scheinen ihre Pforten gar nicht öffen zu wollen.

Contra: Wenn ihr nicht wollt...

Ein "Tag der offenen Klöster", das ist doch eigentlich eine tolle Veranstaltung. In der Theorie ist die Idee gut: Ordensleute zeigen sich und ihren Alltag, treten in Kontakt mit der Gesellschaft und können zeigen, dass sie so exotisch gar nicht sind. In der Praxis hapert es aber: Zum einen öffnen gar nicht so viele Klöster an diesem Samstag die Türen. Es gibt rund 20.000 Ordensleute in Deutschland – mehr als drei Viertel von ihnen Frauen – in mehr als 1.500 Niederlassungen. Aber nur etwas mehr als 200 Konvente, Kommunitäten, Abteien und Klöster machen am heutigen Aktionstag mit. Beim ersten "Tag der offenen Klöster" vor vier Jahren waren es knapp 350. Allein am vielbesungenen Ordenssterben kann es nicht liegen.

Sicher gibt es nicht wenige Niederlassungen, die so überaltert sind, dass sie so einen "Tag der offenen Tür" nicht leisten können. Aber es scheint auch viele Gemeinschaften zu geben, die es nicht wollen. Denn Fakt ist, dass die meisten Klöster in irgendeiner Art immer einen "Tag der offenen Tür" haben: Sie sind Gastgeber und bieten Besinnungstage, Tagungsräume oder einfach einen Biergarten mit Rastmöglichkeit für Ausflügler an. Die Menschen aus der Umgebung kennen Schwester X oder Bruder Y mit Namen und Gesicht, weil diese in der Gemeindearbeit aktiv sind. Hand aufs Herz: An solchen Orten, die stets immer offen sind, braucht es keinen eigenen "Tag der offenen Klöster". Sie geben sich Mühe und bieten einen Tag mit Begegnung, Gespräch und Informationen zur eigenen Spiritualität an. Bravo!

Aber genauso gibt es leider auch Klöster, in denen Besucher immer nur den "Tourismusbetrieb" mitbekommen, weil eben kein Ordensmann oder keine Ordensfrau im Klosterladen hinter der Theke steht, sondern weltliche Angestellte. Oder Orden, die zwar zu ihren Gebetszeiten einladen, wo die Besucher in der Kirche allerdings zig Meter von den Mönchen im Chorgestühl entfernt sind und schon aus akustischen Gründen nicht mitbeten können. Wenn dann auch noch keine Gebetsbücher bereitgestellt werden, können die Besucher nicht anders, als nur zuzuschauen statt aktiv am Stundengebet der Kirche teilzuhaben.

Ein Besuch an solchen Orten lässt bei Katholiken, die an der Sache interessiert sind, einen schalen Nachgeschmack zurück: Diese Ordensleute scheinen nicht interessiert zu sein an einem Austausch mit "der Welt", mit Menschen aus "der Gesellschaft". Tatsächlich tauchen diese Niederlassungen nicht auf der Liste der teilnehmenden Klöster auf. Aber auch unter denen, die teilnehmen, heißt es an einigen Standorten "von 16 bis 18 Uhr" oder "von 18 bis 19 Uhr – Teilnahme an der Vesper". Ein kurzes Zeitfenster von zwei Stunden an einem Samstagnachmittag? Eine Teilnahme nur am Abendgebet – meinen die das ernst? Da organisiert die Deutschen Ordensobernkonferenz einen eigentlich sinnvollen Aktionstag, aber viele der rund 1.500 Klöster sagen damit nur aus: Wir wollen eigentlich niemanden einladen. Schade eigentlich.

Von Agathe Lukassek